Bei dichtem Nebel krachte Pilot Hans L.* (70) vor einer Woche mit seiner Piper PA-34-200T Seneca II vor Staad SG in den Bodensee (BLICK berichtete). Während alle anderen Landungen am Flugplatz St. Gallen-Altenrhein wegen der miserablen Sichtbedingungen abgesagt wurden, wagte der Geschäftsmann aus Chiasso TI als Einziger den Landeanflug.
Ergebnis: Der Deutsche krachte vier Kilometer vor der Landebahn ins Wasser. Gegenüber BLICK meldet sich der Bruchpilot nun erstmals zu Wort: «Mir geht es so weit gut. Ein Riesenschutzengel hat mich behütet!»
Pilot dankt Helfern
Das ist fast noch untertrieben. Vom Aufschlag bis zur Rettung durch ein Fischerboot treibt der unverletzte Unternehmer über 50 Minuten lang im See (Wassertemperatur: 5,2 Grad). Während das Wrack versinkt, gelingt es ihm, sich am abgebrochenen Heckrad festzuhalten. Ein Fischer rettet ihn. Unterkühlt kommt er für eine Nacht ins Spital.
«Mein Dank gebührt den Helfern, die mir das Leben gerettet haben», sagt L. Den Absturz selbst will er nicht weiter kommentieren. Er habe sich bereits gegenüber der Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) dazu geäussert und wolle die Ermittlungen abwarten. Er verspricht aber: «Das war mein letzter Flug als Pilot!»
Erfolglose Bergung
Per Kran versuchten gestern Experten, das Wrack aus einer Tiefe von 84 Metern aus dem Bodensee zu ziehen – erfolglos musste die Bergung am Abend abgebrochen werden. Grund: technische Probleme und die Dunkelheit. Nächster Versuch? Noch offen. Hans L. erfährt erst von BLICK von den Bergungsmassnahmen: «Ich wurde gar nicht informiert.»
Der Rentner hat ohnehin schlechte Erinnerungen an die Schweizer Behörden. Im Jahr 2006 flog L. mit derselben Piper von Egelsbach bei Frankfurt a. M. (D) nach Lugano TI. Während des Fluges fiel der Strom aus, Funk und Instrumente funktionierten nicht mehr.
Schon als Geisterflieger für Alarm gesorgt
Als er die Schweizer Grenze passierte, machte ein Fluglotse bei Skyguide in Dübendorf ZH Meldung über das Geisterflugzeug. Zwei Tiger-F5-Kampfjets der Armee rückten aus und eskortierten die Piper. Später wurden sie durch zwei F/A-18 abgelöst. Hans L. nahm die Armeeflieger nicht wahr, weil seine Scheiben völlig vereist waren. Und landete unbehelligt in Lugano.
Das damalige Büro für Flugunfalluntersuchungen stellte im Abschlussbericht fest, dass sich das Flugzeug in einem technisch mangelhaften Zustand befand und die im Handbuch vorgegebenen Notverfahren nicht angewandt wurden. «Die Maschine war in einem 1-a-Zustand, alles andere ist völlig gelogen!», widerspricht Hans L. noch heute und fügt stolz an: «Es war eine fliegerische Meisterleistung, diesen Flug zu überleben!»
* Name geändert