Hanny Bhend (62) steht in Vordemwald AG vor dem völlig zerstörten Bauernhaus, von dem sie seit eineinhalb Jahren einen der zwei Wohnteile gemietet hat. «Jetzt ist alles kaputt», sagt die Hausbetreuerin unter Tränen zu Blick. In der Nacht auf Mittwoch ist im alten Gebäude ein Feuer ausgebrochen. Warum, ist noch unklar.
Hanny Bhend wird gegen vier Uhr aus dem Schlaf gerissen. «Ich habe es knallen gehört», erinnert sie sich. «Ich dachte zuerst an Feuerwerk.» Sie habe aus dem Fenster geschaut. «Da habe ich eine grosse Rauchentwicklung gesehen.» Sie zieht sich an, will raus.
Anwohner eilten zu Hilfe
Was sie nicht weiss: Fabio Ippolito (33), der unterhalb ihres Hauses wohnt, ist auch aufgewacht. «Weil ich es leicht knallen gehört hatte», so der Chemiker. Auch er geht ans Fenster und sieht, dass es im Bauernhaus stark brennt. Er habe die Feuerwehr angerufen und sei mit anderen Anwohnern sofort hin.
Als Ippolito beim Bauernhaus ankommt, ist der Bewohner (54) des zweiten Wohnteils bereits draussen und schreit um Hilfe. «Ich habe ihn gehört, als ich noch drinnen war», sagt Hanny Bhend. Sie habe gerade mit ihrer Hündin Nala (2) rausgehen wollen, da habe jemand an die Türe geklopft und gesagt, dass sie rausmüsse. Es ist Ippolito, der sie hinausbegleitet. «Es ist selbstverständlich, dass man helfen geht», sagt er. Er und weitere Helfer fahren noch ein Auto weg – und betreuen die Überlebenden.
Zum Glück hatte es keinen Wind
«Ich habe erst draussen gesehen, wie gross das Feuer war», sagt Hanny Bhend. Es habe zuerst in der Mitte der beiden Wohnteile, im Scheunenbereich, gebrannt. Die sofort ausgerückten Feuerwehren Vordemwald und Zofingen AG hatten keine Chance. «Als sie Minuten später eintrafen, brannte das Haus bereits lichterloh», sagt Polizeisprecher Bernhard Graser.
«Wir wurden vor Ort sofort von Anwohnern informiert, dass alle Bewohner draussen sind», sagt Roman Nöthiger (37), Kommandant der Feuerwehr Vordemwald. «Dies war natürlich eine grosse Erleichterung.» Es habe zudem keinen Wind gehabt und somit keine Gefahr für andere Gebäude bestanden.
«Ich besitze nur noch das, was ich trage»
«Ich bin so froh, dass ich und meine Hündin noch leben und niemand verletzt wurde», sagt Hanny Bhend. Auch ihre drei Katzen, die nirgends im Haus seien, «kommen sicher noch zurück». Zudem habe sie ihr Portemonnaie im Auto gehabt. Und: Ein Nachbar habe ihr das Handy aus dem Haus geholt.
«Ich besitze nur noch das, was ich trage», sagt Hanny Bhend. Sie habe aber von Nachbarn und der Gemeinde Hilfe bezüglich Verpflegung, Kleider und Unterkunft erhalten. «Auch die Feuerwehr und die anderen Einsatzkräfte waren super.»
Und wie geht es dem zweiten Hausbewohner? «Sehr schlecht», sagt seine Stieftochter Laila Amaral (32) aus Basel. Er habe schon lange in Vordemwald gelebt und «alles verloren». Er werde nun wohl bei ihr oder ihrer Mutter wohnen. «Auch er ist froh, dass er noch lebt.»