Bewilligung fehlte! Lena R. (†29) wurde im Rhein bei Diessenhofen TG von Kursschiff tödlich verletzt
Familie von Tauch-Opfer fordert lückenlose Aufklärung

Zum Tod von Lena R. bleiben viele Fragen offen. Die Thurgauer Architektin prallte an Ostern beim Tauchen mit einem Schiff zusammen und starb. Laut ihrer Familie wurde R. von den Verantwortlichen falsch gebrieft.
Publiziert: 15.04.2021 um 12:51 Uhr
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Aktualisiert: 22.04.2021 um 16:09 Uhr
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Starb am Ostersonntag: Lena R. (†29) prallte in Diessenhofen TG mit einem Schiff zusammen.
Foto: Facebook
Marco Latzer

Tauchen war ihre grosse Leidenschaft. Regelmässig betauchte Lena R.* (†29) zusammen mit ihrer Schaffhauser Tauchgruppe Flüsse und Seen in der ganzen Schweiz. Bis ein tragischer Unfall die ambitionierte Architektin am Ostersonntag urplötzlich aus dem Leben reisst: Während eines Tauchgangs im Rhein bei Diessenhofen TG wird R. gegen 10.30 Uhr von einem Kursschiff erfasst!

Taucherin tot aus dem Rhein gezogen
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Diessenhofen TG:Taucherin tot aus dem Rhein gezogen

Als die Thurgauerin nicht mehr auftaucht, fordern ihre Tauchkollegen, die sich anscheinend gerade noch rechtzeitig vor dem Schiff aus dem Wasser retten konnten, sofort Hilfe an. Schon kurz darauf suchen Einsatzkräfte aus der Schweiz und Deutschland mit Helikopter und Booten den Rhein ab.

«Ein schwerer Schlag für unsere Familie»

Eine Dreiviertelstunde später dann die traurige Gewissheit: Lena R. kann bei der Rheinbrücke in Diessenhofen nur noch tot geborgen werden. Sie hatte beim Zusammenprall mit dem Schiff keine Chance. «Das ist ein enorm schwerer Schlag für unsere Familie und wir fordern eine lückenlose Aufklärung», sagt ein Familienmitglied zu Blick.

Viele Fragen sind noch nicht beantwortet. Zum Beispiel die, warum dieser Ort zum Tauchen ausgewählt wurde. Denn das Tauchen in der Fahrrinne des Rheins, wo die Schiffe verkehren, ist gemäss Bodensee-Schifffahrts-Ordnung grundsätzlich verboten. Um trotzdem tauchen zu dürfen, ist eine Ausnahmebewilligung erforderlich. Diese hat aber aller Wahrscheinlichkeit nach gefehlt.

Die Angehörigen von Lena R. haben mittlerweile eigene Nachforschungen angestellt. «Wir wissen aus sicherer Quelle, dass die Teilnehmer vor dem Tauchgang ein Briefing erhielten. Dabei wurde allen bestätigt, dass der Schiffsfahrplan geprüft wurde und zu diesem Zeitpunkt keine Schiffe fahren», so das Familienmitglied.

Taucher könnten falsch informiert worden sein

Es müsse aber offenbar irgendwo zu «einem Missverständnis in der Informationskette» gekommen sein. Alles deutet nämlich darauf hin, dass die Crew des involvierten Kursschiffes keine Kenntnis von Tauchern im Rhein hatte. «Wir wissen immer von bewilligten Tauchgängen. Dieser war dem Kapitän jedoch nicht bekannt», sagte Remo Rey, Geschäftsführer der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein schon am Tag des Unglücks zu Blick.

Die Ermittlungen zum Tod von Lena R., die in einem Nachbardorf von Diessenhofen aufgewachsen ist, laufen gerade erst an. Im Raum steht insbesondere der Vorwurf der fahrlässigen Tötung.

Verantwortlichen drohen juristische Konsequenzen

«Letzte Woche wurden in einer Absprachesitzung diverse Untersuchungshandlungen aufgegleist, welche insbesondere diverse Befragungen beinhalten», sagt Mediensprecher Marco Breu auf Anfrage von Blick. Man könne erst nach Abschluss sagen, wer in welcher Weise am tödlichen Unfall beteiligt war.

Das betroffene Schaffhauser Tauchzentrum bleibt bis auf Weiteres geschlossen. Medienanfragen bleiben unbeantwortet. Im Internet wendet sich der Geschäftsführer an die Familie von Lena R. und schreibt: «Ich wünsche ihnen von ganzem Herzen viel Kraft in dieser unfassbar schwierigen Zeit.»

*Name geändert

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