Die rosa Schleife ist in den letzten Jahren zum internationalen Symbol für Brustkrebs geworden. Wer sie trägt, solidarisiert sich mit erkrankten Frauen. Was dabei oft in den Hintergrund gerät: Auch Männer können an Brustkrebs erkranken – Hans Zünd ist einer von ihnen.
«Nicht nur Frauen müssen ihre Brüste kontrollieren. Auch Männer sollen ihre Brüste untersuchen lassen», sagt der 69-Jährige aus Zuzgen AG. Letztes Jahr bekamen laut der Krebsliga Schweiz 6239 Frauen die Diagnose Brustkrebs – und nur 52 Männer.
Innert zweier Wochen erkannt und behandelt
Zünd war im Juli mit seinen drei Töchtern in den Ferien, als er unter der Dusche eine Wölbung auf der linken Brust bemerkte. Eine seiner Töchter, die bereits selber mit dem Thema Brustkrebs konfrontiert war, riet ihm, sich sofort untersuchen zu lassen. «Noch am selben Tag rief ich meine Hausärztin an, und diese reservierte sich einen Termin für mich. Obwohl sie in den Ferien war», sagt der Rentner.
Seine Hausärztin überwies ihn ans Brustzentrum Rheinfelden. Noch in der gleichen Woche wurde eine Biopsie durchgeführt. «Das Ganze ging so schnell. Schon ein paar Tage später kam das erschreckende Resultat.» Brustkrebs im zweiten Stadium war die Diagnose. Heisst: Er hatte einen Tumor zwischen zwei und fünf Zentimetern, die Lymphknoten waren bisher nicht befallen und auch Metastasen hatte Zünd zum Glück noch keine. «Am Freitag in der gleichen Woche wurde ich operiert», sagt er.
Krankheitsverlauf ohne Chemo und Bestrahlung
Die Operation verlief gut: «Es wurden Brustmuskel samt Drüsen und Lymphknoten entfernt. Ich hatte nach der OP etwa drei Wochen Phantomschmerzen. Ich dachte, meine Brustwarze tut weh, die war aber gar nicht mehr da.» Erst nach der Operation wird klar, dass Zünd keine Bestrahlung oder Chemotherapie machen muss. «Ich hatte Glück im Unglück», sagt Zünd.
Er glaube, dass seine positive Einstellung dazu beigetragen habe, dass es ihm heute besser gehe. «Ich nehme das Leben so, wie es kommt, mache immer das Beste daraus und denke positiv.»
Forschung noch nicht genug fortgeschritten
Doch die Mentalität von Zünd löst nicht alle Probleme. Seit zwei Monaten muss er Hormontabletten einnehmen. Diese werden hauptsächlich Frauen verschrieben: «Besorgt bin ich schon. Da es so selten vorkommt, dass Männer an Brustkrebs erkranken, ist die Forschung und Medikamentenentwicklung noch nicht genug fortgeschritten. So muss die Medizin auf diese Hormontabletten zurückgreifen.»
Fünf Jahre muss Zünd eine Tablette pro Tag einnehmen: «Es gibt Betroffene, die sagen, dass man zu 100 Prozent unfruchtbar werde. Dann gibt es aber auch Männer, die sagen, dass man die dreifache Menge an sexueller Lust entwickle.» Fachstellen gehen davon aus, dass etwa 20 Prozent der Männer die Therapie wegen Nebenwirkungen vorzeitig abbrechen – Hans Zünd blieb davon bisher verschont. Zur Not gäbe es aber ein Alternativprogramm.
Hans Zünd ist es wichtig, über das Thema Brustkrebs bei Männern zu sprechen und Aufklärungsarbeit zu leisten. «Es wäre schön, eine Gruppe Männer zu kennen, die das Gleiche durchgemacht haben», so Zünd.