«Rettungsgasse hat überhaupt nicht funktioniert»
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Abschlepper Josef Senn (68):«Rettungsgasse hat überhaupt nicht funktioniert»

Abschlepper Josef Senn (68) spricht über Pannenstreifen-Horrorcrash auf der A1
«Es hätten alle vier Insassen sterben können»

Glück im Unglück auf der A1 bei Wettingen AG: Vier Personen überleben Panne und LKW-Aufprall – weil sie richtig handeln. Abschleppdienst-Chef Josef Senn (68) erklärt die gefährliche Situation und mahnt zu mehr Aufmerksamkeit im Strassenverkehr.
Publiziert: 21.01.2025 um 19:24 Uhr
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Aktualisiert: 21.01.2025 um 20:20 Uhr
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Josef Senn (68), Senior-Chef des Abschleppdienstes Senn AG in Döttingen AG, dessen Angestellte das BWM-Wrack holen mussten, ist überzeugt: «Hätten die vier Insassen nicht richtig gehandelt, hätten sie sterben können.»
Foto: Ralph Donghi

Auf einen Blick

  • Schrecklicher Unfall auf A1 bei Wettingen AG: BMW-Panne führt zu Kollision mit Lastwagen
  • Insassen handelten richtig und retteten sich durch schnelles Verlassen des Autos
  • Josef Senn (68) ist seit 48 Jahren im Abschleppdienst tätig und spricht über den Crash
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Ralph DonghiReporter News

Es war ein schrecklicher Unfall auf der A1 bei Wettingen AG: Ein blauer BMW hat plötzlich eine Panne. Der Fahrer und seine drei Mitfahrer stellen ihr Auto auf dem schmalen Pannenstreifen ab, steigen sofort aus, stellen das Pannendreieck auf und gehen in Sicherheit.

Zum Glück! Denn Josef Senn (68), Senior-Chef des Abschleppdienstes Senn AG in Döttingen AG, dessen Angestellte das BWM-Wrack holen mussten, ist überzeugt: «Hätten die vier Insassen nicht richtig gehandelt, hätten sie sterben können.»

Chauffeur hat «grundsätzlich nichts falsch gemacht»

Der Unfall passierte kurz vor 5.30 Uhr auf dem Limmat-Viadukt – mit voller Wucht prallte der Lastwagen in das unbeleuchtete Auto auf dem Pannenstreifen. «Es ist dort eine relativ schwierige Situation, wir kennen diese Stelle», erklärt Abschlepper Senn. «Wir hatten dort schon öfters Fahrzeuge, die wir holen mussten.»

Der Fahrer des Lastwagens habe «grundsätzlich nichts falsch gemacht», sagt Senn. Aber: «Der Chauffeur kam dort in die Galerie hinein, von rechts mündet der Verkehr, links hat es auch Autos, und dann hat er plötzlich einen unbeleuchteten Wagen vor sich. Wo will er hin?» Senn sagt, der Chauffeur habe nichts mehr tun können. «Es war schon zu spät.»

Rettungsgasse «hat überhaupt nicht funktioniert»

Vielmehr kritisiert Senn, dass die Rettungsgasse «wieder einmal überhaupt nicht funktioniert hat», sagt er. «Unsere Leute kamen nicht nach vorne zur Unfallstelle. Es wurde einfach kein Platz gemacht.» Es sei natürlich schwierig für die Verkehrsteilnehmer, aber: «Man muss die Leute wieder einmal sensibilisieren, dass sie sich Mühe geben für eine Rettungsgasse.»

Die vier Insassen wurden vom Unfall völlig überrascht. Senn: «Sie wollten in die Ferien und offenbar an den Flughafen Zürich. Ihr Auto blieb einfach am falschen Ort stehen.»

Josef Senn ist seit 48 Jahren Abschlepper

Josef Senn weiss, wovon er spricht. Er ist schon seit 48 Jahren im Abschleppdienst tätig und «natürlich ein wenig abgehärtet», wie er sagt. «Wir hatten früher viel mehr Schwerverletzte. Mich schockt nichts mehr so schnell. Und man muss es immer sachlich sehen, wie etwa ein Arzt oder andere Leute im Gesundheitswesen.»

Einzig Unfälle mit Kindern oder Leuten, die er kennt oder kannte und selber bergen musste – «da macht man sich dann schon ein paar Gedanken», sagt Senn. «Und man sieht dann auch, wie schnell das Leben vorbei sein kann.»

Auch für die Abschlepper selber, sei so ein Einsatz «relativ heikel». Man müsse immer nach hinten gucken, ob man von den Verkehrsteilnehmern wahrgenommen werde. Aber: «Wir müssen ja auch die kaputten Autos aufladen, was nicht immer ganz ungefährlich ist.»

Josef Senn appelliert an die Aufmerksamkeit aller Verkehrsteilnehmer: «Zum Teil lassen sich die Leute durch das Handy oder das Navi ablenken.»

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