Hansruedi Lüthi (82) aus Dulliken SO hat ein Problem: In seinem Wohnort wurden alle öffentlichen WCs wegen Vandalismus geschlossen. Für den pensionierten Maschinenmechaniker ein grosses Problem. «Ich hatte Darmkrebs», sagt Lüthi. Zudem habe er einen Herzschrittmacher. Hinzu seien Probleme mit Sehnen und einem Halswirbel gekommen. «Später kam auch noch Parkinson dazu.»
Der Gesundheit zuliebe müsse er deshalb oft zu Fuss ins Dorf gehen und wegen seines Leidens auch immer mal wieder aufs WC. «Oder es kommt spontan. Da kann man nichts mehr bremsen», sagt Lüthi. Er habe danach auch schon mal neue Hosen kaufen müssen, weil er sich so nicht mehr habe zeigen können.
30 bis 40 Unterschriften für ein WC
Darum schrieb Lüthi im Januar dem Dulliker Gemeindepräsidenten einen freundlichen Brief. Er bat darin zu prüfen, ob nicht wie früher wieder ein öffentliches WC in Dulliken betrieben werden könne. Und um aufzuzeigen, dass er nur einer von vielen ist, die sich das wünschen, hat er auch Unterschriften von 30 bis 40 Bürgern gesammelt, die sein Anliegen unterstützen.
Ihm schwebt eine Anlage aus Chromstahl vor, die rund 120'000 Franken kosten würde. Teuer, aber: Lüthi würde sogar 1000 Franken aus dem eigenen Sack bezahlen, verspricht er.
Keine Antwort vom Gemeindepräsidenten
Doch sein Problem ist offenbar nicht gross genug für den Dulliker Gemeindepräsidenten Walter Rhiner (61). Denn laut Lüthi habe dieser bis heute nicht auf seinen Brief reagiert. Selbst als er im Februar einem anderen Gemeinderat zwei weitere Briefe geschrieben hat – und das Angebot machte, an einer Gemeinderatssitzung beratend teilzunehmen –, kam nichts zurück. Dafür hat Lüthi kein Verständnis. «Ich zahle hier seit den 60er-Jahren Steuern!»
Gegenüber Blick weist Gemeindepräsident Rhiner Lüthis Vorwurf zurück. Man habe sich sehr wohl an einer Sitzung damit befasst. Aber: «Der Gemeinderat lehnte den Antrag einstimmig ab.» Darüber sei Lüthi auch informiert worden, so der Gemeindepräsident, nämlich mit einem Protokollauszug. Nur: Lüthi hat einen solchen Auszug nie erhalten, wie er gegenüber Blick bekräftigt.
Lüthi soll ins Restaurant
Der Grund, warum der Gemeindepräsident keinen Handlungsbedarf sieht: Mit den diversen Restaurants im Dorf, einem Tankstellenshop und den WCs in der Gemeindeverwaltung «während der üblichen Öffnungszeiten» gebe es genügend Alternativen. Lüthi kontert: «Beizen-WCs sind keine öffentlichen WCs. Zudem sind die meisten viel zu weit weg.» Und: Er gehe «sicher nicht» mit vollen Hosen in eine Beiz oder in einen Tankstellenshop, um den WC-Schlüssel zu holen. «Die haben das nicht gern und es wäre mir extrem unangenehm.»
Zum Toilettenbesuch im Gemeindehaus kann der Rentner nur lachen: «Dann muss ich schauen, dass ich mir während der Bürozeiten in die Hosen mache?»
Doch Gemeindepräsident Rhiner bleibt hart: «Wir sehen momentan keine Dringlichkeit, zusätzliche öffentliche WCs aufzustellen.» Hansruedi Lüthi bleibt konsterniert zurück: «Vielleicht sind die Gemeindeverantwortlichen irgendwann auch mal froh um ein öffentliches WC – und werden nicht links liegen gelassen.»
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