Der Georgier Timur G. (38) steht vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona. Der «Dieb im Gesetz», wie die Mitglieder seiner Bande genannt werden, muss sich wegen Zugehörigkeit zu einer kriminellen Organisation verantworten.
Monatelang war G. in der Schweiz auf Diebestour, seine Beute musste er an Vorgesetzte abliefern. Mit dem Erlös finanzieren die Bosse der Russen-Mafia ihren aufwendigen Lebensstil, unterstützen aber auch ihre Mitglieder im Gefängnis – SonntagsBlick berichtete darüber.
Das Asylzentrum Juch in Zürich Altstetten beherbergt derzeit eine grössere Gruppe von Georgiern. Morgens gegen acht Uhr verlassen die Männer gestaffelt die Unterkunft. Am Mittag kehren sie zum Essen kurz zurück, bevor sie am Nachmittag wieder ihrer Arbeit nachgehen. Die Kantonspolizei Aargau weiss, um welche Tätigkeit es sich dabei handelt: Am Montag wurde sie alarmiert, als vier Männer im aargauischen Niederwil am frühen Abend zwei Koffer in Büschen versteckten.
Die Polizei konnte die Georgier im Alter zwischen 23 und 35 Jahren verhaften und befragen. In den Koffern fand sie Zigarettenstangen, Rasierklingen und Whiskeyflaschen, die zuvor gestohlen worden waren. Zwei der Männer sind in der Asylunterkunft Juch gemeldet, zwei im Empfangszentrum Kreuzlingen TG.
Missbrauch der Asylinfrastruktur
Offenbar brauchen sie die Schweizer Asylinfrastruktur – darunter auch das Vorzeige-Asylzentrum Juch – für ihre kriminelle Tätigkeit. Hier testet das Staatssekretariat für Migration (SEM) seit drei Jahren das neue beschleunigte Asylverfahren.
Dass kriminelle Gruppen solche Einrichtungen für ihre Zwecke missbrauchen, konnte Sicherheitschef S. T. (50) mehrere Monate lang bei seiner Arbeit im Zentrum Juch beobachten. Mehrmals führte er bei damals 14 Georgiern und Ukrainern Zimmerkontrollen durch – in Zusammenarbeit mit der Stadtpolizei Zürich. Im Februar fand man dabei in den Kästen Spirituosen, Parfüm und Kleidung: «Offensichtlich Deliktsgut von Diebestouren», so T. Die Männer seien danach der Polizei übergeben worden und verliessen freiwillig das Land. «Abgereist», wird danach jeweils in den Akten vermerkt.
Bei einer zweiten Kontrolle im März fanden Sicherheitsdienst und Stadtpolizei in drei von Georgiern und Weissrussen bewohnten Zimmern Dutzende Sackmesser, Elektrorasierer und neue Turnschuhe. In Waschpulverkartons fanden sie zusammengerollte Geldscheine. «Weil die gestohlenen Waren niemandem zugeordnet werden konnten und keine Anzeige eingegangen war, mussten wir auf Anweisung der Zentrumsleitung den Leuten die Sachen zurückgeben.» Bevor sich die Verdächtigen aus dem Staub machten, beschwerten sie sich beim SEM über die Kontrollen.
Zunahme von Delikten in den letzten Monaten
Während seiner Zeit im Zentrum Juch gewann T. den Eindruck, dass die Leitung nicht will, dass die Bewohner korrekt kontrolliert werden. Das Zentrum Juch wird von der Asylorganisation Zürich (AOZ) betrieben. Heute lebten dort 20 bis 30 Georgier. Diebesgut werde nur noch vorübergehend in den Zimmern aufbewahrt und Helfern in Koffern übergeben. Mehrmals wurde beobachtet, wie Koffer über den Zaun des Asylzentrums geworfen oder weggebracht wurden.
Bei der Stadtpolizei Zürich kennt man die Georgier. «Wir verzeichneten in den letzten Monaten eine Zunahme von Diebstahldelikten, die auf ihr Konto gehen», sagt Polizeisprecher Mario Cortesi. Für Ermittlungen gegen das organisierte Verbrechen seien jedoch der Kanton oder der Bund zuständig.
Das SEM führt keine Statistik über Straftaten, die von Asylsuchenden begangen werden, wie es dort auf Anfrage heisst. Die AOZ konnte kurzfristig zur Situation im Zentrum Juch keine Angaben machen.
Sicherheitsmann T. glaubt, dass die Verantwortung für die Sicherheit von der AOZ entkoppelt werden müsse.
«Es darf einfach nicht sein, dass wir der Russen-Mafia gratis Kost und Logis zur Verfügung stellen!»
Ein Kommentar von Repoter Cyrill Pinto
Kriminelle Gruppen nutzen die Schweizer Asylinfrastruktur für ihre Zwecke – unter anderem ausgerechnet das Bundeszentrum in Zürich, das der Bund als Vorzeigebetrieb für das neue, beschleunigte Asylverfahren betrachtet.
Die Täter nennen sich «Diebe im Gesetz», besser bekannt sind sie als Russen-Mafia. Obwohl Asylbewerber aus Georgien keine Chance auf Anerkennung haben, reichten 2017 knapp 500 Bürger der Ex-Sowjetrepublik ein Gesuch ein – Georgien rangiert damit in der Asylstatistik auf dem achten Platz. Erleichtert hat dies insbesondere der Umstand, dass der Bund die Visapflicht für Georgien im März aufgehoben hat.
Das Staatssekretariat für Migration (SEM) betont, dass bei Gesuchen von dort das sogenannte 48-Stunden-Verfahren zur Anwendung kommt – innert zweier Tage soll über Asylanträge aus dem Kaukasus-Staat entschieden sein. Zudem seien Asylzentren keine Gefängnisse. Das stimmt, schliesst aber keineswegs aus, dass die dafür verantwortlichen Behörden enger mit der Polizei zusammenarbeiten.
Die Ordnungshüter können ein Lied über georgische Diebesbanden singen. Im Wochenabstand greifen sie junge Georgier mit Hehlerware auf. Trotzdem bremsen Asylorganisationen, die im Auftrag des Bundes arbeiten, beim Informationstausch über ihre kriminellen «Klienten» – und machen sich so zu deren Helfern.
Nur durch Datenaustausch mit den Sicherheitsbehörden kann verhindert werden, dass kriminelle Banden die Flüchtlings-Infrastruktur für ihre Zwecke missbrauchen.
Ein Kommentar von Repoter Cyrill Pinto
Kriminelle Gruppen nutzen die Schweizer Asylinfrastruktur für ihre Zwecke – unter anderem ausgerechnet das Bundeszentrum in Zürich, das der Bund als Vorzeigebetrieb für das neue, beschleunigte Asylverfahren betrachtet.
Die Täter nennen sich «Diebe im Gesetz», besser bekannt sind sie als Russen-Mafia. Obwohl Asylbewerber aus Georgien keine Chance auf Anerkennung haben, reichten 2017 knapp 500 Bürger der Ex-Sowjetrepublik ein Gesuch ein – Georgien rangiert damit in der Asylstatistik auf dem achten Platz. Erleichtert hat dies insbesondere der Umstand, dass der Bund die Visapflicht für Georgien im März aufgehoben hat.
Das Staatssekretariat für Migration (SEM) betont, dass bei Gesuchen von dort das sogenannte 48-Stunden-Verfahren zur Anwendung kommt – innert zweier Tage soll über Asylanträge aus dem Kaukasus-Staat entschieden sein. Zudem seien Asylzentren keine Gefängnisse. Das stimmt, schliesst aber keineswegs aus, dass die dafür verantwortlichen Behörden enger mit der Polizei zusammenarbeiten.
Die Ordnungshüter können ein Lied über georgische Diebesbanden singen. Im Wochenabstand greifen sie junge Georgier mit Hehlerware auf. Trotzdem bremsen Asylorganisationen, die im Auftrag des Bundes arbeiten, beim Informationstausch über ihre kriminellen «Klienten» – und machen sich so zu deren Helfern.
Nur durch Datenaustausch mit den Sicherheitsbehörden kann verhindert werden, dass kriminelle Banden die Flüchtlings-Infrastruktur für ihre Zwecke missbrauchen.