Die Ermittler «stehen auf dem Schlauch». «Im Vierfachmord von Rupperswil verhindert wohl ein Denkfehler die Aufklärung», heisst es in einem Mail. Der Absender aus dem Raum Stuttgart scheut keinen Aufwand, seine eigene These zum Fall unter die Leute zu bringen.
Er schickt mehrere Mails an Schweizer Medienhäuser, Behörden und jüngst auch an Privatpersonen aus Rupperswil. Im Verteiler: Lehrer, Turner, Mitglieder des FC Rupperswil und des Schiessvereins. Absender Klaus F. (50) hat ihre Adressen über Google herausgesucht.
«Ich finde es verstörend, dass mich diese Person direkt kontaktiert», sagt einer der Empfänger zu BLICK. «Wieso macht er sich diese Mühe? Gleichzeitig frage ich mich, ob an seiner Theorie etwas dran ist.»
Hobby-Ermittler Klaus F. räumt gegenüber BLICK ein, dass er den Fall Rupperswil nur aus den Medien kennt. Trotzdem traut er sich zu, auch als Laie «mit einem Geistesblitz Recht zu behalten». Dies sei ihm in einem Fall in Deutschland bereits einmal gelungen. Zum Beweis liefert er einen Zeitungsausschnitt mit.
Im Fall Rupperswil stört sich Klaus F. besonders an der Fokussierung auf die Geiselnahme. Der 50-Jährige bezweifelt, dass Carla Schauer unter Zwang Geld abhob. Viel wahrscheinlicher sei, dass ein missglücktes Kaufgeschäft zum Drama im Spitzbirrli-Quartier geführt habe. F.s Theorie: Familie Schauer geriet auf Schnäppchenjagd an Hehlerware.
Während die Mutter das Bargeld für den Handel besorgte, sei die Situation zu Hause eskaliert. F. betont: «Ich bin kein Hellseher und habe auch kein Täterwissen. Er stütze sich nur auf «Logik und Plausibilität».
Und wie plausibel ist die Theorie für die Ermittlungsbehörden? Die Aargauer Staatsanwaltschaft kennt den Inhalt des Mails. «Hinweise von Bürgern werden gerne entgegengenommen und geprüft», heisst es in einer schriftlichen Reaktion darauf. Man ermittle nach wie vor «offen und in alle Richtungen» und sei dabei, «sämtliche Möglichkeiten zu prüfen».