Video zeigt Polizeieinsatz im Wohnquartier
0:51
In Moutier BE:Video zeigt Polizeieinsatz im Wohnquartier

Nach Sprengstoff-Verhaftung von Matje T. in Strengelbach – jetzt spricht sein Mitbewohner Muhamet F.
«Die Polizei führte auch mich ab»

Die Polizei verhaftete letzten Sonntag in einem Barbershop in Strengelbach AG vier Männer. Der Verdacht: Sie sollen Einbrüche begangen haben. Zudem fanden die Beamten im Laden Sprengstoff. Wollten die Verhafteten damit Bancomaten sprengen? Blick ging auf Spurensuche.
Publiziert: 05.07.2023 um 17:19 Uhr
1/20
Die Bundesanwaltschaft (BA) bestätigt auf Blick-Anfrage, dass am letzten Sonntag in Moutier BE ein Polizeieinsatz stattfand.
Foto: zVg
RMS_Portrait_AUTOR_940.JPG
Ralph DonghiReporter News

Der Schock in Strengelbach AG sass tief: Etwa 40 Bewohner von mehreren Häusern mussten in der Nacht auf letzten Sonntag evakuiert werden. Dies, weil die Polizei in einem Barbershop in einem der Häuser vier Männer verhaftete, die in Verdacht stehen, Einbrüche begangen zu haben. Zudem stellten die Beamten im Laden Sprengstoff sicher.

Laut Blick-Informationen führten die Polizisten auch Shop-Besitzer Matje T.* (23) ab. Hausbesitzer Binak B.** (60) hatte dem Kroaten den Laden erst vor zwei Monaten vermietet. Er sagte: «Ich hatte schon den Verdacht, dass er nicht ganz sauber ist.» Die Kantonspolizei Aargau sagte nicht, wie viel Sprengstoff gefunden wurde. Nur, dass es sich bei den angehaltenen Personen um zwei Holländer, einen Kroaten sowie einen Spanier, die zwischen 22 und 31 Jahre alt sind, handelt.

Spur führt in den Kanton Bern

Jetzt zeigen Blick-Recherchen: Die Spur vom Einsatz in Strengelbach führte die Polizei nach Moutier BE. Dort wohnte der verhaftete Matje T. in einer WG mit zwei anderen Männern. Einer von ihnen lässt Blick in die Wohnung. «Auch mich führten sie ab», sagt der Kosovare Muhamet F. (23). «Ich musste eine Nacht in einer Zelle verbringen.»

F. erzählt, er sei alleine in der Wohnung gewesen, als die «schwer bewaffneten Polizisten» aufgetaucht seien. Dies hat auch Natalia A.** (21), deren Eltern auf demselben Stockwerk wie Matje T. wohnen, mitgekriegt. «Es war krass. Die Polizisten wollten die Wohnungstüre gegenüber mit einem Rammbock aufschlagen», sagt sie. «Doch dann hat sie jemand von innen geöffnet.»

Polizisten durchsuchen auch Keller und Garagen

Es war Muhamet F., der «nichts zu verbergen» hat, wie er sagt. Die Polizisten hätten ihn festgenommen und alle Zimmer durchsucht. «Doch sie haben nichts gefunden.» Er kenne Matje T. kaum. Auch den zweiten Bewohner – einen Serben, der die Wohnung gemietet habe und nicht verhaftet worden sei – kenne er nicht so gut. «Sie sind einfach Mitbewohner». Er selber sei ein Asylbewerber und müsse die Schweiz noch diesen Monat verlassen, so F.

Sicher ist: Die Beamten durchsuchen letzten Sonntag nicht nur die Wohnung, in der Matje T. lebte, sondern auch den Keller und die Garagen des Wohnblocks. «Es war ein komisches Gefühl, als ich all die Polizisten sah», sagt Bewohnerin Luisa F.** (53).

Die vier Verhafteten sitzen nun in U-Haft

Auf Nachfrage von Blick bestätigt die Bundesanwaltschaft (BA) einen Polizeieinsatz letzten Sonntag in Moutier. Sprecherin Linda von Burg sagt: «In Bezug auf die Verhaftungen in Strengelbach haben wir ein Strafverfahren eröffnet wegen der Gefährdung durch Sprengstoffe und giftige Gase in verbrecherischer Absicht und des Herstellens, Verbergens, Weiterschaffens von Sprengstoffen und giftigen Gasen.» Und: «Im Rahmen dieses Strafverfahrens wurde mit Unterstützung der Kantonspolizei Bern auch eine Hausdurchsuchung in Moutier durchgeführt.»

Was die Beamten dort sicherstellten, ob Polizisten inzwischen weitere Personen verhafteten, welchen Aufenthaltsstatus die Beschuldigten haben und wie viel Sprengstoff die Ermittler in Strengelbach fanden, sagt sie nicht. Nur so viel: «Die unverzüglich eingeleiteten Ermittlungen der BA zusammen mit Fedpol und den involvierten Kantonspolizeien haben zum Ziel, den Hintergrund zu klären», so von Burg. Und: «Die Abklärungen laufen in alle Richtungen, geprüft wird unter anderem auch ein allfälliger Zusammenhang mit der Sprengung von Bancomaten.» Die BA habe zurzeit keine Hinweise auf einen terroristischen oder dschihadistischen Hintergrund.

Derweil hat die BA für alle vier beschuldigten Personen Untersuchungshaft beim zuständigen Zwangsmassnahmengericht beantragt, welche das Gericht bewilligt hat. Weitere Auskünfte gibt die BA nicht. Für die Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.

* Name geändert

** Name bekannt

Fehler gefunden? Jetzt melden