Das Video ging viral: Am Freitag filmt ein Lastwagenfahrer um 13.49 Uhr mit seiner Dashcam unglaubliche Szenen. Ein LKW beschleunigt beim Einspuren auf die A1 in Wangen an der Aare BE, überholt zwei andere Lastwagen rechts, fährt am Ende der Einspurstrecke auf dem Pannenstreifen weiter und schwenkt erst nach rund zehn Sekunden auf die Normalspur ein.
Jetzt zeigen BLICK-Recherchen: Am Steuer des Brummis sass Larissa T.* (33), die im Emmental wohnt und seit gut zwei Jahren für ein Subunternehmen des auf dem Kipplaster angeschriebenen Transportunternehmens fuhr. Der Chef dieser Transportfirma musste Larissa T. nach dem Vorfall fristlos entlassen. «So wie sie da gefahren ist – das geht natürlich nicht. Für unseren Auftraggeber wie auch für uns nicht», sagt der 42-Jährige zu BLICK. Auch wenn sie wisse, dass sie Mist gebaut habe und es ihr leid tue – es sei auch keine Verwarnung möglich gewesen.
Larissa T. sei eine «sehr gute Fahrerin»
Dennoch: Larissa T. wird von ihrem Ex-Chef als «sehr gute Fahrerin» beschrieben. Sie sei ein grosser Lastwagenfan. Und: Sie werde bestimmt auch wieder einen Job als Chauffeuse finden. «Sie hat bereits Angebote erhalten», sagt er. «Ich mache mir um sie keine Sorgen. Auch wenn es für sie gerade nicht einfach ist.»
Zu BLICK wollte Larissa T. nichts zu ihrer Aktion auf der A1 Richtung Bern sagen. Auch nicht, warum sie auf dem Pannenstreifen so weit nach vorne fuhr – was laut Gesetz nicht erlaubt ist. Sie sagt nur: «Ich habe meine Rechtsschutzversicherung eingeschaltet.»
Offenbar geht es Larissa T. nicht darum, ihren Fehler zu bestreiten, sondern abklären zu lassen, was für eine Rolle die beiden LKWs spielen, die sie überholt hat. Ein anderer Chauffeur erklärt: «Der LKW-Fahrer, dessen Dashcam die Szene filmte, hat anfangs vielleicht Gas gegeben und Larissa konnte gar nicht auf die A1 einspuren.» Danach sei es eng geworden, weil vorne ja auch noch ein LKW gefahren sei und dieser plötzlich hätte abbremsen können. «Da wurde sie vielleicht wütend und ging deshalb auf dem Pannenstreifen nach vorne.»
Polizei will «Sachverhalt gründlich abklären»
Auch die Kantonspolizei Solothurn hat das Video im Netz gesehen. Aber: «Bevor ein solcher Vorfall bei der Staatsanwaltschaft zur Anzeige gebracht werden kann, muss der Sachverhalt gründlich abgeklärt werden», sagt Sprecher Bruno Gribi. «Dazu gehört unter anderem die Befragung von Beteiligten und allfälligen Zeugen.»
Deshalb wurde auch ein Zeugenaufruf veröffentlicht. «Konkret bedeutet dies, dass sich die Strafverfolgungsbehörden nicht einfach auf ein veröffentlichtes Video abstützen dürfen», so Gribi weiter. Angaben zum momentanen Ermittlungsstand mache man keine. Nur so viel: «Wir führen Ermittlungen wegen des Verdachts diverser Widerhandlungen gegen das Strassenverkehrsgesetz und werden den Vorfall schliesslich zuhanden der Staatsanwaltschaft rapportieren.»
* Name geändert
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