«Bitte, es kommt alles!»
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Simon Adam verzweifelt:«Bitte, es kommt alles!»

Er bezahlte Prostituierte statt Rechnungen – jetzt hat er erneut Schulden
Ex-Starkoch Simon Adam zockt mit falschem Namen Lieferanten ab

Der einst gefeierte Spitzenkoch Simon Adam (38) gerät erneut in finanzielle Schwierigkeiten. Trotz Verurteilung wegen Misswirtschaft häuft er in neuen Gastro-Projekten Schulden von über 715'000 Franken an. Adam benutzte falsche Namen, um Lieferanten zu täuschen.
Publiziert: 00:08 Uhr
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Aktualisiert: 08:28 Uhr
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Der ehemalige Starkoch Simon Adam arbeitet für zwei Gastro-Firmen im Raum Olten – und zockt erneut Lieferanten ab!
Foto: Thomas Meier

Auf einen Blick

  • Verurteilter Spitzenkoch Simon Adam häuft erneut Schulden in der Gastro-Szene an
  • Adam benutzte falschen Nachnamen für Bestellungen bei Lieferanten
  • Zwei Firmen haben offene Rechnungen, Betreibungen und Zahlungsbefehle im Wert von 715'000 Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Helena GrafReporterin

Der Ruf des einst gefeierten Spitzenkochs ist längst ruiniert. Simon Adam (38) wurde 2022 verurteilt, weil er sein Gastro-Imperium an die Wand gefahren hat. Es war das vorläufige Ende einer kometenhaften Karriere: Ab 2011 übernahm der Solothurner gleich reihenweise Restaurants und trat im Fernsehen auf. Aber Adam begann auch, enorme Summen zu verprassen. 20'000 Franken gab er für Kleider und Bordellbesuche aus. 170'000 Franken flossen vom Firmenkonto an die rumänische Ex-Geliebte. Als das Kartenhaus zusammenbrach, liess Adam 150 Angestellte und Schulden von 1,3 Millionen zurück. «Ich war abgehoben, driftete wegen meines Erfolgs ab», begründete Adam damals vor dem Richter.

Trotz bedingter Haftstrafe bleibt der gefallene Koch der Gastro-Szene treu. Und sich selbst – denn wie Blick-Recherche zeigen, häuft Adam schon wieder Schulden an.

Diesmal hält er sich allerdings bedeckt. Eigene Firmen hat er keine mehr. Stattdessen arbeitet er für die NISY Gastro, die ein Restaurant in Olten SO betreibt. Und für die Gastro Heidental, die bis vor kurzem auf dem gleichnamigen Golfplatz wirtschaftete. Eigentümer der Unternehmen ist Lukas M.* – Simon Adam ist aber für Küche, Bestellungen und Zahlungen zuständig, wie er gegenüber Blick bestätigt.

Vor allem bei der Buchhaltung hapert es aber wieder gewaltig: Blick liegen die Betreibungsregisterauszüge der beiden Firmen vor. Auf insgesamt 17 Seiten sind zahlreiche Lieferanten, Steuerbehörden und Sozialversicherungen aufgelistet, bei denen die Firmen Schulden haben. Insgesamt geht es um über 715'000 Franken! 

Falscher Nachname und faule Ausreden

Einer der Gläubiger ist die Metzgerei Speck in Rohr AG. Inhaber Peter Speck nimmt letzten Frühling insgesamt drei Bestellungen von der Gastro Heidental entgegen. «Wir lieferten Waren für über 19'000 Franken», sagt Speck. «Noch immer sind über 13'000 Franken offen.»

Peter Speck, Inhaber der Metzgerei Speck in Rohr AG, wartet vergeblich auf sein Geld.
Foto: Helena Graf

Besonders perfid: Simon Adam hat einen falschen Nachnamen benutzt, um die Bestellungen zu tätigen. Speck dazu: «Simon Adam kennt man hier in der Region. Auch ich hätte mich vermutlich an diesen Namen erinnert.»

Die Masche hat Adam bei weiteren Lieferanten abgezogen. Im Interview mit Blick erklärt er: «Ich wollte vermeiden, dass man mich mit meiner Vorgeschichte in Verbindung bringt.»

So erschlich sich Adam auch das Vertrauen eines Frischwarenhändlers aus der Region. Ihm schuldet die Gastro Heidental nun über 75'000 Franken. Der zuständige Aussendienstler erzählt: «Adam hat uns wochenlang hingehalten und gleichzeitig immer weiterbestellt.» Er spielt Sprachnachrichten ab, in denen der Ex-Starkoch beteuert: «Das Geld ist morgen auf eurem Konto. Ich verspreche es, dafür stehe ich mit meinem Namen.» 

«Es tut mir leid!»

Eben mit dem falschen Namen, wie sich herausstellt. Denn Zahlungen gehen keine ein. Mehrmals schiebt Adam die Schuld auf die Bank. Oder sagt, er sei im Stress, könne sich gerade nicht darum kümmern. Einmal schickt er das Foto einer eingegebenen Zahlung an den Händler. Der offene Betrag soll demnach am nächsten Tag abgebucht werden. «Doch wieder haben wir nichts erhalten», sagt der Mitarbeiter. Er vermutet, dass Adam die Zahlung einfach wieder gelöscht hat.

Simon Adam beteuert, er habe nicht aus bösem Willen gehandelt: «Es tut mir ehrlich leid!» Zusammen mit Lukas M. will er seine Fehler wiedergutmachen. «Wir sind mit den Lieferanten in Kontakt und vereinbaren die Rückzahlung der Schulden», so M. 

Zur Höhe des Schuldenbergs könne er sich nicht äussern. Aber: «Die Schulden sind wesentlich weniger gross als im Betreibungsregisterauszug angegeben.» Als Grund für die Schulden nennt er die Corona-Pandemie. «Wir haben 2020 angefangen und ums Überleben gekämpft», so M. «Aber wir waren Feuer und Flamme und wollten hier wirklich etwas aufbauen.»

In Konkurs gehen – das möchten Geschäftsführer H. und Simon Adam derweil nicht: «Wir wollen nicht aufgeben, sondern die Firmen sanieren.»

Mit Metzgerei-Inhaber Peter Speck haben sie bereits einen Rückzahlungsvertrag abgeschlossen. «Die erste Rate habe ich bekommen», so Speck. «Aber danach war wieder fertig.»

* Name bekannt

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