LKW-Chauffeur und Fischzüchter Peter T.** (47) sitzt mit leeren Augen vor seinem Hof in Unterkulm AG. Nur knapp 24 Stunden sind vergangen, seit er mit seinem Holztransporter den kleinen Elia B.* (†10) in Moosleerau AG überrollt und tödlich verletzt hat. Nur wenige Kilometer von hier entfernt. Der Schock steht T. noch ins Gesicht geschrieben. Er wurde den ganzen Morgen von der Polizei zur tödlichen Kollision befragt. «Ich kann noch nicht über den Unfallhergang sprechen», sagt er bedrückt.
Die Staatsanwaltschaft konnte gestern noch keine neuen Erkenntnisse zum Unfallhergang präsentieren. Fest steht: Am Donnerstag kurz nach 12 Uhr mittags befindet sich Elia gerade auf dem Heimweg, fährt mit seinem Velo die viel befahrene Hauptstrasse entlang. Der Zehnjährige stürzt - und wird vom Lastwagen erfasst. Das Kind hat keine Chance. Chauffeur Peter T. fährt weiter, kann erst nach zwei Stunden von der Polizei angehalten werden.
«Er ist fürs Leben gestraft»
Dass der begeisterte Hobby-Fischer Peter T. nach dem Todescrash absichtlich davonbrauste, kann man sich in seinem Umfeld nicht vorstellen. «Er ist fürs Leben gestraft», sagt ein Nachbar.
BLICK-Recherchen zeigen: Auch das betroffene Transportunternehmen ist aus der unmittelbaren Region, hat den Firmensitz nur wenige Kilometer weiter in Seengen AG. Und: Die Firma verwendet blaue LKW, wie sie von Augenzeugen unmittelbar nach dem Todescrash beschrieben wurden. «In der Firma sind alle am Boden zerstört», sagt der Chef zu BLICK. «Es ist schrecklich, dass ein Kind sein Leben lassen musste.»
Zum Unfallhergang kann sich auch der Transportunternehmer nicht konkret äussern. «Ich konnte mit dem Chauffeur noch gar nicht sprechen», sagt er.
«Er hat den Unfall garantiert nicht bemerkt»
Ist es überhaupt möglich, dass Peter T. nicht bemerkt haben kann, dass er einen Buben auf seinem Velo überfahren hat? Wolfgang Krückels (55), Ausbildner für Lastwagenchauffeure: «Das Kind könnte seitlich unter den Lastwagen geraten sein. Dann bemerkt der Fahrer eine Kollision nicht zwangsläufig.»
Auch LKW-Kollegen von Peter T. können sich eine Fahrerflucht nicht vorstellen: «Er hat den Unfall garantiert nicht bemerkt. Durch das hohe Gewicht und die Federung merkt man so einen Unfall nicht. Man spürt ja nicht einmal einen hohen Trottoirrand, wenn man ihn mit den Hinterachsen überfährt.» Klarheit dürfte wohl erst der Bericht der Unfallermittler bringen.
* Name bekannt
**Name geändert