Es ist eine Tragödie, die viele Fragen aufwirft. Oberhalb von Bivio GR sind am Samstag ein Motorflieger und ein Segelflugzeug abgestürzt. Fünf Menschen starben – darunter ein Kind. Wie es zu diesem fatalen Unfall kommen konnte, weiss bislang noch niemand.
Doch es ist nicht der erste Flugzeugabsturz im Bündner Dörfchen. Am 1. August 1965 crashte offenbar ganz in der Nähe der Absturzstelle ein einmotoriges Propellerflugzeug. Doch der Pilot und sein Begleiter überlebten – wie durch ein Wunder!
«Ich habe nichts mehr gesehen»
Fast 56 Jahre später lebt der Bruch-Pilot in der Nähe von Düsseldorf (D). Richard D.* (80) erfährt durch Blick von dem erneuten Unglück in Bivio. «Das ist schlimm», sagt er am Telefon. Er weiss, wie es sich anfühlt, mit dem Flugzeug am Berg zu zerschellen.
Von Köln her habe der damals 24-Jährige zusammen mit seinem Freund eigentlich nach Samedan GR gewollt. Auf dem Weg dahin hätte der Deutsche sogar noch beim Flughafen in Zürich angerufen. «Sie meinten schon, dass es wettertechnisch schwierig werden könnte. Aber ich müsse selbst schauen. Dass sogar der Flughafen an diesem Tag geschlossen war, sagte man mir aber nicht», erinnert er sich.
Plötzlich seien viele Wolken am Horizont aufgezogen. «Da wollte ich umdrehen», berichtet er im Gespräch mit Blick. «Doch bei diesem Manöver sind wir in eine Wolke hineingeraten. Ich habe nichts mehr gesehen.»
Sie hatten mehr als einen Schutzengel an Bord
Die beiden haben Glück, viel Glück. «Mit der Tragfläche haben wir auf einem Felsvorsprung aufgeschlagen und kamen zum Stillstand», so der Deutsche. «Ansonsten wären wir frontal in eine Steilwand gekracht.»
Der Fuss von Richard D. sei nach dem Aufprall nur noch durch Hautfetzen mit seinem Körper verbunden gewesen, sein Freund habe Rippenbrüche erlitten. «Danach mussten wir in der Kälte ausharren und auf Hilfe hoffen, das Funkgerät war kaputt. Währenddessen hat es geschneit. Erst nach 25 Stunden haben wir endlich das Geräusch des Rettungshelikopters gehört», berichtet er.
Nach 55 Jahren wieder nach Bivio gereist
Mit letzter Kraft habe sich der Pilot aus dem Wrack geschleppt, um die Einsatzkräfte heranzuwinken: «Von da an lag ich etwa acht Monate lang im Krankenhaus.» Seither sei er nie wieder selbst geflogen.
Bis heute erinnere ihn sein steifes Sprunggelenk täglich an das Unglück: «Letztes Jahr hatte ich die Idee, nach 55 Jahren wieder einmal an die Unglücksstelle zu reisen. Dann sind wir mit der ganzen Familie per Hubschrauber hin.» Vor Ort habe er sogar noch ein Teil des kaputten Fliegers gefunden: «Dieses steht nun im Garten und erinnert mich an meinen zweiten Geburtstag.»
* Name bekannt
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