Es war eine der schwerwiegendsten Explosionen der jüngeren Schweizer Geschichte: Am Donnerstagabend kostete eine heftige Detonation in einer Nussbaumer Tiefgarage zwei Männern (†43, †24) das Leben. Bilder der Zerstörung beschäftigen die ganze Schweiz. Derzeit wird von einem Unfall ausgegangen.
Während die Einwohnerinnen und Einwohner der Aargauer Gemeinde allmählich versuchen, sich vom Schock zu erholen, gelangen immer mehr Details über den Vorfall ans Licht. Blick zeigt, was bisher über die Explosion bekannt ist und welche Fragen noch ungeklärt sind.
Wo ereignete sich die Explosion?
Die Explosionen sind nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft von einem abgeschlossenen Raum im Geschoss der Tiefgarage ausgegangen. Hinweise auf Sprengstoff gibt es nach wie vor keine, wie die Staatsanwaltschaft Aargau am Montag mitteilte. «Die Lage ist komplex. Abklärungen der Kriminaltechnik laufen», sagte Sprecher Adrian Schuler.
Was explodierte wirklich?
Als Blick am Sonntag den Ort der Explosion aufsucht, sind unter den Trümmerteilen viele Feuerwerksdeckel zu sehen. Experten haben die Fotos ausgewertet.
«Das sind definitiv keine handelsüblichen Feuerwerksartikel», sagt Urs Corradini, Präsident der schweizerischen Koordinationsstelle Feuerwerk (SKF) zu Blick. Denn: Normale Feuerwerksartikel bestünden zu 99 Prozent aus Karton. Die Teile in Nussbaumen hingegen sind aus Plastik. Diese werden in der Schweiz kaum verwendet.
Ähnlich tönt es am Montag bei der Staatsanwaltschaft: Explodiert ist laut der Staatsanwaltschaft sehr wahrscheinlich Pyrotechnik in einer Dimension, wie sie in der Schweiz nicht zugelassen ist. Hinweise auf militärischen Sprengstoff oder Ähnliches gebe es nach wie vor nicht, sagte Sprecher Schuler.
Wie geht es den Bewohnern?
Durch die Explosion in der Tiefgarage wurden benachbarte Wohnblöcke teils schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Zerstörung ist riesig. Kurz nach der Explosion flüchteten die Bewohner auf die Strasse. Einige konnten noch immer nicht in ihre Wohnungen zurück. Einer davon ist Avni A.* (38).
Der Aargauer lebt in dem Wohnblock, der sich direkt über der betroffenen Tiefgarage befindet. «Es hörte sich an wie ein Attentat», beschreibt er am Sonntag das Erlebte gegenüber Blick. Nach der Evakuation hiess es von den Behörden, dass die Wohnung rund eine Woche bis zehn Tage nicht mehr betreten werden dürfte. Zurzeit kommt A. mit seiner Familie beim Bruder unter.
Diese Fragen sind noch offen
War der geschlossene Raum ein Hobbyraum?
Bestätigt hat dies die Aargauer Staatsanwaltschaft nicht. Jedoch liegen Blick Aussagen von Anwohnern vor, die von einem Hobbyraum an der Explosionsstelle wissen. In der Tiefgarage ist Bewohner Avni A. vor rund einem halben Jahr auf einen jüngeren Mann gestossen, der an der Explosion beteiligt gewesen sein soll. «Er hat mich angesprochen, und daraufhin habe ich ihn gefragt, ob er in der Nähe wohnt.» Dies habe der junge Mann jedoch verneint. «Gleichzeitig gab er aber an, hier unten einen Hobbyraum zu haben», so A.
Der 38-Jährige vermutet, dass der Raum bei der Explosion eine Rolle gespielt haben könnte. Diese Version kann derzeit weder bestätigt noch dementiert werden.
Was war die Ursache für die Explosion?
Fragen bestehen weiterhin zum Grund der Explosion. Auf den Bildern der gefundenen Plastikteile erkennt man auf einem der verkohlten Teile den Schriftzug «Onfa» – eine italienische Feuerwerksfirma, die das Rohmaterial zur Herstellung von Feuerwerk verkauft. Was in der Tiefgarage hergestellt oder gelagert wurde, ist nach wie vor unklar.
Wurde eine Person verhaftet?
Ein Unbekannter versuchte am Sonntag, in die einsturzgefährdete Garage einzudringen. Blick war dabei, als um kurz nach 13 Uhr plötzlich eine Patrouille der Stadtpolizei Baden in Nussbaumen vorfuhr. Ein dunkel gekleideter Mann soll zuvor versucht haben, sich zur abgesperrten Tiefgarage Zutritt zu verschaffen. Als er entdeckt wurde, soll er davongerannt sein. Bisher konnten die Beamten den Mann laut Blick-Informationen nicht finden.
* Name bekannt