Das traurige Schicksal der Hofers berührt. Seit acht Generationen züchtet die Familie aus Meggen LU Schweine. 300 Jahre war der Geruch kein Problem. Bis jetzt. Ein neuer Nachbar baut 2016 eine Prunkvilla neben dem Stall. Nach dem Einzug beschwert er sich über den Gestank der 20 Mutterschweine. Seine Klage wird gutgeheissen. Hofer muss seinen Betrieb bis zum 31. Mai 2020 einstellen (BLICK berichtete).
Gemeindepräsident ist persönlich berührt
Nun ist der Gemeinderat der Kugelfang. Mehrere Personen schimpften nach der BLICK-Geschichte ins Kanzleitelefon. «Klar, der Fall berührt auch mich persönlich», sagt Gemeindepräsident Urs Brücker (60). Der Grünliberale betont: «Uns ist bewusst, dass es verheerend ist für die Familie.»
Warum also wird kein Auge zugedrückt? «Bei landwirtschaftlichen Fragen haben wir nicht das letzte Wort», so Brücker. «Kantonale Behörden entscheiden mit. Zudem sind wir ans Gesetz gebunden.»
Die Spielregeln sind klar: Seit 1980 gilt in der Schweiz das Raumplanungsgesetz. Damals wurde das Gebiet neben Hofers Stall zur Wohnzone. In den 90ern kam landesweit die Diskussion der Geruchsproblematik auf. Es folgten Richtlinien über die Abstände von Landwirtschaftsbetrieben zu Wohnhäusern, die seit 2010 in Kraft sind.
Behörden erwarteten die Klage
Darum steht der Schweinestall in Meggen 38 Meter zu nahe bei der Villa. So leid es Präsident Brücker tut, seine Aussage ist klar: «An diesem Standort ist eine Schweinezucht in diesem Umfang nicht möglich.» Für den Gemeinderat war der Hof wegen seiner Nähe zur Wohnzone schon länger eine tickende Zeitbombe. «Eine Klage war absehbar», sagt er.
Die Gemeinde will Landwirt Kaspar Hofer (58) und dessen Familie aber nicht über die Klippe stossen. «Wir müssen rasch eine Lösung finden», so Brücker. Deshalb trifft er sich nächste Woche mit dem Landwirt. «Vielleicht findet sich ein neues Betriebskonzept», ergänzt Ruedi Imgrüth (46), Abteilungsleiter Bau und Planung.
Beispiele wären ein Hofladen oder landwirtschaftlicher Tourismus. Doch ob das reicht, ist unklar. Immerhin machen die Schweine 50 Prozent des Einkommens der Bauernfamilie aus. Vielleicht sei eine Zusammenarbeit mit anderen Bauern möglich, sagt Imgrüth. Auch bei einem neuen Standort für den Hof kann die Gemeinde allenfalls helfen. Denn sie besitzt Land für einen Abtausch.
Bauer Hofer: «Gemeinde hat Angst um ihr Image»
Auch bei Bauer Kaspar Hofer klingelte gestern das Telefon heiss. «Es riefen Leute an, die sich über meine Situation aufregten», sagt er. An die Hilfe der Gemeinde glaubt er dagegen noch nicht so recht. Bislang meldete sie sich auch nicht. Sein Verdacht: «Die Gemeinde fürchtet sich vor negativen Schlagzeilen und um ihr Image.»