Eifrige Ladendetektive machen in Ostschweizer Migros-Filialen Jagd auf mutmassliche Ladendiebe. Dass sie dies auf fragwürdige Weise tun, zeigen nun geleakte Screenshots aus dem vermeintlich internen Whatsapp-Chat einer privaten Sicherheitsfirma aus dem Grossraum St. Gallen.
«Diebstahl im Migros Neumarkt. Wollte mit Gewalt flüchten. Komplettprogramm», schreibt etwa ein Sicherheitsmann namens Andreas* unter das Foto eines verdutzt dreinschauenden Mannes. An anderer Stelle erntet ein Detektiv Daumen-hoch-Emojis und Zwinker-Smilies für das Stoppen eines Langfingers.
Opfer von Leak ärgert sich
In den Whatsapp-Chats tauschen die Laden-Spürnasen der Sicherheitsfirma sorglos sensible Daten wie Namen, abfotografierte Identitätskarten und Hausverbote angeblicher Diebe aus. Mehrere Betroffene sind auf Bildern in verhörähnlichen Situationen zu sehen.
Einer von ihnen ist Kunde Bruno S.* Er ärgert sich gegenüber BLICK: «Das ist ein Skandal! Ich habe im Stress vergessen, zwei Produkte einzuscannen. Dann wurde ich von einem unfreundlichen Detektiv schikaniert – und jetzt machen auch noch meine Daten im Internet die Runde!»
«Werden nötige Massnahmen und Schritte einleiten!»
Dem orangen Riesen sind die kursierenden Protokolle äusserst unangenehm. «Das Vorgehen der beauftragten Sicherheitsfirma ist nicht im Sinn der Migros und widerspricht klar den vertraglich festgelegten Regelungen», teilt Andreas Bühler, Kommunikationschef der Migros Ostschweiz, auf Anfrage von BLICK mit.
Er fügt an: «Wir werden die nötigen Massnahmen und Schritte rasch einleiten, damit alle Datenschutzvorgaben eingehalten werden, sowie dafür besorgt sein, dass sich die involvierte Firma strikte an die vertraglichen Bestimmungen hält.»
Anwalt verteidigt Sicherheitsfirma
Der Chef der Sicherheitsfirma möchte sich zu den Chat-Konversationen seiner Mitarbeiter nicht äussern. Sein Anwalt betont, dass es sich um einen internen Chat für Angestellte handle, der Personen von ausserhalb nicht zugänglich gewesen sei. Am Ursprung des Leaks stehe ein inzwischen freigestellter Mitarbeiter, gegen den man Strafanzeige eingereicht habe.
Was den Datenschutz betreffe, so gelte es laut dem Anwalt festzuhalten, dass Whatsapp-Unterhaltungen schon seit 2014 einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung unterliegen. Auch für den regen Chatverkehr der Sicherheitsmänner hat der Jurist eine Erklärung: «Mit dem Ertappen von Dieben motivieren sie sich gegenseitig. In letzter Konsequenz geht es dabei auch um den Konsumentenschutz!»
*Name geändert