Nach Foto-Absage an lesbisches Hochzeitspaar melden sich andere Fotografen, die die Frauen gratis ablichten wollen
Chiara (28) und Rebecca Wüest (25) freuen sich: «Jetzt können wir weiterplanen»

Der Blick-Artikel über die Weigerung eines Fotografen, eine lesbische Hochzeitsfeier zu fotografieren, schlägt hohe Wellen. Das Paar Rebecca und Chiara Wüest ist überwältigt von den vielen netten Reaktionen. Der Fotograf muss mit einer Anzeige rechnen.
Publiziert: 07.01.2024 um 18:44 Uhr
|
Aktualisiert: 07.01.2024 um 20:51 Uhr
1/6
Das Hochzeitspaar Rebecca (links) und Chiara Wüest hat Dutzende positive Mitteilungen erhalten. Die Ablehnung des Fotoauftrags kommt bei der Blick-Leserschaft schlecht an.
Foto: Rebecca Wüest-Moser
Blick_Portrait_2278.JPG
Beat MichelReporter

Vergangenen Oktober gaben sich Rebecca (25) und Chiara (28) Wüest aus Mels SG auf dem Standesamt das Jawort. Im Mai will das Paar die Trauung nun feiern. Doch über die Planung des Freudenfests legte sich ein Schatten der Diskriminierung: Der angefragte Hochzeitsfotograf lehnte den Auftrag ab, seine Firma arbeite ausschliesslich für heterosexuelle Paare. Viele Blick-Leser haben auf den Artikel reagiert und dem Paar unterstützende Worte geschickt. «Wir hatten nicht so viele positive Reaktionen erwartet», sagt Chiara Wüest. Sie freut sich: «Jetzt können wir weiterplanen.»

Im Blick-Artikel von Samstag hatten die beiden noch gesagt, dass sie jetzt lieber Freunde fotografieren lassen und keinen Fotoprofi mehr buchen wollen. Nach den vielen positiven Reaktionen aber haben die beiden zum Glück wieder Mut gefasst: «Es haben sich viele Fotografinnen und Fotografen gemeldet, die sehr gern unsere Hochzeit fotografisch festhalten», sagt Chiara Wüest. 

Auch bei Blick melden sich mehrere Fotografen, die sogar anbieten, beim Hochzeitsfest gratis zu arbeiten. «Jetzt müssen wir uns nur noch für einen oder eine entscheiden. Das ist gar nicht so einfach», so die 28-Jährige. 

100 Mitteilungen auf Instagram

Ganz so schnell wollen die beiden aber noch keine Entscheidungen treffen. Chiara Wüest: «Wir erleben gerade eine Reizüberflutung. Auf Instagram haben wir zusammen über 100 Mitteilungen erhalten. Die müssen wir erstmal aufnehmen und verarbeiten. Wir waren schon überrascht, wie gross die Reaktion auf einen Artikel ist. Und wie viele Emotionen eine solche Diskriminierung auslöst.»

Diskriminierung gehört zum Alltag

Chiara und Rebecca Wüest haben sich reiflich überlegt, ob sie den Vorfall öffentlich machen wollen. Aber sie waren sich einig: «Wir kamen zum Schluss, dass man sich immer wehren muss, wenn so etwas passiert. Und es sollen alle wissen, dass das Verhalten verwerflich ist.» Chiara Wüest erinnert daran, dass homophobe Diskriminierungen leider noch immer zum Alltag gehören. «Und nicht nur, wenn wir einen Fotografen oder eine Fotografin suchen», sagt sie.

Die Unterstützung der Blick-Leser ist den beiden sicher. «Vielen Dank, dass ihr solche Themen beherzt aufgreift», schreibt eine Leserin. Sie fügt hinzu: «Viele haben noch gar nicht bemerkt, dass ein solches Verhalten gegen das Gesetz verstösst. Einer Kundin darf die Leistung nicht nur wegen der sexuellen Orientierung verweigert werden.»

Anzeige ist in Vorbereitung

Gegen den fehlbaren Fotografen wird das Paar rechtliche Schritte ergreifen. Was genau sie unternehmen können, müssen sie erst recherchieren. «Wir arbeiten beide viel und brauchen noch etwas Zeit. Aber wir sind uns sicher, dass eine Anzeige rausgehen wird. Die Diskriminierung liegt ja sogar schriftlich vor.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?