«Gute Reise kleiner Engel» – mit diesen Worten wird auf einer Karte Abschied von dem kleinen Mädchen (†3) aus Glarus genommen. Das Kind verstarb vergangenen Freitag aufgrund von schwerer Gewalteinwirkung. Ein Windrad, ein Stofftier und mehrere Kerzen liegen am Dienstag – einen Tag nach Bekanntwerden der Todesmeldung – neben der Karte und vor dem Wohnblock der Familie. Einsatzkräfte vom kriminaltechnischen Dienst der Kantonspolizei Glarus entnehmen in mehreren Tüten und Plastikbehältern Beweismaterial aus der Wohnung.
Für viele Menschen ist das Schicksal der Kleinen unverständlich. So auch für den ehemaligen Arbeitgeber des Vaters. Zu Blick sagt er: «Er hat so dafür gekämpft, dass sein Kind zu ihm kommt.»
Der Vater (24) sei vor rund drei Jahren als Hilfsmonteur für Lüftungsanlagen in seinem Unternehmen angestellt worden. Bis im Dezember 2022 sei dieser dort angestellt gewesen. «Er war aufgestellt und zuverlässig.» Gefehlt habe er zwar schon hin und wieder, doch nur, weil stets Termine mit den Behörden anstanden. «Wir mussten einmal das Gespräch mit ihm suchen, weil er eben gefehlt hat», sagt der Ex-Chef. «Wir legten ihm dann auch nahe, sich einen Arbeitgeber zu suchen, der etwas flexibler ist.»
Keine Anzeichen von Gewalt
Der Ex-Chef hält fest: «Es gab nie Anzeichen, dass er gewalttätig ist. Wir können uns nicht vorstellen, dass er das war.» Er kenne die ganze Familie: «Auch die anderen zwei Kinder haben wir immer wieder in der Freizeit getroffen. Und die Frau war zweimal bei unserem Weihnachtsessen dabei. Alles schien normal. Deshalb ist das alles unvorstellbar für uns.»
Wie die Grosseltern des Mädchens zu «20 Minuten» sagen, haben sie erst vergangenes Jahr von der Existenz des Mädchens erfahren. Sie stamme aus einer ausserehelichen Beziehung des Vaters. Laut den Grosseltern kann sich die leibliche Mutter nicht um das Kind kümmern. Die Kleine habe sich bis vor kurzem in einer Pflegefamilie aufgehalten. Von dort aus sei sie schliesslich zu ihrem Vater, ihrer Stiefmutter und den beiden Halbbrüdern gekommen. Laut der Grossmutter hat die Stiefmutter die Kleine wie ihr eigenes Kind aufgenommen.
Familie zog erst vor kurzem ein
Doch nun ist das Mädchen tot. Die Grosseltern sollen erst aus den Medien vom Tod erfahren haben. Auch wissen sie nicht, wo die beiden Enkel sind. «Die Behörden meinten nur, dass sie an einem neutralen Ort seien», so die Grossmutter.
Die Kleine hat laut der Polizei zahlreiche Verletzungen aufgewiesen. Der Staatsanwalt Patrick Fluri will Blick nicht sagen, welche Art von Verletzungen. Nur so viel: «Die Verletzungen waren auffällig.» Gemäss Obduktionsbericht ist sie aufgrund «mehrfacher, schwerer, stumpfer Gewalteinwirkung» gestorben.
Schreie aus der Wohnung
Gemäss Nachbarn ist die Familie erst vor rund zwei Monaten in die 5,5-Zimmer-Wohnung gezogen. Eine Nachbarin sagt zu Blick: «Sie haben sich riesig gefreut, dass sie nun so viel Platz haben.» Sie habe die Familie aber nicht näher gekannt. Ähnlich tönt es bei anderen Nachbarn. Eine Nachbarin gibt jedoch an: «Man hat oft Schreie aus der Wohnung gehört.»
Noch vergangenen Freitag schien die Welt für die kleine Familie perfekt. Auf Instagram postete der Vater ein Foto seiner drei Kinder am Rheinfall in Schaffhausen. Kurz danach kommt es zur Tragödie.