Bei der Fahndung nach den G-20-Chaoten haben Ermittler der Soko «Schwarzer Block», unterstützt durch die Polizei, in Spanien, Italien, Frankreich und der Schweiz Wohnungen und Szenetreffs der linksextremen Szene durchsucht. Dies berichtet der Fernsehsender NDR. Man erhoffe sich Erkenntnisse zu den Krawallen, die im Juli 2017 am G-20-Treffen in Hamburg stattfanden.
Im schweizerischen Bremgarten AG durchsuchten Beamte die Wohnung eines 27-jährigen Mannes an der Reussgasse. Die Ermittler haben bereits zuvor Fotos von ihm im Zusammenhang mit den Hamburger Krawallen veröffentlicht. Die Sprecherin der Aargauer Staatsanwaltschaft, Fiona Strebel, sagt: «Er wird nun von der Staatsanwaltschaft in Anwesenheit von zwei Polizeibeamten aus Hamburg einvernommen.»
Mittlerweile ist der Mann wieder auf freiem Fuss. Gegen ihn läuft aber ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Hamburg, wie die Hamburger Oberstaatsanwältin Nana Frombach gegenüber BLICK bestätigt. «Ihm wird schwerer Landfriedensbruch und schwere Brandstiftung im Zusammenhang mit Ausschreitungen an der Elbchaussee in den frühen Morgenstunden des 7. Juli 2017 vorgeworfen», so Frombach. Ob es zum Prozess kommt, sei noch unklar, da die Ermittlungen noch andauern.
Eine Nachbarin des junge Mannes war überrascht über den massiven Polizeieinsatz heute Morgen: «Es waren sehr viele Polizisten», sagte sie zum BLICK-Reporter. Dass er in Hamburg die Polizei attackiert haben soll, kann sie sich kaum vorstellen. Sie beschreibt den Verdächtigen als nett und zuvorkommend.
Polizei hat Verdächtige angehalten
Ebenso wurde im Bremgartner Kulturzentrum am Dienstagmorgen eine Razzia durchgeführt. «Wir erhoffen uns, dort möglicherweise Beweismittel sicherzustellen», so der Aargauer Polizeisprecher Bernhard Graser. Laut Staatsanwaltschaft seien mehrere Personen kontrolliert, aber bisher niemand verhaftet worden.
Die Razzien fanden im Rahmen eines Rechtshilfegesuchs der Staatsanwaltschaft Hamburg statt. Das Kulturzentrum wollte zunächst keine Stellung nehmen. Mehrere Verdächtige sind angehalten worden. Laut BLICK-Informationen sind über 100 Polizisten im Einsatz, sowie die Sondereinheit Argus der Kantonspolizei Aargau. Diese wird bei besonders heiklen Interventionen, wie etwa der Festnahme von gefährlichen Personen eingesetzt.
Soko führt 3200 Ermittlungsverfahren
Der G-20-Gipfel Anfang Juli des vergangenen Jahres war von massiven Protesten und Ausschreitungen überschattet. Geschäfte wurden geplündert, Brände gelegt – laut Polizei seien geschätzt 5000 bis 6000 Personen an den Krawalle beteiligt gewesen.
Die zuständige Soko führt seitdem mehr als 3200 Ermittlungsverfahren. 40 Täter wurden mittlerweile verurteilt, wie der deutsche «Spiegel» berichtet. Darunter auch ein Schweizer: Im September stand der Zürcher Szene-Beizer R.G.* (29) in Hamburg vor Gericht (BLICK berichtete). Er kam mit einer einjährigen Bewährungsstrafe davon. (pma/hah)
* Name der Redaktion bekannt