Meterhohe Flammen schlugen in der Nacht auf Sonntag aus dem unter Denkmalschutz stehenden «Postlonzihuus» in Merenschwand AG. «Ich habe so etwas noch nie gesehen, das hat richtig gelodert. Die starken Flammen mit einem Blaustich, das hat schon Angst gemacht», sagt Martin Lang (36). Er ist der Pächter des Restaurants Huwyler gegenüber des Brandortes.
Der Brand in Merenschwand war verheerend. Insgesamt acht Personen wurden verletzt. Ein 75-jähriger Mann musste mit schweren Verbrennungen ins Spital gebracht werden. Weitere sieben Menschen wurden wegen des Feuers leicht verletzt. Sechs Bewohner zeigten Anzeichen einer Rauchvergiftung und wurden durch Ambulanzen in umliegende Spitäler gebracht. Ausserdem wurde eine Angehörige der Feuerwehr leicht verletzt. Auch sie wurde im Spital untersucht.
Die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses wurden gemäss Kantonspolizei Aargau in einer Zivilschutzanlage untergebracht. Der Brand und das Löschwasser richteten grossen Schaden an. Dieser kann derzeit noch nicht beziffert werden, aber sämtliche Wohnungen sind vorläufig nicht mehr bewohnbar. Warum es im Dorfkern von Merenschwand brannte, wird derzeit untersucht.
Brandopfer ist im Dorf bekannt – und beliebt
Am Tag danach deutet Polizei-Absperrband auf das nächtliche Inferno hin. Am Boden zeugen noch Russflecken von der Schreckensnacht. Beim Besuch von Blick in Merenschwand ist die Luft noch immer erfüllt vom Geruch des Rauches. Immer wieder zieht es Nachbarn und Schaulustige zum Haus, die Feuerwehr wuselt auch heute noch umher und sucht die Brandursache. Auf dem Dach sind Dachdecker mit Abdeckarbeiten beschäftigt.
Peter S.* habe es getroffen, erzählt man sich im Dorf. Der 75-Jährige wohnt im Haus, in seiner Wohnung hat das Unheil seinen Lauf genommen. «Jesses, der Peter!», entfährt es Lang, als Blick ihm den Namen nennt. Der schwer verletzte Mann sei ein im Dorf bekannter und beliebter Mensch, den man immer wieder in den nahegelegenen Wirtshäusern antraf. Jetzt liegt er mit schweren Verbrennungen im Universitätsspital Zürich.
Ein Schock und Glück im Unglück
Hasmire Zendeli (36) lebt im Nachbarhaus und hat den Brand in der Nacht miterlebt. «Mein Mann hörte draussen Lärm und meinte zu mir: ‹Schatz, etwas ist nicht in Ordnung›.» Als sie die Rollläden hochzieht, trifft sie der Schock: Das Haus, in dem ihre Nachbarin lebt, steht in Flammen!
Sofort habe sie versucht, ihre Nachbarin anzurufen, sie zu warnen. Doch diese reagierte zunächst nicht. «Ich hatte Angst um sie und habe angefangen zu zittern», so Zendeli. Sie würden sich gut kennen. Sorgen machte sich die 36-Jährige auch, ob die Flammen auf ihre eigene Wohnung übergreifen könnten.
Wirt Martin Lang wird die Nacht lange in Erinnerung bleiben. «Eine Feuerwehrfrau kam spätabends auf mich zu und sagte, die Feuerwehr brauche dringend Verpflegung.» Sofort erklärte sich Lang bereit, die knurrenden Mägen der Einsatzkräfte zu füllen. «Am einfachsten war etwas zum Schöpfen», sagt Lang. «So gab es Spaghetti mit Tomatensauce.» Die Feuerwehr, die Lang mit ihrer Professionalität tief beeindruckt habe, hätten sich das redlich verdient. «Wenn man sieht, wie professionell sie arbeiten, gibt das ein gutes Gefühl. Ein Gefühl, dass man selbst gut beschützt ist, falls etwas passieren sollte.»
*Name geändert