Billett-Entzug wegen Red Bull
Diese Kantone verzichten auf den unsicheren Drogen-Schnelltest

Der Drogen-Schnelltest der Kantonspolizei Solothurn schlug auf Red Bull an. Wegen der Fehleranfälligkeit verzichten einige Polizeikorps darauf – warum nicht alle?
Publiziert: 01.11.2017 um 12:50 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:27 Uhr
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Adnan Mursula (34) fiel beim Drogentest durch und musste seinen Führerschein abgeben, weil er ein Red Bull getrunken hatte.
Foto: Blick

Adnan Mursula (34) musste seinen Führerausweis wegen eines fehlerhaften Drogenschnelltests für über zwei Wochen abgeben. Dieser hat beim Familienvater einen positiven Wert bei Amphetaminen angezeigt. Dabei nimmt er gar keine Drogen, trinkt jedoch täglich bis zu zehn Dosen Red Bull. 

Mursula vermutet, dass die Energy-Drinks dahinterstecken könnten. Doch die Polizisten bringen ihn für einen Bluttest ins Spital. Und siehe da: Dieser bestätigt, dass Mursula keine Drogen genommen hat. Andreas Mock von der Kantonspolizei Solothurn sagt: «Wir hatten keine Kenntnis und auch keine konkreten Anhaltspunkte, dass der Konsum von Energy-Drinks einen positiven Vortest ergeben könnte.»

Kantonale Unterschiede

Wegen der Fehleranfälligkeit des Drogenschnelltests verzichten einige Polizeikorps darauf, diesen bei Verkehrskontrollen zu benützen. So kommt er bei den Kantonspolizeien Zürich, Graubünden und St. Gallen seit einiger Zeit nicht mehr zum Einsatz. «Bei herkömmlichen Drogen wie Heroin, Kokain oder Marihuana ist der Test in der Regel zuverlässig, bei anderen, synthetischen Drogen jedoch nicht», sagt Polizeisprecher Hanspeter Krüsi von der Kapo St. Gallen.

Stattdessen kommt das Fingerspitzengefühl des Polizisten zum Zug. «Die Fahrfähigkeit wird durch ein ganzheitliches Anschauen beurteilt. Besteht der Verdacht auf Drogenkonsum, muss man zu einem Blut- und Urintest ins Spital.» Seit man so vorgehe, habe man eine höhere Trefferquote als mit dem Schnelltest. 

Weitere Variante: Urin-Schnelltest 

Im Kanton Aargau vertrauen die Beamten weiterhin dem Stäbchen. «Wir haben eine Trefferquote von 95 Prozent», sagt Barbara Breitschmid von der Kapo Aargau.

Nochmal anders geht die Kantonspolizei Bern vor: Sie führt bei Verdacht auf Fahrunfähigkeit unter Drogeneinfluss keinen Speichel-, sondern einen Urinschnelltest durch. «Dieses Vorgehen entspricht unserer Kontrollphilosophie. Der Test funktioniert einwandfrei», so Sprecherin Regina Aeberli. (man)

«Jeder vierte Schnelltest ist falsch!»

Was Adnan Mursulu im Kanton Solothurn widerfahren ist, passt ins Bild, das Wolfgang Weinmann vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern zeichnet. Der Toxikologe warnt gegenüber BLICK: «Drogenschnelltests sind für sich alleine keine zuverlässigen Instrumente zur Feststellung, ob eine Person tatsächlich Drogen konsumiert hat.» Belastbare Ergebnisse würden nur Blut- oder Urintests liefern.

Erschreckend: «Je nach Anbieter kann jeder vierte Drogenschnelltest falsche Ergebnisse liefern. Gerade der Nachweis von Amphetaminen ist aufgrund von Kreuzreaktionen anderer Stoffe beim Schnelltest häufig falsch», sagt Weinmann. Amphetamine sind Bestandteil vieler aufputschender Drogen und Doping-Präparate wie zum Beispiel Speed oder Ecstasy.

Auch Käse kann beim Schnelltest anzeigen

Nur: Es gibt eben auch viele amphetaminähnliche Stoffe, auf die Drogenschnelltests dann reagieren. «Manchmal reicht auch nur schon das Konsumieren von Käse, um den Schnelltest zu verfälschen», sagt Weinmann. Einige Käsesorten bilden bei der Reifung «biogene Amine», die dann ein Drogenschnelltest fälschlicherweise als Amphetamine erkennen könnte.

Aber auch andere Lebensmittel und legale Medikamente können Drogenschnelltests in die Irre führen. Wer etwa Mohnbrötchen isst oder Hustensaft mit den Wirkstoffen Codein oder Ephedrin trinkt, kann durch den Drogenschnelltest fallen. Oft mit unangenehmen Folgen für die Betroffenen, die vorübergehend als Junkie abgestempelt werden.

Drogenschnelltests haben aber noch ein anderes gravierendes Problem: Während sie Energy-Drinks, Kaffee oder Käse als Drogen anzeigen, erkennen sie viele Party-Drogen nicht. Die Kantonspolizeien St. Gallen, Graubünden und Zürich haben darum die Schnelltests abgeschafft. Flavio Razzino

Was Adnan Mursulu im Kanton Solothurn widerfahren ist, passt ins Bild, das Wolfgang Weinmann vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern zeichnet. Der Toxikologe warnt gegenüber BLICK: «Drogenschnelltests sind für sich alleine keine zuverlässigen Instrumente zur Feststellung, ob eine Person tatsächlich Drogen konsumiert hat.» Belastbare Ergebnisse würden nur Blut- oder Urintests liefern.

Erschreckend: «Je nach Anbieter kann jeder vierte Drogenschnelltest falsche Ergebnisse liefern. Gerade der Nachweis von Amphetaminen ist aufgrund von Kreuzreaktionen anderer Stoffe beim Schnelltest häufig falsch», sagt Weinmann. Amphetamine sind Bestandteil vieler aufputschender Drogen und Doping-Präparate wie zum Beispiel Speed oder Ecstasy.

Auch Käse kann beim Schnelltest anzeigen

Nur: Es gibt eben auch viele amphetaminähnliche Stoffe, auf die Drogenschnelltests dann reagieren. «Manchmal reicht auch nur schon das Konsumieren von Käse, um den Schnelltest zu verfälschen», sagt Weinmann. Einige Käsesorten bilden bei der Reifung «biogene Amine», die dann ein Drogenschnelltest fälschlicherweise als Amphetamine erkennen könnte.

Aber auch andere Lebensmittel und legale Medikamente können Drogenschnelltests in die Irre führen. Wer etwa Mohnbrötchen isst oder Hustensaft mit den Wirkstoffen Codein oder Ephedrin trinkt, kann durch den Drogenschnelltest fallen. Oft mit unangenehmen Folgen für die Betroffenen, die vorübergehend als Junkie abgestempelt werden.

Drogenschnelltests haben aber noch ein anderes gravierendes Problem: Während sie Energy-Drinks, Kaffee oder Käse als Drogen anzeigen, erkennen sie viele Party-Drogen nicht. Die Kantonspolizeien St. Gallen, Graubünden und Zürich haben darum die Schnelltests abgeschafft. Flavio Razzino

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