Der Kampf dauert schon Jahre. Auf der einen Seite steht René Strickler (65) mit seinen Löwen, Tigern und Pumas, auf der anderen Seite ein Grundstückbesitzer, der in all diesen Jahren zu wenig Geld gesehen hat. Nach zwei Mieterstreckungen über insgesamt fünfeinhalb Jahre hat die Espace Real Estate die Nase voll: Sie fordert die Vollstreckung.
Das wäre kein Problem, würde Strickler in einer Wohnung leben und hätte nur eins oder zwei kleine Büsi. Solche Zwangsräumungen verzeichnet das Oberamt Region Solothurn jährlich zwischen 60 und 70. «Türe auf, Türe zu – fertig. Für die Bewohner werden nötigenfalls individuelle Anschlusslösungen gesucht», sagt Alain Hervouêt, dessen Amt allenfalls vollstrecken müsste.
«Der Raubtierpark ist aber eine ganz andere Dimension.» Dort geht es um 18 Raubtiere, die eine neue Bleibe brauchen.
Das Gericht verlangte gestern eine detaillierte Inventarliste. Alle Tiere, deren Alter, Gesundheitszustand und die Beziehungen untereinander müssen ausgewiesen werden. «Das brauchen wir als Ankerpunkt, um mögliche Optionen zu prüfen», sagt Hervouêt. Aber was passiert, wenn es keine Lösung gibt? Wenn die Tiere nirgends untergebracht werden können – droht ihnen dann der Gnadenschuss?
Das Wort Tötung will Hervouêt nicht in den Mund nehmen. «Man strebt andere Lösungen an.» Schliesslich sei das aber eine juristische Frage, die vom Gericht geklärt werden müsse. Man habe keinen Erfahrungswert, auf den man zurückgreifen könne, und müsse deswegen unkonventionelle Wege gehen. «Das braucht eine gewisse Zeit», so Hervouêt.
Wie es für Strickler und seine Tiere weitergeht, ist also weiterhin offen. Einmal mehr bleibt er vorläufig aber dort, wo er jetzt ist.