Armee soll Notbrücke bauen
Wie die Gemeinde am Freitagabend bei einer Information mitteilte, seii die Erschliessung des Schadenplatzes in Schwanden ein Problem. Man habe deshalb bei der Armee einen Antrag für den Bau einer Notbrücke gestellt.
Erst ein Drittel des Materials abgerutscht – weitere Evakuierungen möglich
Die von den Erdrutschen betroffenen Einwohnerinnen und Einwohner in Schwanden GL erhalten Informationen zu ihrer Situation neu über die «HelpApp Wagenrunse». Derweil drohen weitere Murgänge. Das Wohnquartier bleibt bis auf Weiteres gesperrt.
Wann die Betroffenen wieder zurück in ihre Häuser in den Sperrzonen dürfen, sei derzeit unklar, sagten die Behörden am Freitagabend an einer Informationsveranstaltung in Schwanden. Vielmehr müssen sie mit zusätzlichen Evakuierungen rechnen. Erst ein Drittel des absturzgefährdeten Materials ist abgerutscht.
Wer keine Kleider holen könne, dürfe gespendete gratis beziehen
Inzwischen konnten tagsüber zweistündige Teilzutritte in Teile des Sperrgebiets gewährt werden. Wer dabei keine Möglichkeit gehabt habe, Kleidung für die kälteren Tage zu holen, dürfe gespendete gratis beziehen.
Das betroffene Quartier werde künftig in eine rote Gefahrenzone umgezont. Dies bedeutet auch starke Einschränkungen für die Bewohnbarkeit. Derweil prüfen die kantonalen Behörden die Versicherungslage für den Fall, dass Geschädigte nie mehr in ihre Häuser zurück können.
Bewohner von Schwanden durfte für zwei Stunden nach Hause
Die von weiteren Murgängen bedrohten Einwohnenden aus Schwanden haben am Donnerstag während zwei Stunden Gegenstände aus ihren Häusern bergen dürfen. Sie wurden dabei jedoch überwacht und konnten nicht mit Autos oder Lastwagen in die Sperrzone fahren.
Nur Personen, deren Häuser in der «Sperrzone grün» liegen, durften die zweistündigen Zeitfenster nutzen, wie die Gemeinde Glarus Süd am Donnerstagnachmittag mitteilte. Diese Sperrzone liegt rechts und links von der Rutschung, die sich Ende August gelöst hatte.
In der darunterliegende «Zone blau» dürfen seit Montag über 30 Unternehmen tagsüber arbeiten. Dieser Zugang solle noch bis am 17. September andauern, schrieb die Gemeinde weiter.
50'000 Franken Soforthilfe für Betroffene
Der Regierungsrat des Kantons Glarus hat der Gemeinde Glarus Süd 50'000 Franken an Soforthilfe für Direktbetroffene zugesichert. Das Geld wird dem Sozialfonds des Kantons entnommen. Das verkündete die Gemeinde in einer am Mittwoch versendeten Medienmitteilung.
Die Situation sei seit einigen Tagen unverändert, aber immer noch sehr gefährlich, betonte Sprecher Hansruedi Galliker auf Blick-Anfrage. «Die Naturgefahrenkommission der Gemeinde Glarus Süd arbeitet mit Fachspezialisten in Naturgefahren und zwei Geologenfirmen zusammen, die sich seit Jahrzehnten mit Naturgefahren und Rutschprozessen auseinandersetzen», so Galliker weiter. Das genau Ausmass der Schäden sei noch nicht klar, aber es seien leider Schäden in Millionenhöhe zu verzeichnen.
Der Gemeindeführungsstab hat den Opfern des Erdrutsches zuletzt weitere Teilzugänge in definierten Zeitfenstern zu ihren Wohnungen ermöglicht. Voraussetzung war, dass diese in Zonen liegen, in denen das Restrisiko als vertretbar beurteilt wurde. Am Dienstag konnten Haustiere geborgen werden, am Mittwoch durften Betroffene erneut private Gegenstände bergen. Die Schaffung weiterer Teilzugänge werde laufend geprüft. Die Sozialberatung für die Opfer des Erdrutsches in Schwanden werde zudem rege in Anspruch genommen.
Gebäudeschäden werden von Versicherung übernommen
Die von den Erdrutschen in Schwanden GL verursachten schweren Schäden an Gebäuden, Hausrat und Gerätschaften von Firmen werden alle von Versicherungen übernommen. Das teilte die Gebäudeversicherung Glarnersach am Mittwoch mit.
Das Schadenereignis gelte versicherungstechnisch als Elementarereignis, schrieb die öffentlich-rechtliche Versicherung. «Damit ist die Versicherungsdeckung für versicherte Sachen gegeben.»
Alle Gebäude im betroffenen Gebiet seien bei der Glarnersach gegen Elementarschäden zum Neuwert versichert. Sofern zudem eine Versicherungspolice für Hausrat und Betriebsausrüstung bestehe, werde die entsprechende Versicherungsgesellschaft auch für diese Schäden einstehen, versicherte die Gebäudeversicherung.
Bei der Glarnersach versicherte Personen dürften auf eine grosszügige Auslegung der Deckung sowie eine rasche und unbürokratische Schadenerledigung zählen, hiess es in der Mitteilung. Für zerstörten Hausrat werde die Versicherung sofort Zahlungen leisten. Sie übernimmt auch Aufwendungen für erhöhte Lebenshaltungskosten wegen der Unbenutzbarkeit der betroffenen Räume.
Für die Regulierung der Gebäudeschäden dürfte laut der Gebäudeversicherung allerdings von alle Beteiligten Geduld gefragt sein. Erst wenn der Zugang zum Gebiet uneingeschränkt möglich sei, könnten Schadenaufnahmen erfolgen.
Vorerst ist das Gefahrengebiet aus Sicherheitsgründen gesperrt. Es drohen weiterhin grosse Erd- und Geröllmassen abgleiten. Somit könne über die Schadenhöhe vorerst nur spekuliert werden, erklärte die Versicherung. «Sicher wird es eines der teuersten Schadenereignisse der letzten 30 Jahre», schrieb die Glarnersach.
Gewerbler durften für fünf Stunden ins Erdrutschgebiet
Gewerbetreibende aus dem evakuierten Erdrutschgebiet von Schwanden GL haben am Montag ihre Betriebe und Firmen während fünf Stunden aufsuchen können. Möglich wurde das dank geringeren Aktivitäten im vorderen Teil der Geröllinsel, wie die Gemeinde Glarus Süd mitteilte.
Die Naturgefahrenkommission der Gemeinde prüfe weiterhin täglich, ob für die verschiedenen Anspruchsgruppen erneut Zeitfenster geschaffen werden könnten, hiess es in der Mitteilung.
Am Sonntag etwa konnte ein Teil der Evakuierten ihre Fahrzeuge – Autos, Motorräder und Velos – aus dem Sperrgebiet holen. Und am Freitag hatten Besitzerinnen und Besitzer von Haustieren eine Stunde Zeit, um ihre Tiere zu bergen oder sie mindestens zu versorgen. An allen Tagen wurde der Zutritt aber nur in den Teil der Sperrzone mit dem geringsten Restrisiko gewährt.
Dauer der Evakuierung weiter unklar
Das Rutschungsgebiet wurde von der Naturgefahrenkommission und den beigezogenen Geologen in verschiedene Zonen eingeteilt. «Bei den zentraleren Zonen mit hoher und höchster Gefahr kann an ein Betreten noch lange nicht gedacht werden», schrieb dazu die Gemeinde.
Die Dauer der Evakuierung der knapp 100 Personen könne nach wie vor nicht abgeschätzt werden. Solange die Rutschung noch aktiv sei, könnten zudem weder das Ausmass der Schäden noch die Schadensumme beziffert werden, hiess es.
Nach ersten Schätzungen bewegen sich diese in Millionenhöhe. Und ein Ende sei noch nicht absehbar. «Glarus Süd wird die anfallenden Kosten nicht alleine stemmen können», erklärte die Gemeinde. Sie hat ein Spendenkonto eingerichtet.
Schwanden wehrt sich gegen Vorwürfe
In der Nacht auf Sonntag haben sich im Erdrutschgebiet von Schwanden GL wenige hundert Kubikmeter Geröll gelöst. Die Lage hat sich noch nicht entspannt.
Noch sei immer noch völlig unklar, wann, wie und in welchem Umfang sich die bislang verharrenden rund 60'000 Tonnen Erdmasse lösen würden, schrieb die Gemeinde Glarus Süd am Sonntag in einer Mitteilung. Wie am Tag zuvor bleibe die Lage kritisch und instabil.
Die Naturgefahrenkommission der Gemeinde Glarus Süd habe das Rutschungsgebiet in enger Zusammenarbeit mit den Geologen in verschiedene Zonen eingeteilt. Bei den zentraleren Zonen mit hoher und höchster Gefahr könne an ein Betreten noch lange nicht gedacht werden.
In den etwas periphereren Zonen hätten Teilzugänge während klar definierter Zeitfenster geschaffen werden können. Die Situation könne sich aber in kürzester Zeit wieder völlig verändern.
Sozialberatung soll bei Wohnungsnot helfen
In der Mitteilung hiess es, in den sozialen Netzwerken und einigen Medien werde kolportiert, dass die Gemeinde Glarus Süd der evakuierten Bevölkerung die Notunterkünfte entziehe und es in Kauf nehme, wenn jemand auf der Strasse stehe.
Das Gegenteil sei der Fall: Der Kanton Glarus und die Gemeinde Glarus Süd hätten für die betroffene Bevölkerung mit der Sozialberatung für die Opfer des Erdrutsches «eine sehr gute Drehscheibe geschaffen», die den evakuierten Menschen unbürokratisch helfe. Die Sozialberatung nehme Angebote für dauerhafte Wohnlösungen entgegen und vermittle diese an wohnungssuchende Menschen.
Gerieten Betroffene in finanzielle Nöte, so versuche die Sozialberatung zusammen mit der Hilfsstiftung Glarus Süd und der Winterhilfe ebenfalls unbürokratisch und schnell zu helfen.
Gemeinde beobachtet Situation weiterhin aufmerksam
Gegenüber den letzten Tagen habe sich die Situation etwas beruhigt, teilte die Gemeinde Glarus Süd am Samstag mit. Die Evakuation für die Häuser ab Werkhof/Werkdienst Richtung Elm habe aufgehoben werden können.
Es handle sich dabei um einen sehr kleinen Teil der 97 Evakuierten, präzisierte Gemeindepräsident Hansruedi Forrer auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Situation werde auch für diesen Perimeter weiterhin sehr aufmerksam beobachtet. Im Rutschgebiet der Wagenrunse werden laut Mitteilung nach wie vor häufige kleinere Abbrüche von Geröll registriert. Der Luftraum über der Rutschung sei für jeglichen Flugverkehr inklusive Drohnen gesperrt.
Am Samstag habe der Gemeindeführungsstab einem Teil der evakuierten Bevölkerung während definierten Zeitfenstern den Zutritt zu ihren Wohnungen gestattet. Dies, damit diese Personen die wichtigsten persönlichen Effekten hätten bergen können. Die Zeitfenster seien auf zehn Minuten beschränkt gewesen. Die für diese Aktion freigegebenen Häuser und Wohnungen lagen alle in einer Zone, in der die Fachleute das Restrisiko für den heutigen Tag als vertretbar bewerteten.
Kostenübernahme noch bis Dienstag
Ein grosser Teil der evakuierten Personen werde nicht mehr in die früheren Wohnungen zurückkehren können, hiess es in der Mitteilung weiter. Die Kosten für Hotelübernachtungen oder für Ferienwohnungen übernehme die Gemeinde Glarus Süd noch bis kommenden Dienstag. Danach gehe die finanzielle Verantwortung dafür an die betroffenen Personen über.
Für Betroffene haben die Gemeinde und der Kanton laut der Mitteilung eine Drehscheibe eingerichtet, die unbürokratisch Hilfe leistet. Die «Sozialberatung für die Opfer des Erdrutsches in Schwanden» nehme Angebote Gesuche für dauerhafte Wohnlösungen entgegen. Zudem können dort auch weitere Bedürfnisse angemeldet werden, zum Beispiel wenn evakuierte Personen auf einen finanziellen Engpass zusteuern.
Lässt Gemeinde Betroffene bei Unterkunft im Stich?
Am Freitag hat die Gemeinde Schwanden im Kanton Glarus die nach dem Erdrutsch evakuierten Personen darüber informiert, dass ab kommenden Mittwoch die Notunterkunft für die Betroffenen nicht mehr bezahlt wird. Die Evakuierten sind davon nicht begeistert.
«Wo soll ich denn bloss hin?», fragt eine Anwohnerin gegenüber «20 Minuten». Ein anderer Bewohner sagt nach einer Info-Veranstaltung am Freitagabend erbost: «Dieser Abend war ein Witz».
Wer ab Mittwoch keine Bleibe bei Verwandten oder Freunden gefunden habe, solle sich bei den sozialen Diensten melden, so die Gemeinde. «Ich bin doch keine Wanderh***», ärgert sich ein Mann, ein anderer schimpft: «Hätte ich gewusst, wie schlimm es ist, wäre ich gar nie hierhin gezogen.»
Situation nach Erdrutsch bleibt instabil
Die Situation im Erdrutschgebiet in Schwanden GL bleibt kritisch und instabil. Im Rutschgebiet der Wagenrunse werden zahlreiche Aktivitäten registriert, namentlich häufige kleinere Abbrüche von Geröll.
Gegenüber den letzten Tagen habe sich die Situation jedoch etwas beruhigt, teilte die Gemeinde Glarus Süd am Samstag mit. Der Luftraum über der Rutschung sei für jeglichen Flugverkehr inklusive Drohnen gesperrt. Die Evakuation für die Häuser ab Werkhof/Werkdienst Richtung Elm habe aufgehoben werden können.
Am Samstag habe der Gemeindeführungsstab einem Teil der evakuierten Bevölkerung während definierten Zeitfenstern den Zutritt zu ihren Wohnungen gestattet. Dies, damit diese Personen die wichtigsten persönlichen Effekten hätten bergen können.
Die Nacht im von einem Erdrutsch betroffenen Schwanden im Kanton Glarus ist nach Aussage der Polizei bei instabiler Lage relativ ruhig geblieben. Es könne zu weiteren Erdrutschen kommen, sagte ein Sprecher der Polizei am Mittwochmorgen zu Radio SRF.
Das Risiko weiterer Erdrutsche abzuschätzen, sei auch wegen der Dunkelheit schwierig. Bei Tageslicht werden Experten die Lage beurteilen, wie der Stabsoffizier der Kantonspolizei Glarus Richard Schmidt weiter sagte.
100 Personen evakuiert
Drei Häuser und zwei Scheunen seien durch den Erdrutsch vom Dienstag total zerstört worden. Zudem sei ein Gewerbebetrieb stark beschädigt worden, bilanzierte Schmidt im Gespräch mit SRF. Verletzt wurde niemand.
Fünf Haushalte und zwei Gewerbebetriebe in dem Gebiet waren bereits am Montag vor einer Woche evakuiert worden. Zudem herrschte seither ein Betretungsverbot. Bei der Polizei hiess es auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA nach dem Erdrutsch, der Gefahrenradius im Einzugsgebiet der Wagenrunse werde ausgedehnt. Gegen 100 Personen wurden evakuiert. (SDA)