Der Zürcher Unternehmer Alan Frei (41) machte mit Sexspielzeugen Millionen. Er gründete den Online-Erotikshop Amorana – und verkaufte die Firma später für einen Haufen Geld. Seither hat der Unternehmer scheinbar nicht nur Geld, sondern auch Zeit übrig. Seit rund einem halben Jahr verbringt er sie täglich mit dem Training. Denn: Frei will an den Olympischen Winterspiele 2026 teilnehmen und als Curler eine Medaille einsacken.
Der Unternehmer bringt allerdings keinerlei Erfahrung als Profisportler mit – schon gar nicht als Curler. Sich selbst beschreibt er gegenüber dem «Tages-Anzeiger» bescheiden: «Ich war nicht besonders gut in der Schule oder im Sport, nicht besonders gross und auch nicht besonders intelligent.»
Angefangen hat alles, als Frei sich in seinem Körper nicht mehr wohlfühlte. Mit 1,73 Metern wog der Unternehmer rund 100 Kilo. Der Zeitung sagt er: «Ich fühlte mich gar nicht wohl, und meine Blutwerte waren auch nicht gut. Also wollte ich gesund werden.» Um die Kilos loszuwerden, brauchte er aber Motivation. Die wiederum fand er im Traum der Olympischen Winterspiele.
Frei gründet eigenes Curling-Team
Um den passenden Sport zu finden, liess Frei sich von einem Anwaltsbüro ausrechnen, mit welcher Sportart es klappen könnte. Heraus kam Langlauf. Bereits nach einem ersten Probetraining merkte er aber: Das wird nichts. «Ich lag nur am Boden, ich hatte so wenig Talent.» Trotzdem sprach Frei öffentlich immer wieder von seinen Olympiaplänen. Seine Logik: «Wenn alle davon wissen, muss ich es durchziehen.»
So hörte auch Christian Haller schliesslich von Freis Vorhaben. Er spielt seit 26 Jahren Curling und meldete sich beim Millionär. Frei gefiel die Idee, Karriere als Curler zu machen. Es ins Schweizer Team zu schaffen, war aber unrealistisch.
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Da Haller und Frei beide Halb-Filipinos sind und die Philippinen noch kein Curling-Team hatten, gründeten die Sportler eins. Die übrigen Spieler hatte Haller parat: die Brüder Marco und Enrico Pfister. Beide sind ehemalige Proficurler – und Halbfilipinos. Mit ihnen war das Team Pilipinas komplett. Nach einer Zusage des Philippinischen Olympischen Komitees stand dem Traum von den olympischen Winterspielen nichts mehr im Weg – bis auf der sportlichen Leistung.
Erste sportliche Erfolge
An dieser arbeitet Frei hartnäckig. Der Unternehmer hat schon 20 Kilo verloren. «Ich mache jeden Morgen entweder Ausdauer- oder Krafttraining. Am Nachmittag bin ich in der Halle am Üben.» Frei arbeitete sogar zeitweise als Uber-Eats-Velokurier, um seine Ausdauer zu verbessern. Um die Curling-Technik zu perfektionieren, holte er sich einen Trainer an Bord: Marcel Käufeler. Er ist ehemaliger Vize-Europameister und Curling-Profi. Mit ihm trainiert Frei zwei bis drei Mal pro Woche.
Das Team Pilipinas hat auch bereits erste Erfolge eingeholt. An einem Spiel im Rahmen der World Curling Tour gewann das Team in Prag gegen die Italiener. Und das, obwohl Frei die ersten zwei Curling-Steine vermasselte. Er scherzt: «Die italienischen Gegner haben bestimmt gedacht, was ist das für eine Wurst-Käse-Truppe hier.»
Auch in Kanada konnte das Team bei den pankontinentalen Meisterschaften Erfolge erzielen. In der Kategorie B landeten die Filipinos auf Platz zwei. 2024 müssen sie den Sieg einholen, um es tatsächlich an die Olympischen Winterspiele zu schaffen.
Finanziert durch Sex-Toy-Millionen
Finanziert wird das Curling-Team durch Freis Sextoy-Millionen. Der Unternehmer zahlt sowohl die Mitgliedschaften seines Teams, als auch das Material und Trainer Käufeler. In der Zukunft plant Frei aber, Gewinn aus seiner Olympia-Karriere zu ziehen. Er will als Youtuber durchzustarten und sich selbst und seine Produkte vermarkten.
Ob es ihm primär ums Geld geht, ist unklar. Trotz seines Vermögens lebt Frei eher bescheiden. In 2020 brach ein Dieb bei Frei ein. Damals wohnte der Unternehmer in einer kleinen Wohnung als Minimalist. Er hatte gerade einmal 115 Gegenstände. Für den Einbrecher wohl eine ziemliche Enttäuschung – denn er nahm nichts mit. (mrs)