Auf einen Blick
- Kernkraftwerk Gösgen setzt neu Drohnen für Sicherheit und Inspektionen ein
- Gemeindepräsident veröffentlichte versehentlich Bilder der Drohnen auf Whatsapp
- Verschiedene Drohnenmodelle mit speziellen Funktionen im Einsatz
Die Sicherheit unserer Kernkraftwerke (KKW) ist ein heikles Thema – besonders seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine. Auch beim Kernkraftwerk Gösgen (KKG) im Kanton Solothurn macht man sich zum Thema Gedanken. Und investiert in neue Technologien.
Dazu fand letzten Mittwoch ein Informationsanlass mit geladenen Gästen statt, wo unter anderem die Sicherheitstruppe des Kraftwerks mit Gemeindeverantwortlichen aus der Umgebung zusammentraf. Und neue Drohnen präsentiert wurden, die im und um das Kraftwerk zum Einsatz kommen können.
Gemeindepräsident von Obergösgen SO veröffentlicht Bilder
Eine öffentliche Kommunikation zu den Drohnen und dem Anlass gab es nicht. An die Öffentlichkeit kam die Neuerung nun trotzdem. Der Gemeindepräsident von Obergösgen SO, Peter Frei (65, FDP), hat einen Teil mit seinem Handy dokumentiert. Und die Bilder der neuen KKW-Drohnen als Whatsapp-Status einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. «Spannender Einblick ins Jahr 2024 und die Sicherheitstruppe neu mit Drohnen», schreibt er. Es folgt eine Bildergalerie, wo die KKW-Drohnen in Grossaufnahme zu sehen sind.
Die Bilder haben sich verbreitet. Und sorgen im Mittelland für Stirnrunzeln. Zum Beispiel beim Solothurner SVP-Nationalrat Rémy Wyssmann (57): «Gerade in Zeiten hybrider Kriegsführung sollten potenzielle Gegner nicht noch eingeladen werden», schreibt er an den Blick.
Drohnen auch bei Blaulichtorganisationen beliebt
Die KKW-Drohnen können im freien Handel erworben werden, sind bei Blaulicht- und Rettungsorganisationen beliebt. Das Modell «Mavic 3» von DJI ist zum Beispiel mit einer Wärmebildkamera ausgestattet, damit Menschen auch im Dunkeln geortet werden können.
Andere abgebildete Modelle sind auch bei Regen einsetzbar. Ein weiteres Modell ist mit einem Käfig geschützt, um auch in schmalen Innenräumen einsatzfähig zu sein. Ein weiteres kann mit einem Lautsprecher ausgestattet werden, damit per Drohne Nachrichten übermittelt werden können.
«Das war ein Fehler»
Mit der Kritik an seiner Whatsapp-Veröffentlichung konfrontiert, reagiert Gemeindepräsident Peter Frei schnell. «Das war ein Fehler», schreibt er. Kurze Zeit später sind die Bilder dann auch wieder aus dem Netz verschwunden. Frei relativiert noch: «Meinen Status sehen nur Kollegen.»
Beim Kraftwerk erklärt man: Die Geräte sind vom Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) bewilligt und kommen einerseits bei der Sicherung der Anlage zum Einsatz. Aber auch für «technische Inspektionen und Kontrollen an Gebäuden und Systemen auf dem Areal». Und weiter: «KKG-Mitarbeiter, die diese Drohnen fliegen lassen, sind dazu ausgebildet und verfügen über die nötigen Lizenzen.» Eine unmittelbare Gefährdung der Sicherheit sehe man durch die Publikation des Gemeindepräsidenten nicht – weshalb auch Blick die Bilder veröffentlicht.
Auch beim KKW Leibstadt AG moderne Technik im Einsatz
Nationalrat Wyssmann ergänzt: «Das Kernkraftwerk Gösgen ist ein Objekt von nationalem Sicherheitsinteresse.» Dass man kein Problem in der Veröffentlichung der Bilder sehe, «erstaunt mich», so der SVP-Politiker. «Lassen sich doch alle modernen Drohnen mit dem Internet verbinden.»
Das KKG sagt: Drohnen seien in der heutigen Zeit «an vielen Orten ein sehr verbreitetes Hilfsmittel». Der sichere Betrieb und die Verfügbarkeit des KKG sei bei einem Einsatz der Drohnen «jederzeit gewährleistet».
Wie etwa auch beim KKW Leibstadt AG. Dort kommt ebenfalls moderne Technik zum Einsatz, allerdings bleibt die am Boden. Es handelt sich um eine Art Roboter-Hund, der zum Beispiel bei Inspektionen zum Einsatz kommt.