Es ist ein sonniger erster Freitag im Juni 2023: Die kleine Lia Z.* (†3) besucht mit ihrer Familie den Rheinfall in Schaffhausen. Ihr Vater postet ein Bild des Familienausflugs auf Instagram. Es zeigt Lia zusammen mit ihren beiden jüngeren Halbbrüdern. Die Kleine lächelt zaghaft in die Kamera. Es ist das letzte Bild auf Social Media, das sie lebend zeigt. Wenige Stunden später ist die Kleine tot.
Gemäss der Staatsanwaltschaft Glarus starb sie an mehrfacher, schwerer, stumpfer Gewalteinwirkung. Die Verdächtigen: ihr Vater und die Stiefmutter – beide 24 Jahre alt und serbische Staatsangehörige. Beide kamen in U-Haft, eine Strafuntersuchung wurde eröffnet.
Blick-Recherchen zeigen jetzt: Die Stiefmutter wurde inzwischen entlassen. Ist also doch der Vater für den Tod der Kleinen verantwortlich? Dabei soll der Papa laut seinem Ex-Arbeitgeber so dafür gekämpft haben, dass die Kleine zu ihm kommt. Gemäss den Grosseltern des Mädchens lebte diese zuvor bei einer Pflegefamilie und stammte aus einer ausserehelichen Beziehung des Vaters.
Patrick Fluri, Erster Staatsanwalt der Staats- und Jugendanwaltschaft des Kantons Glarus, bestätigt Blick: «Die Stiefmutter des verstorbenen Kindes ist seit September nicht mehr in Untersuchungshaft, der Beschuldigte befindet sich jedoch weiterhin dort.» Zum Verfahrensstand könne Fluri mit Rücksicht auf das Amtsgeheimnis lediglich mitteilen, dass die Strafuntersuchung noch läuft.
Auffällige Verletzungen
An diesem ersten Freitag im Juni wählten der Vater und die Stiefmutter gegen 20.20 Uhr den Notruf, weil die Kleine keine Luft mehr bekam. Die Rega rückte umgehend aus. Doch jede Hilfe kam zu spät – die Kleine starb noch vor Ort.
Die Polizei schrieb am Montag darauf, dass das verstorbene Mädchen zahlreiche Verletzungen aufwies. Diese seien auffällig gewesen, so Staatsanwalt Fluri auf Nachfrage von Blick.
Am Montagabend lagen die Ergebnisse der Obduktion vor. Wie die Staatsanwaltschaft des Kantons Glarus mitteilte, ergab die Untersuchung am Institut für Rechtsmedizin Zürich (IRMZ), dass der Tod der Kleinen «auf eine mehrfache, schwere, stumpfe Gewalteinwirkung» zurückzuführen sei. Hinweise auf ein Ersticken durch Nahrung oder Gegenstände fanden sich nicht.
Kritik auf Instagram
Die Betroffenheit in der Bevölkerung war gross: Einen Tag nach Bekanntwerden der Todesmeldung wurden Kerzen, Geschenke und Abschiedskarten vor dem Wohnblock der Familie niedergelegt. Auch ein Trauermarsch wurde organisiert.
Und auf Instagram erschienen weitere Kommentare unter dem Rheinfall-Bild. In einem wird auf Verletzungen vor dem Tod hingewiesen. So heisst es: «Ich habe das Foto gestern zum ersten Mal gesehen und es ist deutlich sichtbar, dass der Körper des kleinen Mädchens mit Hämatomen übersät ist. Sie hat dunkle Augenringe und eine aufgeplatzte Lippe.» Weiter folgt eine Kritik: «So viele Menschen hinterlassen ein Like und niemand hat das Sichtbare gesehen? Ich bin fassungslos, dass die Tragödie nicht verhindert werden konnte.»
*Name geändert