Die Mohrenkopf-Debatte sorgt für hitzige Diskussionen in der ganzen Schweiz. Nach einem User-Tweet hat die Migros die Süssigkeiten von Robert Dubler aus dem Sortiment genommen. Der Grund: Der Begriff «Mohrenkopf» sei zu rassistisch .
Mohrenkopf-Macher Robert Dubler selbst will den Vorwurf des Rassismus nicht gelten lassen. Celeste Ugochukwu (52) vom Afrika-Diaspora-Rat Schweiz, sieht das anders. Die Situation geht ihm nahe – ohne ihn aufzuwühlen. BLICK traf ihn in Bern zum Interview.
Robert Dubler sagt, der Begriff «Mohrenkopf» sei gar nicht abwertend. Sind Sie damit einverstanden?
Nein. Jeder weiss, wo dieses Wort herkommt. Es hat mit der Sklaverei und dem Verkauf von Menschen als Ware zu tun. Ich habe Mühe zu verstehen, wie Herr Dubler sagen kann, es sei keine Abwertung. Wenn das nicht abwertend ist, was dann?
Es gibt Leute, die Dubler recht geben und sagen, es sei «nur eine Süssigkeit, die seit Jahren nun mal Mohrenkopf heisse». Die Migros müsse das Produkt nicht aus dem Sortiment nehmen.
Die Farbe der Süssigkeit ist nicht das Problem. Ich esse selber auch schwarze Schokolade. Aber der Name ist durchaus problematisch. Nur weil etwas vor 50 Jahren galt, muss das heute nicht mehr gelten. Man muss mit der Gesellschaft wachsen und nicht in der Vergangenheit bleiben.
Müsste man auch die Marke «Schwarzkopf» ändern?
Das Wort «schwarz» ist an sich nicht problematisch. Ich bin auch ein schwarzer Mann. Aber wenn es in Verbindung mit der Sklaverei gebracht werden würde, wäre das was anders. Es geht um eine Abwertung wegen der Hautfarbe und Herkunft. Diese Menschen erleben das tatsächlich als eine Abwertung ihrer Würde. Heute haben wir eine multikulturelle Gesellschaft in der Schweiz. Das müssen wir schätzen. Wir können dadurch so viel gewinnen.
Die Debatte um den Mohrenkopf zeigt, dass Uneinigkeit darüber herrscht, was Rassismus ist.
Ich denke, viele Leute wissen schon, was Rassismus ist, aber sie wollen es nicht hinnehmen. Herr Dubler ist ein Geschäftsmann und will sein Geld nicht verlieren. Aber ich denke nicht, dass man auf Kosten der Ehre und der Würde anderer Menschen Geld verdienen sollte. Die Süssigkeit kann bleiben, aber unter diesem Namen geht sie eigentlich nicht mehr.
Fühlen Sie sich persönlich beleidigt, wenn der Name weiterhin bleibt?
Ich war mal in einem Geschäft einkaufen. Neben mir rief eine Mutter ihrer Tochter: «Wir können noch Mohrenköpfe mitnehmen, schau, sie sind dort im Regal!» In diesem Moment bemerkten sie mich und wurden sehr verlegen. Das zeigt mir, dass es den Menschen sehr wohl bewusst ist, dass dieses Wort in unserer heutigen Gesellschaft nichts verloren hat. Darum sollte man auch nicht mit dem Wort spielen.
Nach dem Tod von George Floyd ist die gesamte Rassismus-Diskussion neu entfacht. Wie nehmen Sie sie wahr?
Ich finde es gut, dass man Rassismus ernst nimmt. Ich finde es auch super, dass endlich klar wird, dass es nicht einfach die Sache von schwarzen Menschen ist, die zu sich schauen müssen. An den Demonstrationen sind teils viel mehr weisse Menschen unterwegs. Was ich aber schade finde, ist, dass ein schwarzer Mann in Amerika sterben muss, damit wir in der Schweiz einen Dialog führen und die Sache beim Namen nennen können.
Warum glauben Sie, dass der Dialog nicht scheitern wird?
Ich glaube, früher haben die Menschen nicht so stark reagiert wie heute. Heute wird den Leuten klar, dass sie nicht nur etwas für die Schwarzen, sondern für die ganze Gesellschaft tun. In der Schweiz will keiner morgen ein Video im Internet kursieren sehen, in dem ein Schweizer Polizist einem schwarzen Menschen ein Knie in den Nacken drückt.
Erleben Sie systematischen Rassismus in der Schweiz?
Systematisch kann ich nicht sagen. Aber es gibt Leute, die Probleme mit sich selber haben. Solche Personen können nicht verstehen, dass Menschen anderer Hautfarbe mit ihnen zusammenleben können. Es ist darum sehr wichtig für uns, über dieses Thema zu sprechen. Was die Migros gemacht hat, finde ich eine gute Sache. Obwohl es eigentlich längst überfällig war.