«Ich spürte bis zum Bauch nichts mehr und war nur noch 26 Grad warm!»
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Frau rettet Hund, Polizist sie:«Ich spürte bis zum Bauch nichts mehr!»

Frauchen rettet Hund in Luterbach SO – Polizist zog sie unterkühlt aus der Emme
«Ich hatte nur noch 26 Grad Körpertemperatur»

Das Gassigehen an der Emme in Luterbach SO hätte böse enden können. Zuerst kommt Hund Nelson (6) nicht mehr aus dem Wasser. Als Frauchen Regula Nyffenegger (69) ihn rettet, fällt sie selber in den Fluss. Doch zum Glück kam Polizist Beat Blattner (38).
Publiziert: 18.03.2021 um 18:07 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2021 um 19:10 Uhr
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Regula Nyffenegger mit ihrem Hund Nelson und ihrem Lebensretter, dem Solothurner Kantonspolizisten Beat Blattner, an der Emme in Luterbach SO.
Foto: Ralph Donghi
Ralph Donghi

Regula Nyffenegger (69) aus Bellach SO ist überglücklich. «Es ist ein Wunder, dass mein Hund und ich noch leben», sagt die pensionierte Wohnheim-Angestellte zu BLICK. «Das habe ich hauptsächlich dem Kantonspolizisten zu verdanken!»

Es geschieht am Mittwoch in Luterbach SO: Nyffenegger spaziert über den Mittag wie so oft mit ihrem Hund Nelson (6) der Emme entlang. «Ich warf ihm mehrmals ein Stöckchen in den Fluss – und er holte es jeweils raus.»

Er hatte den Kopf schon unter Wasser

Doch plötzlich geht alles schief. Nelson schafft es nicht mehr raus, rutscht an der steilen Böschung immer ab. Er sei dann zuerst gegen den Strom geschwommen, während sie weiter dem Ufer entlang läuft. «Ich dachte, irgendwo kann ich ihn schon rausziehen.»

Nur: Nelson treibt ab. «Er hatte teils schon den Kopf unter Wasser», sagt Nyffenegger. Sie habe Angst gehabt, dass ihr Hund weiter unten in eine Mauer prallt. «Ich konnte ihn doch nicht sterben lassen!» Sie schreitet ein. «Ich bin die Böschung runter, habe mich an einer Wurzel festgehalten und ihn rausgezogen.»

Hund Nelson führt Polizist zu Frauchen

Dann passiert es: Die Wurzel löst sich, Nyffenegger rutscht selbst ins Wasser. Sie kann nirgends abstehen, das Bord ist zu steil. Letzte Chance: «Ich hielt mich am Ufer an einem Baum fest – und schrie um Hilfe!» Am Ufer bellt Nelson wie verrückt.

Doch niemand hört sie. Zum Glück hat sie ihr neues – wasserdichtes! – Handy in der Jackentasche. Es ist nass, aber funktioniert. Sie alarmiert die Polizei. Doch die hat Mühe, sie zu finden. Nyffenegger: «Ich sagte, dass ich gegenüber der Kehrichtanlage sei. Doch auf der anderen Seite gibt es anscheinend auch einen Fluss.»

Sie schreit weiter. Das kalte Wasser der Emme umspült sie. Gut 30 Minuten ist sie schon im Wasser. «Ich spürte bereits bis zum Bauch nichts mehr!» Derweil ist Nelson weggelaufen – und kommt dem Kantonspolizisten Beat Blattner (38) entgegen. «Der Hund sah aus, als würde er Hilfe suchen», sagt Blattner zu BLICK. Als der Vierbeiner davonläuft, folgt ihm Blattner. Und: «Der Hund hat mich tatsächlich zur Frau geführt.»

«Er strahlte wie ein Sonnenschein»

Blattner steigt sofort die Böschung hinab. «Ich war so froh, als ich den Polizisten sah», sagt Nyffenegger. Blattner packt sie, rutscht dabei fast selber ins Wasser und zieht sie raus. «Mit seiner Manneskraft hat er meine 90 Kilo rausgehievt», lächelt sie. Sie sei so froh gewesen. «Auch der Polizist strahlte wie ein Sonnenschein.»

Nyffenegger wird unterkühlt ins Spital gebracht. «Ich hatte nur noch eine Körpertemperatur von 26 Grad», sagt sie. Dort wird sie untersucht und gewärmt. Innerhalb von dreieinhalb Stunden bringen sie die Verunfallte wieder auf 36 Grad. Sie und Nelson können das Spital wieder verlassen.

Frauchen dankt Polizist

Für Polizist Blattner war der Einsatz eine Premiere: «Es ist schön, wenn man jemandem das Leben retten kann.» Frau Nyffenegger habe Glück gehabt. «Das Wasser war an dem Tag nur 5 Grad warm. Und jede Minute darin verliert man etwa ein Grad an Körpertemperatur.»

Regula Nyffenegger ist Blattner dankbar: «Dass er mir am Ende das Leben gerettet hat, werde ich ihm nie vergessen.»

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