Aus den Augen ist eben nicht gleich aus dem Sinn: Diese Erfahrung musste jetzt auch die Kleinstadt Brugg im Kanton Aargau machen. Denn anstatt der Drogenszene am Bahnhof auf Windischer Seite, wo konsumiert, gedealt und gebettelt wurde, mit konstruktiven Lösungsansätzen zu begegnen, wurden die Suchtkranken letzten Sommer von der Polizei durch Verbote vertrieben.
Damit wurde es zwar ruhiger rund um den Bahnhof, doch die Süchtigen konnten sich ja nicht einfach in Luft auflösen – und fanden ein neues Plätzchen im Amphitheater Vindonissa. Dort führte bis anhin auch Jungwacht/Blauring ihre Gruppenstunden durch. Damit ist jetzt Schluss.
Brief an Eltern und Gemeinde
Denn Anfang April sieht das Leitungsteam Suchtkranke am historischen Ort und findet auch gebrauchte Spritzen, wie das Regionaljournal Aargau/Solothurn berichtet. In einem Brief an die Eltern wird erklärt, dass ab sofort keine Gruppenstunden mehr im Amphitheater durchgeführt würden. Auch Gemeinde und Polizei werden informiert.
«Wir haben mit den Menschen vor Ort gesprochen und sie dort weggewiesen», sagt Andreas Lüscher von der Regionalpolizei Brugg. Die Süchtigen werden also erneut weggescheucht. Dieses unhaltbaren Umstands soll sich jetzt eine Arbeitsgruppe, die letzten Herbst geschaffen wurde, annehmen. In dieser arbeiten Vertreter der Gemeinden Brugg und Windisch, die Polizei sowie die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) mit. Letztere ist mit dabei, weil die Gebäude der FHNW mitten im Hotspot stehen.
Repression ist keine Lösung
Im Gespräch mit dem Regionaljournal sagt Severin Dommann, seines Zeichens Leiter der Abteilung, die die Arbeitsgruppe leitet: «Es ist zufällig, dass die Situation jetzt im Amphitheater aufgetaucht ist, das hätte auch anderswo sein können. Jetzt müssen wir Lösungen finden, um das Problem in den Griff zu bekommen.» Denn man sei sich einig, dass Repression und die damit verbundene ständige Vertreibung der Suchtkranken und Randständigen keine Lösung sei.
Im Zusammenhang mit einer laufenden Analyse zusammen mit der Schweizerischen Koordinations- und Fachstelle Sucht hat Sozialarbeiterin Fabienne Senn mit den Abhängigen gesprochen und dabei erfahren, dass ihnen die momentane Lage ebenfalls nicht behagt. «Sie wollen nicht, dass zum Beispiel Kinder sie so sehen, und sind an einer Lösung interessiert.» Bis eine solche jedoch gefunden ist, kann es noch dauern. Und so werden die Drogenabhängigen weiterhin von einem zum nächsten Ort vertrieben. Der Arbeitsgruppe ist es aber wichtig, festzuhalten, dass die Suchtkranken zur Gesellschaft gehören. (dmo)