Es ist Freitag, der 17. Januar: Die 23-jährige Ostschweizerin J.K.* erledigt wie üblich ihren Einkauf in der Migros-Filiale am Neumarkt in St. Gallen. K. kauft nebst Artikel für ihren privaten Gebrauch auch Haushaltsprodukte für ihre WG ein. Dabei zahlt sie separat – wie üblich.
Während sie durch die Filiale geht, um die Produkte einzukaufen, scannt sie die Utensilien, die sie für die WG kauft, bereits mit dem Self-Scanner ein. «Damit der Bezahlvorgang schneller geht», wie sie gegenüber BLICK sagt. Ausserdem findet sie es sehr praktisch, «da man so gerade den Gesamtbetrag sieht». Ihren persönlichen Einkauf will sie – wie immer – separat an der Self-Checkout-Kasse bezahlen.
Mitarbeiter glauben ihr nicht
An der Selfscanning-Kasse angekommen, bezahlt sie den Einkauf für die WG, wird aber danach zur Stichprobe aufgerufen. Aber: In ihrem Körbchen liegen noch die Einkäufe für ihren privaten Gebrauch – und die hat sie natürlich noch nicht gezahlt. Der Mitarbeiterin erklärt sie, warum ein Teil der Produkte noch nicht bezahlt sind, doch diese holt den Filialleiter und den Ladendetektiv.
Dass dieses Vorgehen für Stirnrunzeln sorgen könnte, hat sie sich schon gedacht. «Aber meiner Erfahrung nach beobachten die Ladendetektive einen bis zum Schluss, wenn es einen Verdacht gibt», sagt K., die selber mehrere Jahre lang als Kassiererin bei der Migros arbeitete.
Trotz Beweisen – Busse von 200 Franken
Sie kommt ins Diebstahlbüro. Dort erfährt sie, dass sie bereits vorgemerkt ist. Die gleiche Art zu zahlen habe bei Ladendetektiven schon einen Monat zuvor zur Skepsis gesorgt. Dem Sicherheitsdienst liege ein Video vor, dass sie bei einem angeblichen Ladendiebstahl zeigt.
J.K. zeigt ihre Online-Quittungen: Immer ist darauf zu sehen, dass sie die Einkäufe splittet, dass sie immer zwei Mal bezahlt. «Damals habe ich innerhalb von 10 Minuten zwei Einkäufe gezahlt, den einen an der Self-Scanning-Kasse, den anderem beim Self-Checkout.»
Das Video darf sie nicht sehen. Ihre Personalien werden aufgenommen. Und dann der Schock: Sie kriegt eine Busse von 200 Franken und ein Hausverbot für zehn Jahre für die gesamte Migros Ostschweiz!
«Mir wurde mit Misstrauen begegnet»
Empört geht sie nach Hause. «Ich empfinde es als eine Frechheit, so behandelt und kriminalisiert zu werden», sagt sie. Schliesslich habe sie die Artikel weder bereits eingepackt noch Anstalten gemacht, damit die Ladenfläche zu verlassen. «Ich habe mehrere Beweise vorweisen können. Aber statt wie ein gutgläubiger Kunde behandelt zu werden, wurde mir mit einer misstrauischen Grundhaltung begegnet.»
K. hat klare Forderungen an die Migros: Sie will, dass sie «von jeglichem Verdacht des Ladendiebstahls befreit wird, die Busse und das Hausverbot aufgehoben werden.»
Migros krebst zurück
Vor allem aber möchte sie, dass die Migros ihr System überdenkt. So würden diese Missverständnisse entstehen. Mittlerweile hat sich die Migros Ostschweiz bei ihr gemeldet. «Sie haben sich mehrmals bei mir entschuldigt», wie sie sagt. Die Busse und das Hausverbot sind aufgelöst, wie K. BLICK mitteilt.
Die Migros nimmt gegenüber BLICK Stellung: «Unsere Abklärungen haben ergeben, dass sich durch eine Verkettung unglücklicher Umstände ein falscher Verdacht gegen die Kundin der Migros Neumarkt ergeben hat.» Man habe sich bei ihr entschuldigt.
* Name der Redaktion bekannt