Auf einen Blick
- Familie überlebt Hausbrand dank aufmerksamem Sohn. Mutter lobt Morenos Heldentat
- Drucker fing Feuer, Vater warf ihn ins Freie und löschte Küchenbrand
- 16-jähriger Moreno erlitt Rauchgasvergiftung, verbrachte eine Nacht im Spital
Maria Sbordone (41) sitzt mit ihren fünf Kindern auf dem Bett in einem Zimmer des Hotels «Cinema 8» in Schöftland AG. Es ist eine Gratis-Notlösung – doch sie sind alle noch beisammen. Denn: Am späten Sonntagabend hat es im gleichen Dorf in ihrem Mietshaus gebrannt. Und: «Hätte uns mein Sohn Moreno nicht geweckt, dann wäre definitiv Schlimmeres passiert», sagt die Nagel-Designerin zu Blick. «Wichtig ist, dass wir alle überlebt haben.»
Es ist 23 Uhr, wie Maria Sbordone erzählt, als sie schlafen ging. Die Kantonspolizei Aargau schreibt später: «Während die Familie bereits schlief, roch eines der Kinder Brandgeruch und weckte die Mutter.»
Es ist Moreno (16), der – wie er berichtet – im Bett noch am Handy war und sich auf die kommende Schnupperwoche vorbereitete. Doch: «Es war ein riesiger Schock. Ich hatte plötzlich relativ viel Rauch gerochen, weil ich die Zimmertür einen Spaltbreit offen hatte.»
Er öffnet sie etwas mehr und sieht, dass im Korridor alles voller Rauch ist. «Ich wusste, etwas stimmte nicht.» Er öffnet das Zimmerfenster, um kurz frische Luft zu schnappen. Dann nimmt er ein T-Shirt vors Gesicht und verlässt das Zimmer. «Ich hatte vom vielen Rauch Tränen in den Augen», sagt er – doch er schafft es bis zu seiner Mutter.
«Er fragte mich, warum wir so viel Rauch im Haus hätten», sagt Maria Sbordone. «Ich bin natürlich fest erschrocken, weil es so stank, und ich habe ein Knirschen in der Küche gehört.» Als sie hingeht und die Tür öffnet, «schoss mir plötzlich eine Stichflamme entgegen». Sie habe instinktiv die Tür sofort wieder geschlossen.
«Hauptsache, das Feuer war weg»
Moreno sei dann «so lieb gewesen», dass er ihren Partner (39), mit dem sie die vier jüngsten Kinder hat, wecken gegangen sei. «Mein Freund kam wie aus einer Kanone geschossen herbeigeeilt und machte die Küchentür wieder auf.» Die Kapo Aargau schrieb: «Er stiess auf einen Drucker, der in Flammen stand. Beherzt packte er das Gerät und warf es ins Freie.» Maria Sbordone sagt: «Hauptsache, das Feuer war weg.»
Doch dem nicht genug: Während Moreno – der schon einmal im Blick war – die Kinder ins Freie bringt, holt die Mutter den Gartenschlauch und streckt ihn ihrem Partner entgegen. «Er hatte dann das Feuer in der Küche gelöscht, noch bevor die Feuerwehr eintraf», sagt Maria Sbordone. Die Feuerwehr habe anschliessend geschaut, dass sich der Brand nicht wieder entfacht. Nur: Die Flammen und der Qualm hätten zuvor dennoch das Hausinnere in Mitleidenschaft gezogen.
«Wir wussten zuerst nicht weiter»
«Wir haben dann die Kinder ins Auto eingepackt, noch die Handys und Wäsche aus der Waschmaschine rausgenommen, standen draussen im Regen und wussten zuerst nicht mehr weiter», sagt Maria Sbordone.
Während Moreno eine Rauchgasvergiftung erlitt und eine Nacht im Spital verbringen musste, hat sich sein Stiefvater beim Raustragen des Druckers an beiden Händen einzelne Finger verbrannt und musste auch im Spital übernachten. Er möchte nicht an die Öffentlichkeit, sagt aber zu Blick: «Es hat am Anfang grausam wehgetan.» Aber auch er ist froh, dass alle noch leben.
Für die Kinder eine «absolute Katastrophe»
Aber, so Maria Sbordone: «Für die Kinder ist es eine absolute Katastrophe. Sie sind sich so etwas nicht gewöhnt.» Die Jüngsten hätten in der Nacht lange geweint und seien immer wieder zur Hotel-Zimmertüre gelaufen. «Weil sie natürlich nach Hause wollen.»
Jetzt hofft die Familie, dass sie dies bald tun kann. Aber es sieht nicht so gut aus. «Es heisst, es könnte länger dauern», sagt Maria Sbordone. Wichtig ist ihr aber: «Moreno hat uns als Familie das Leben gerettet.»
«Leben retten – das ist ein gutes Gefühl»
Moreno selber ist stolz auf sich: «Ich wusste zuerst nicht, was ich tun sollte. Ich hatte Herzrasen.» Doch er weiss: «Leben retten – das ist ein gutes Gefühl.»
Ob der Drucker der Auslöser des Brandes war oder ein anderer technischer Defekt die Ursache ist, wird noch ermittelt. Polizeisprecher Bernhard Graser jedenfalls lobt den 16-Jährigen: «Der Bub hat alles richtig gemacht. Denn in so einem Moment reichen ein paar Atemzüge des giftigen Qualms, und man wird im Schlaf ohnmächtig.»