Simon Adam (30) war der Shootingstar der Schweizer Gastro-Szene. Der Schaffhauser wurde im Jahr 2007 zum Jungkoch des Jahres gewählt, trat mehrmals im Fernsehen auf und gründete als Jungunternehmer die Firma Essen & Kunst. Das Geschäft lief gut – Adam hatte insgesamt sieben Restaurants und einen Catering-Service. «Jung, wild, frisch und knackig», war sein Motto.
Im Juli dieses Jahres kam dann völlig überraschend der Knall: Der Starkoch trat alle seine Geschäftsanteile ab und verschwand für drei Tage von der Bildfläche. Niemand wusste, wo er war (BLICK berichtete). Zurück blieben sein Geschäftspartner und rund 150 Mitarbeiter.
In einem schriftlichen Statement gab er eine Woche später bekannt, dass er mit der Geschäftsleitung überfordert gewesen sei: «Ich habe den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen», schrieb er. Er habe nur einen Gedanken gehabt: Durchatmen.
Damit ist nun wohl Schluss: Nur zwei Monate nach seinem Abtritt kocht er wieder! Seit einer Woche arbeitet er im ehemaligen Prime Steakhouse am Stauffacher in Zürich, das jetzt «Adams» heisst, wie «Radio Munot» berichtete. BLICK hat den Jungkoch in seinem Lokal besucht, wo er erstmals über die vergangenen Monate spricht.
BLICK: Sie haben Essen & Kunst überstürzt verlassen, wie hat sich das angefühlt?
Simon Adam: Es war schwer für mich, die Firma im Stich zu lassen. Ich habe sie schliesslich aufgebaut. Essen & Kunst war mein Baby. Aber in diesem Moment habe ich keinen anderen Ausweg gesehen, da sind einfach alle Leitungen durchgebrannt.
Wie kam es zu dieser Kurzschlussreaktion?
Ich hatte viele Probleme, die ich nicht lösen und auch nicht mit meinen Arbeitskollegen besprechen konnte. Ich konnte nicht mehr ehrlich sein, ich war nicht mehr ich selbst.
Womit hatten Sie zu kämpfen?
Die Firma ist sehr schnell gewachsen, das hat zu Problemen geführt. Konkreter möchte ich darauf aber nicht eingehen.
Wieso?
Ich möchte mit der ganzen Sache abschliessen. Das ist für mich persönlich und auch für die Geschäftsleitung von Essen & Kunst das Beste.
Nach Ihrem Abtritt hat ihr Geschäftspartner Oliver Malicdem die Leitung übernommen. Wie ging es für Sie weiter?
Nachdem ich die Firma verlassen hatte, war ich am Boden zerstört. Ich konnte nicht mehr in den Spiegel schauen. Natürlich habe ich mich oft gefragt, wie es mit der Firma und den Mitarbeitern weitergeht; damit kann man nicht von heute auf morgen abschliessen. Doch durch die Unterstützung meiner Familie und meinen Freunden habe ich mich wieder aufgerafft. Sie haben mir das nötige Selbstvertrauen zurückgegeben – und motivierten mich, weiterzumachen.
Fühlen Sie sich schuldig, dass Sie Ihren Partner und die Mitarbeiter im Stich gelassen haben?
Ich stehe zu meinen Fehlern. Mittlerweile kann ich aber sagen, dass mein Abtritt für die Firma und für mich die beste Entscheidung war. Ich fühle mich aber schon schuldig, dass ich von heute auf morgen gegangen bin. Vor allem tut es mir sehr leid für alle, die mich über die Jahre bei meinem Projekt unterstützt haben.
Haben Sie noch Kontakt zu Ihrer Firma?
Ich wurde mehrmals von ehemaligen Mitarbeitern kontaktiert. Für Fragen stehe ich ihnen zur Verfügung. Ich wünsche der Firma alles Gute, gehe jetzt aber meinen eigenen Weg.
Wie sieht dieser Weg aus?
Ich arbeite nun seit letzter Woche hier im «Adams»-Restaurant in Zürich. Plötzlich stand ich in der Küche – niemand wusste, dass ich hier angefangen habe. Nun fühle ich mich sehr wohl, kann das tun, was ich am Liebsten tue: Kochen, grillieren und mit den Gästen plaudern. Zudem habe ich in Zürich den nötigen Abstand zu Schaffhausen und Winterthur.
Und wie soll es in Zukunft weitergehen?
Vorerst koche ich einfach hier. Der Geschäftsführer arbeitet mit mir an einem gemeinsamen Konzept für das «Adams». Wie das genau aussehen wird, wird sich zeigen – ich freue mich schon darauf.