«Wir rechnen mit grösseren Murgängen»
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Stabschef Hanspeter Speich:«Wir rechnen mit grösseren Murgängen»

Klimatologe erklärt, was uns in der Zukunft erwartet
Sind solche Rutschungen wie in Schwanden normal?

Der Hangrutsch in Schwanden GL schreckt auf. Wird es in Zukunft jetzt mehr solche Naturkatastrophen geben? Ein Klimatologe erklärt, worauf wir uns gefasst machen müssen.
Publiziert: 30.08.2023 um 17:53 Uhr
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Aktualisiert: 31.08.2023 um 08:28 Uhr
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Stephan Bader, Klimatologe beim Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie Meteo Schweiz.
Foto: Zvg
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Georg NopperRedaktor News

Am Dienstag hat sich in Schwanden GL ein grosser Erdrutsch ereignet. Mindestens sechs Gebäude wurden zerstört. Bereits im Vorfeld waren gegen 100 Personen evakuiert worden. Dank dieser Massnahme wurde niemand verletzt.

Doch die Behörden warnen: Es kann zu weiteren Erdrutschen kommen. Sind solche Rutschungen normal zu dieser Jahreszeit nach dem Hochsommer? Nimmt die Zahl solcher Ereignisse wegen des Klimawandels zu?

Stephan Bader (63) vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie Meteo Schweiz zu Blick: «Grosse Niederschlagsmengen innerhalb kurzer Zeit sind bekannt dafür, dass sie Erdrutsche auslösen.» Für Erdrutsche seien primär nicht die Saisonsummen der Niederschläge, sondern die Summen während eines massiven Ereignisses massgebend, erklärt der Klimatologe.

Heisst: Entscheidend ist die Regen-Menge innert kurzer Zeit und nicht über einen längeren Zeitraum.

Keine alltäglichen Niederschlagssummen

«Im Kanton Glarus fielen während der Unwetter über das vergangene Wochenende lokal Dreitagessummen, die nur alle 5 bis 10 Jahre oder sogar nur alle 10 bis 20 Jahre zu erwarten sind.» Am Messstandort Glarus fiel laut Bader eine Dreitagessumme von 132 Millimetern. Das seien rund 70 Prozent einer durchschnittlichen Augustsumme. «Solche Niederschlagsmengen sind also nicht alltäglich», sagt Bader.

Gemäss Meteo Schweiz können Starkregen in Zukunft wegen der fortschreitenden Erwärmung intensiver werden. Bader: «Eine wärmere Atmosphäre kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen und transportieren. Wenn in Zukunft Starkregen fallen, dann ist damit zu rechnen, dass sie häufig mit grosser Intensität fallen.»

Verhängnisvolle Schwerkraft

Bei starkem und anhaltendem Regen werden die Bodenschichten derart aufgelöst, dass die Schwerkraft am Hang Rutschungen verursachen kann. Aufgrund der weiterhin kritischen Lage in Schwanden könnten weitere Evakuierungen nötig werden. Den Behörden zufolge gibt es nach wie vor viel Wasser im betroffenen Gebiet. Es ereignen sich Murgänge mit Wasser, Schlamm und Steinen.

Immerhin: An der Wetterfront gibt es in den nächsten Tagen etwas Entspannung. Am Donnerstag sind nur noch vereinzelte und leichtere Regenfälle zu erwarten.

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