Nach Vandalismus-Serie
WC-Türen müssen an Schule in Muhen AG offen bleiben

Weil Schüler die Toiletten verstopften und beschmierten, hat eine Schule in Muhen AG beschlossen: WC-Türen müssen offen bleiben. Bei den Eltern sorgt diese Massnahme für Entsetzen.
Publiziert: 15.12.2023 um 15:45 Uhr
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Aktualisiert: 15.12.2023 um 21:34 Uhr
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So sah es immer wieder auf den Toiletten der Schule Muhen aus.
Foto: Zvg
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Jenny WagnerRedaktorin News

Geflutete Toiletten, Schmierereien an den Wänden, zerbrochene Klobrillen – WC-Anlagen in den Schultoiletten sind oft keine stillen Örtchen. Jugendliche treffen sich dort, um zu randalieren. Darum hat die Schule Muhen reagiert: Ab sofort können WC-Türen nicht mehr geschlossen, sondern nur angelehnt werden. Dafür sorgt ein Keil.

Am Dienstag sei der Hauswart ins Jungen-WC gekommen, und habe erneut verstopfte Pissoirs und Toiletten vorgefunden. «Seit den Herbstferien ist das schon der vierte Fall», sagt Hanspeter Brunner (65), Gemeinderat und Ressortvertreter der Schule Muhen, zu Blick. «Die Toiletten und Pissoirs wurden mit Toilettenpapier und Handtüchern verstopft. Teilweise wurde auch in den WC-Bürstenhalter uriniert.» Der Aufwand, all das zu reinigen, sei immens. Am Dienstag hätte das Putzen dreieinhalb Stunden gedauert.

Eltern mit einem Brief informiert

Die Schulleitung sah sich zum Handeln gezwungen. «Als Sofortmassnahme hat der Hauswart die betroffene WC-Anlage vorübergehend geschlossen», heisst es in einem Brief an die Eltern. Ausserdem werden «bei allen WC-Anlagen der Schüler im Schulhaus Gibel Keile vor die Haupttüren gestellt, damit diese nicht geschlossen werden können.» Betroffen ist nur das Haus der Oberschüler.

WC-Kabinen können auch weiterhin mit einem Riegel abgeschlossen werden, stellt die Schulleitung klar. Das heisst, die Schüler werden zwar nicht gesehen, allerdings bleibt die Tür trotz Geräusche und Gerüche offen.

Gespräche haben nicht geholfen

Der Keil im WC treibt auch einen Keil zwischen Lehrer und Eltern. «Wir sind empört», schreiben einige Eltern in einem Brief. «Eine solche Massnahme ist einschränkend und für die Kinder und deren Intimsphäre nicht akzeptabel», heisst es. Viele Eltern fragen sich, weshalb es der Schule nicht möglich sei, das Vandalismusproblem durch Aufklärung zu lösen. Brunner erläutert, dass Gespräche bisher nicht geholfen hätten. «Die Massnahme ist hart, aber ein Zeichen ist nötig gewesen», rechtfertigt er sich. 

Wie lange die Keile auf den WCs bleiben, ist noch unklar. Brunner hat von den Schülern noch kein negatives Feedback bekommen. Und: «Es gibt auch Eltern, die Verständnis für die Erziehungsmassnahme haben», meint Brunner. «Natürlich finden wir es nicht in Ordnung, wenn die WC-Anlagen derart verwüstet hinterlassen werden», erzählen Eltern Blick. Die getroffene Massnahme sei jedoch für alle einschränkend, auch für diejenigen, die sich korrekt verhalten haben. «Es sind Jugendliche im Teenager-Alter mit gewissen Schamgefühlen.» Die Jungen getrauten sich nicht mehr aufs Pissoir, weil sie von den Mädchen gesehen werden würden. «Man hätte dies anders lösen müssen.»

In Kriens wurde WC-Tür abmontiert

Die Schule Muhen ist nicht die einzige, die zu einer solchen radikalen Massnahme greifen musste. In einer Sportschule in Kriens LU wurden im Mai 2022 die WC-Türen komplett abmontiert – ohne Vorwarnung. Ebenfalls wegen wiederholter Vandalismus-Fälle, wie «20 Minuten» berichtet.

Dass Jugendliche fernab von den Augen der Lehrpersonen auf Toiletten abhängen, ist ein weltweites Problem. In der Moorebank High School in Sydney dürfen Schüler nur mit Scan des Fingerabdrucks aufs WC. «Es gab Fälle, in denen die Leute ihren Kot an die Decke geschmissen haben», sagt eine Schülerin.

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