Kürbis-Werf-Terror im Aargau
«Was sind das nur für Idioten?»

In der Region Baden AG treiben Angreifer ihr Unwesen. Meldungen von Personen, die in der Nacht mit Kürbissen beworfen werden, häufen sich. Besonders gefährlich dabei ist, dass die Attacken teilweise aus fahrenden Fahrzeugen erfolgen.
Publiziert: 06.12.2022 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 07.12.2022 um 09:21 Uhr
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Als Denise Cattin (44) auf ein Uber-Taxi wartete, flog plötzlich ein Kürbis an ihrem Kopf vorbei.
Foto: zVg
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Carla De-VizziRedaktorin News

Ob als Suppe, als Halloween-Dekoration oder als Beilage – Kürbisse sind vielfältig einsetzbar. Dass man sie auch als Wurfgeschosse benutzt, ist allerdings eher ungewöhnlich. In der Region Baden AG ist aber genau dies der Fall.

Nachdem das Newsportal «Argovia Today» bereits von einer Velofahrerin (27) berichtet hatte, die in Wettingen aus einem fahrenden Auto mit einem Kürbis beworfen wurde, häufen sich die Fälle. In der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Nussbaumen wenn», melden sich immer mehr Betroffene. Eine von ihnen ist Denise Cattin (44) aus Untersiggenthal AG. Auch sie wurde Opfer einer Kürbisattacke: «Es war ein riesiger Schock», sagt sie zu Blick.

«Kürbis flog in Mordsgeschwindigkeit auf mich zu»

Passiert sei es am ersten November-Wochenende in Nussbaumen AG. Cattin wartete nach der Arbeit auf ihr Uber-Taxi, als ihr ein silbernes Büssli auffiel, das Schlangenlinien fuhr. «Plötzlich öffnete sich die Tür des Autos und ein Kürbis flog in einer Mordsgeschwindigkeit an meinem Kopf vorbei.» Die Restaurationsfachfrau wusste nicht, wie ihr geschah, und dachte: Was sind das nur für Idioten?

Der Kürbis, den die Aargauerin als grösser als einen Fussball beschreibt, habe sie nur knapp verfehlt. Unmittelbar danach suchte die 44-Jährige Schutz hinter einer Mülltonne. Zu Recht – denn es blieb nicht bei dem einen Versuch: «Wieder Schlangenlinien fahrend kam der Wagen dann von der anderen Seite und attackierte mich erneut – zum Glück erfolglos.» Dabei sei das Auto zudem massiv zu schnell unterwegs gewesen. «Der Wagen hatte statt der erlaubten 30 km/h bestimmt 80 oder gar 100 km/h auf dem Tacho.»

Roller nach Kürbis-Attacke komplett zerstört

Anders als andere Opfer kam Cattin mit einem Schrecken davon. Kurz nach der Attacke auf sie nahmen die Kürbis-Unruhestifter eine andere Gruppe ins Visier. Dabei handelte es sich um eine Frau und zwei Männer, die je auf einem Motorradroller unterwegs waren.

Einer von ihnen ist Samuel Ruesch (46) aus Kirchdorf AG. Er und seine beiden Freunde seien gerade auf dem Heimweg von Wettingen gewesen, als es zu dem Anschlag kam. «Plötzlich fuhr das Auto mit Vollgas auf uns zu, und es flogen Kürbisse», sagt Ruesch, der nach dem Vorfall Anzeige gegen unbekannt erstattet hat, zu Blick. Während der Töff seiner Kollegin stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, kamen er und sein Roller glimpflich davon. Dennoch hätte das Ganze Ruesch zufolge tödlich enden können: «Das war ein Mordanschlag!» Um was für ein Auto es sich handelte, konnten er und seine Freunde nicht erkennen.

Der Töff seiner Kollegin sei seit der Kürbisattacke komplett zerstört. «Wenn man sieht, was dieser Kürbis nur schon bei Blech angerichtet hat, will ich nicht wissen, was passiert wäre, wenn er uns getroffen hätte.»

«Ich bin total erschrocken»

Ähnlich geht es Patrick Mayer (29) aus Kirchdorf AG, der in derselben Nacht von einem Kürbis beworfen wurde. «Zum Glück hat es mich am Bein und nicht am Kopf erwischt», sagt er zu Blick.

Mayer war gerade vom Ausgang auf dem Heimweg, als ihm plötzlich etwas auf die Kniekehle schlug. «Ich bin total erschrocken.» Wenige Meter vor sich entdeckte er dann einen Kürbis – und ebenfalls wie die Restaurationsfachfrau Cattin einen silbernen Bus, der stark beschleunigte.

In der Region seien erneut Kürbisse abhandengekommen

Wie die Kantonspolizei Aargau auf Anfrage von Blick mitteilt, sind ihr die Fälle bereits bekannt. «Wir haben einerseits eine Meldung einer Person, die von einem Kürbis aus einem fahrenden Auto beworfen wurde, und andererseits Meldungen von Autos, die über Nacht mit Kürbissen beschädigt wurden», sagt Dominic Zimmerli, Sprecher der Kantonspolizei Aargau, zu Blick.

Bei den Schäden habe man nachweisen können, dass diese durch Zierkürbisse zustande kamen. Ob es sich bei der Täterschaft um eine oder mehrere Personen handle, sei unklar. Kürbis-Opfer Cattin befürchtet aber, dass der Angreifer nach wie vor sein Unwesen treibt. «Kürzlich habe ich gelesen, dass einem Bauer in der Region erneut Kürbisse gestohlen wurden.»

Vielleicht kommt tatsächlich bald Licht ins Dunkel: Ein Bauer aus Wettingen hat gemäss Tele M1 nämlich Aufnahmen einer Überwachungskamera auf Facebook gestellt. Sie zeigen mehrere Männer, die mitten in der Nacht offensichtlich kistenweise Kürbisse von seinem Hof klauen. Schnell soll darum eine Diskussion darüber entbrannt sein, ob es sich dabei um Kürbisse handelt, mit denen Personen angegriffen werden sollen.

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