Der österreichische rechtsextreme Aktivist und Autor Martin Sellner (35) ist im Vorfeld einer Veranstaltung der Jungen Tat von der Kantonspolizei Aargau abgeführt worden. Sellner hätte am Samstagabend im Weinbaumuseum Tegerfelden einen Vortrag halten sollen.
«Ich sitze gerade im Auto und werde unter Polizeieskorte aus dem Kanton Aargau abgeschoben», schrieb Sellner gegen 19.45 Uhr auf Telegram. Kurz danach war er offenbar wieder auf freiem Fuss.
Später gab er bekannt, dass er zwei Monate lang den Kanton Aargau nicht betreten dürfe. Grund sei, dass die Polizei sein Buch «Remigration» als Gefahr für die Sicherheit und die öffentliche Ordnung betrachte. Sellner propagiert die sogenannte Remigration, die Rückführungen von Migranten im grossen Stil fordert.
«Morgen ist es Roger Köppel»
Nach der Ausweisung aus dem Kanton Aargau erzählte Sellner in einem im Kanton Zürich aufgenommenen Video-Interview, dass seine Rede nach «vier, fünf Minuten» abgebrochen und der Strom abgeschaltet worden sei. «Unter Buhrufen der Zuschauer kamen Beamte in den Raum und führten mich mit Handschellen ab.»
Er mache der Polizei, die sich anständig verhalten habe, keinen Vorwurf. «Aber für die da oben, die diese absurde Entscheidung getroffen haben, muss es ein politisches Nachspiel haben.» Heute habe es ihn getroffen, morgen treffe es vielleicht einen andern, «vielleicht den Roger Köppel».
Seine Ausweisung sei ein «absurdes Pushback» im Vergleich zu den «50’000 illegal Eingewanderten, dem Messerstecher, der einen Juden angegriffen hat, und den Einbrechern, Vergewaltigern und Häftlingen in der Schweiz». Er dankte der Polizei auch für die Werbung, die er mit der Aktion für sein Buch bekommen habe.
Ex-Linksextremist nimmt Sellner in Schutz
Die Aktion der Kapo Aargau schlägt hohe Wellen – selbst in den USA. Milliardär und Tesla-Chef Elon Musk (52) hat die Posts von Sellner gelesen und antwortet darauf fragend: «Ist das erlaubt?» Mehr schreibt er dazu nicht. Doch es ist klar, dass ihn das Eingreifen der Kapo Aargau befremdet.
Unverständlich ist das Vorgehen auch für den Zürcher Psychotherapeuten und ehemaligen Linksextremisten Adrian Oertli (44). Er ärgert sich über die Aufmerksamkeit, welche die Kapo Aargau dem Extremisten schenkt. «Eine Politik der Ächtung unliebsamer Meinungen führt nur zu mehr Aufmerksamkeit und Legitimation solcher Ansichten.» Er fordert einen Umgang, der sachliche Auseinandersetzung ohne Tabus zulässt.
Am Sonntag meldete sich die Kapo Aargau zu Wort. Sie teilt mit, dass sie vor Ort rund 100 Personen angetroffen und weggewiesen habe. Lisa Wickihalter, Sprecherin der Kantonspolizei Aargau, sagt zu Blick: «Die Liegenschaftsvermieterin löste umgehend den Vertrag auf, als sie vom Veranstaltungsinhalt Kenntnis erhalten hatte.»
Der Einsatz sei erfolgt zur «Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und der Verhinderung von Konfrontationen mit Personen der Gegenseite». Auch sei es ihr gelungen, das «Anreisen von politischen Gegnern» zu verhindern.
Sellner selber bezeichnet die Polizeiaktion als «Sieg für unsere Bewegung». Die Polizei könne ihm Handschellen anlegen, aber nicht die Ideen verhindern. Sellner: «Das ist eine Schande für die Schweizer Demokratie.» (gf)
Das Netzwerk «Correctiv» berichtete kürzlich, dass sich im November 2023 AfD-Politiker, Mitglieder der rechtskonservativen Werteunion, Rechtsextreme und Unternehmer in einem Hotel getroffen hatten. Offenbar diskutierten diese die Ausweisung von einer grossen Zahl von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, auch mit deutschem Pass. Martin Sellner, österreichischer Aktivist der rechtsextremen «Identitären Bewegung», stellte dort sein Konzept der «Remigration» vor, das einer Massenvertreibung gleichkommt.
Das Netzwerk «Correctiv» berichtete kürzlich, dass sich im November 2023 AfD-Politiker, Mitglieder der rechtskonservativen Werteunion, Rechtsextreme und Unternehmer in einem Hotel getroffen hatten. Offenbar diskutierten diese die Ausweisung von einer grossen Zahl von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, auch mit deutschem Pass. Martin Sellner, österreichischer Aktivist der rechtsextremen «Identitären Bewegung», stellte dort sein Konzept der «Remigration» vor, das einer Massenvertreibung gleichkommt.