Gerichtsprozess zu blutigem Pärli-Streit nach der Chilbi in Näfels GL
Sie rammte ihm ein 18-Zentimeter-Messer in den Bauch – er liebt sie trotzdem

Nach einem Chilbi-Besuch in Näfels GL endet ein Streit eines Pärchens 2017 blutig. Eine Frau rammt ihrem Partner ein Messer in den Bauch. Trotz allem: Die Täterin ist immer noch die Frau seines Lebens, sagt er vor Gericht.
Publiziert: 24.01.2023 um 16:53 Uhr
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Das Glarner Obergericht behandelte diese Woche einen Fall, in dem eine Frau angeklagt wurde, weil sie ihren Partner mit einem Messer schwer verletzt hatte.
Foto: Twitter

18 Zentimeter lang war das Messer, das sie ihrem Partner in den Bauch rammte. Das berichtet die «Südostschweiz». Zugetragen hat sich die heftige Auseinandersetzung, die blutig endete, im September 2017 an der Chilbi Näfels GL. Diese Woche musste sich die 36-jährige Polin für die Tat vor dem Glarner Obergericht verantworten.

Ende September 2021 hatte das Kantonsgericht die Frau bereits wegen versuchter vorsätzlicher Tötung verurteilt. Dagegen legte die Frau jedoch Berufung ein, weshalb das Obergericht nun über den Fall entscheiden musste. Während die Staatsanwaltschaft von versuchter vorsätzlicher Tötung spricht, bestehen Täter und Opfer darauf, dass es sich um einen Unfall handelte. Trotz des Angriffs liebt der Mann sie noch wie am ersten Tag, wie die Zeitung berichtet. «Für mich ist sie die Frau meines Lebens, sie hat mir immer geholfen», sagte der Mann vor Gericht. «Viele Verkettungen» hätten an dem Tag zu diesem Unfall geführt.

Nach Stichverletzung waren sieben Operationen notwendig

Der Chilbi-Abend beginnt feuchtfröhlich. Die beiden, die zu diesem Zeitpunkt bereits seit zwei Jahren ein Paar sind, besuchen mehrere Bars. Dementsprechend hoch ist der Alkoholpegel, wie die Blutwerte später zeigen.

Auf dem Heimweg kippt die Stimmung. Unter anderem wegen der Ex-Frau des Mannes kommt es zu einer Auseinandersetzung. Die frühere Ehe des Mannes, die er ihr zu Beginn der Partnerschaft verschweigt, sorgt immer wieder für Streit. So auch an dem Chilbi-Abend. Im Auto eskaliert der Konflikt, beide werden handgreiflich. Zu Hause angekommen rammt die Frau ihrem Freund ein Messer in den Bauch. Verzweifelt versucht sie danach, die Blutung der triefenden Wunde mit einem T-Shirt zu stoppen. Wegen Verletzungen des Dünndarms muss er innerhalb von vier Wochen sechsmal operiert werden. Sechs Monate später folgt eine siebte Operation.

Trotz der schweren Verletzungen ist der Mann überzeugt: «Sie wollte mich nicht töten.» Der Meinung ist auch die Angeklagte, welche die Tat laut dem erstinstanzlichen Urteil von Anfang an zugegeben hatte.

Machten seine Lügen sie zur Messerstecherin?

Ihr Partner habe ihr den Vorfall verziehen. Statt seine Partnerin zum Sündenbock zu machen, zieht er sich sogar selber in die Verantwortung: «Ich bin zu einem grossen Teil selber schuld, sie war sehr wütend auf mich wegen meiner Lügen vorher.»

Die Tat habe die beiden noch näher zusammen gebracht. «Es ist tragisch, dass das passieren musste, bis ich sie respektierte», so der Mann bei der gerichtlichen Befragung. Inzwischen nehme er sich mehr Zeit für die Partnerschaft und die beiden würden auch nicht mehr streiten. «Wir lieben uns.»

Die Verteidigerin der Polin plädiert, dass ihre Mandantin den Tod ihres Partners keinesfalls billigend in Kauf genommen habe und fordert eine Haftstrafe von 16 Monaten, die bei einer guten Prognose auf drei Jahre gewährt werden könne. Dem Staatsanwalt zufolge handelt es sich beim vorliegenden Fall mindestens um schwere Körperverletzung oder gar versuchte vorsätzliche Tötung. Das Urteil des Obergerichts wird in den nächsten Tagen schriftlich veröffentlicht. (dzc)

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