So etwas hatten die Bus-Passagiere der Linie 6 in Aarau wohl noch nie gesehen: Kurz nach 17 Uhr bekam eine Frau bei einer Sturzgeburt mitten in einem Bus ihr Baby – direkt neben dem Ticketautomaten. Sie gebar das Kind ohne Hilfe.
Während der Fahrt in Richtung Altstadt hörte einer der vier Mit-Passagiere plötzlich eine Frau schreien. «Ich habe gedacht, sie sei gestürzt, und bin hin um ihr zu helfen», sagt er zur «Aargauer Zeitung». Er glaubte zuerst, dass sich die Frau verletzt hatte. Erst später realisierte er, was da gerade vor sich ging. Der Bus-Chauffeur habe sofort die Ambulanz gerufen.
«Wir konnten ihr gar nicht helfen»
«Die Frau hat innert ein, zwei Minuten ihr Bübchen geboren. Sie hat alles ganz allein gemacht, wirkte sehr gefasst und ruhig. Und das Baby hat gleich kräftig geschrien», sagt der Augenzeuge. «Die Frau hat kein Deutsch verstanden, wir konnten ihr gar nicht helfen.» Nach der Geburt habe sie das Baby einfach in ihre Jacke gewickelt.
Dann sei auch schon die Ambulanz gekommen und habe die Frau mitgenommen. «Das werde ich mein Leben lang nicht vergessen», sagt der Augenzeuge. Und: Er hofft, dass es der Frau und ihrem Neugeborenen gut geht.
Fall ist keine Besonderheit
Monya Todesco ist Chefärztin für Geburtshilfe im Kantonsspital Aarau – dort wurde die frisch gebackene Mama mit ihrem Baby eingeliefert. Gegenüber BLICK bestätigt sie: «Die beiden sind soweit gesund und wohlauf.»
Für Todesco ist dieser Fall keine Besonderheit. Das KSA behandle jährlich rund ein Dutzend Geburten, die ungeplant ausserhalb des Spitals geschehen. «Ob noch ganz zu Hause, im Auto oder direkt vor dem Spitaleingang – das kam alles schon vor», erzählt die Ärztin.
In den allermeisten Fällen verlaufe das gut. Wichtig sei nur, so schnell wie möglich die Ambulanz zu rufen. Das Baby solle nach der Geburt «sofort trocken gerieben und warm eingepackt werden. Am besten nah am Körper der Mutter – dort bekommt es die nötige Wärme.» Mehr können laut Todesco auch Beobachter nicht helfen. Sie sollen aber bitte von «heroischen Taten», wie etwa das Abnabeln, absehen.
«Habe mit dem Schlimmsten gerechnet»
Der Geschäftsführer der Busbetrieb Aarau AG (BBA), Peter Baertschiger, erfuhr am Donnerstag von der Geburt. «Als im am Morgen ins Büro gekommen bin, wurde mir gesagt, dass etwas Aussergewöhnliches passiert sei. Da ist mir im ersten Moment der Schweiss ausgebrochen; ich habe mit dem Schlimmsten gerechnet», sagt Baertschiger zur Zeitung.
Die BBA-Führung diskutiere nun darüber wie man der Frau etwas Gutes tun könne – vielleicht kriegt der Bub sogar einen lebenslangen Freifahrtschein.
Baby im Taxi geboren
Vor rund einem Jahr gab es im Kanton Aargau eine ähnlich aussergewöhnliche Geburt: Damals kam Baby Ariane im Taxi von Ali Kücükbas zur Welt. Die Mutter des Kindes hatte an jenem Sonntagmorgen starke Wehen und musste dringend ins Spital nach Rheinfelden AG.
Doch Ariane konnte nicht mehr warten – schliesslich musste die Mutter das Baby noch auf dem Rücksitz des Taxis gebären. (bra)
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