Die Vorwürfe sind heftig: Es geht um Tierquälerei, unsachgemässe Operationen und mangelhafte Hygiene. Deswegen wurde die Igelstation in Oberentfelden AG geschlossen, wie die «Aargauer Zeitung» zuerst berichtete. Jetzt hat Betreiberin Danielle Lenzin (76) sogar eine Anzeige am Hals.
Laut den Untersuchungen sollen die Boxen der Tiere zu klein gewesen sein. Zudem habe die Betreiberin mehrfach Igel operiert, von Augenamputationen über Zähne ziehen bis zum Herumschneiden an tiefen Wunden. Das Schmerzmittel soll sie nicht richtig dosiert haben. Für die Eingriffe sei kein fachgerechtes Werkzeug benutzt worden. Zudem sei die Hygiene nicht gewährleistet gewesen.
Lenzin pflegt jedes Jahr rund 700 Igel
Danielle Lenzin wehrt sich. «Ich quäle keine Tiere, ich helfe ihnen», sagt sie zu Blick. Seit 38 Jahren helfe sie den Igeln, sagt die gelernte Zahnarztgehilfin. Sie sei ein Fan von allen Tieren. Nur: «Für Katzen und Hunde wird geschaut. Für Igel nicht.»
Jedes Jahr würden rund 700 Igel zu ihr auf die Station gebracht. Sie habe in einer Zürcher Igelstation gelernt, wie man diese wieder gesund pflege, sagt sie. Ihr sei klar, was sie mache. Lenzin wehrt sich denn auch vehement gegen die Vorwürfe der Tierquälerei: «Alles, was ich getan habe, durfte ich auch tun.»
Nicht alle sehen das so. Im Sommer sind beim Veterinärdienst des Kanton Aargau sechs Beschwerden zu den Missständen in der Igelstation eingegangen. Dazu wurden Video- und Tonaufnahmen als Beweise eingereicht. Lenzin bekam in der Folge unangekündigten Besuch von einer Kontrollperson und einer Tierärztin – und hat nun eine Anzeige am Hals.
Zum Vorwurf der zu kleinen Boxen sagt Lenzin, sie habe diese extra etwas kleiner schreinern lassen, um mehr Behälter unterbringen zu können. Zudem würden die kranken Igel maximal eineinhalb Monate in den Boxen bleiben.
«Das ist der allergrösste Blödsinn»
Zu den Vorwürfen der falschen Medikamentendosierung sagt Lenzin nur, sie wisse, welche Dosierungen richtig seien. Und die Operationen? «Das ist der allergrösste Blödsinn», entgegnet sie. Sie habe tatsächlich ein Auge amputiert, dieses sei dem Igel aber schon rausgehangen. «Es hielt nur noch an einem Faden. Den habe ich abgeschnitten.» Sonst hätte es dem Tier schaden können, behauptet sie.
Lenzin hat auch eine Vermutung, wer die Aufnahmen gemacht hat, die zusammen mit den Anzeigen eingereicht wurden: «Es war bestimmt eine Angestellte, die nicht mehr tragbar war und die ich entlassen musste.»
Da sie im Moment keine Igel aufnehmen dürfen, müssten all die gefundenen Tiere nun zu einer anderen Igelstation gebracht werden. «Aber nicht alle können diese Arbeit», bedauert Danielle Lenzin. Darum würden die Igel getötet. «Und das tut mir leid.»