«Ich habe noch Kopfschmerzen»
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Gabriel (11) wurde angefahren:«Ich habe noch Kopfschmerzen»

Aargauerin (62) schleift Gabriel (11) in Dintikon AG 30 Meter mit
«Plötzlich war ich weg»

Gabriel Rizzo ist erst elf Jahre alt, aber schon ganz tapfer. Der Bub wurde in Dintikon AG auf einem Fussgängerstreifen von einem Auto erfasst und gut 30 Meter mitgeschleift. Jetzt erzählt er vom Schreckensmoment.
Publiziert: 04.12.2023 um 23:58 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2023 um 10:44 Uhr
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Helga und Ivano Rizzo aus Dottikon AG sind froh, dass ihr Sohn Gabriel nach dem Zebrastreifen-Unfall in Dintikon noch am Leben ist.
Foto: Ralph Donghi
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Ralph DonghiReporter News

Es ist wieder die Zeit, in der regelmässig Fussgänger auf Zebrastreifen angefahren werden. Alleine im Aargau gab es in den letzten Tagen mehrere Unfälle. In Herznach AG starb eine zweifache Mutter (†42), als sie den Fussgängerstreifen überqueren wollte. Mehr Glück hatte ein Bub (11) in Dintikon AG. Auch er wurde von einem Auto erfasst, erlitt jedoch keinen einzigen Knochenbruch.

Beim Buben handelt es sich um den Sechstklässler Gabriel. Seine Eltern Helga (35) und Ivano Rizzo (38) aus Dottikon AG erlauben ihrem Sohn, mit Blick über den Unfall vom letzten Freitag zu sprechen. Der Vater, Assistenz-Trainer beim 1.-Ligisten FC Wohlen, sagt erleichtert: «Unser Sohn hatte wahnsinniges Glück!»

Gabriel Rizzo wollte nach Hause

Dann erzählt Gabriel, dass er nach der Schule zuerst heim und später ins Tennis-Training habe gehen wollen. Doch er kommt nicht zu Hause an. Nachdem der Primarschüler in Villmergen AG den Bus nimmt und in Dintikon aussteigt, kommt es um 15.45 Uhr, kurz vor seinem Zuhause, zum Unfall. «Ich lief über den Zebrastreifen und habe gesehen, dass nach der Mittelinsel rechts ein Auto anhielt», erinnert sich der Bub. «Aber das Auto dahinter hat nicht angehalten. Es hat überholt. Dann war ich plötzlich weg.»

Sein Vater weiss, was passiert ist. «Das Auto ist auf die Gegenfahrbahn gekommen und hat dort auf dem Zebrastreifen meinen Sohn erfasst», sagt er. Gabriel sei «etwa 30 Meter mitgeschleift» worden und liegengeblieben. «Das Auto ist nochmals etwa 100 Meter weitergefahren.» Laut der Kantonspolizei Aargau fuhr die 62-jährige Lenkerin «eine Böschung hinunter, kollidierte mit einer Wand und kam da zum Stillstand». Sie blieb unverletzt und musste ihr Billett vorläufig abgeben.

«Ich wusste nicht, was passiert war»

Und Gabriel? «Ich war wieder da und bin aufgestanden», sagt er. «Ich wusste nicht, was passiert war.» Es seien rasch Leute bei ihm gewesen. Dann sei er von der Strasse weggebracht worden.

Sein Vater wird derweil per Telefon informiert. «Das war ein ziemlicher Schock», sagt er. Er sei ohne Jacke zur Unfallstelle gerannt. «Es war schlimm. Ich wusste ja nicht, was ich antreffen werde.» Glücklicherweise habe sein Sohn vor Ort keine offenen Wunden gehabt. Und: «Er konnte seine Beine und Hände bewegen.»

Eine Ambulanz bringt Gabriel in ein Spital. «Es ist ein kleines Wunder, dass er keine gröberen Verletzungen erlitt», sagt Ivano Rizzo. Gabriel musste bis am Sonntag zur Überwachung im Spital bleiben. «Ich wurde immer wieder geweckt und musste aufstehen», sagt der Bub. Dies sei schwierig gewesen, da er Schmerzen am Kopf und am Bauch gehabt habe. Sein Vater sagt, dies sei so gewesen, weil sein Sohn an der Hüfte vom Auto erfasst und seinen Kopf angeschlagen habe. «Ich habe aber nicht geweint», sagt Gabriel tapfer. «Nur vielleicht ein wenig an der Unfallstelle.» Er sei froh, dass ausser Schürfungen und Prellungen nichts Schlimmeres passiert sei.

Autofahrerin hat sich entschuldigt

Wütend auf die Autofahrerin ist Gabriel nicht. Aber: «Sie hätte hinter dem Auto bremsen können.» Sein Vater sagt: «Sie hat am nächsten Morgen angerufen, sich nach Gabriel erkundigt und sich entschuldigt. Sie hat gesagt, dass sie sich nicht an den Unfall erinnern könne.» Er nimmt die Entschuldigung an, aber: «Es hätte auch noch andere Schulkinder treffen können. Das, was sie getan hat, ist schon ein wenig grobfahrlässig.» Solche Unfälle könnten auch gelähmte oder tote Kinder hinterlassen. «Für uns alle ist es deshalb ein grosses Geschenk, dass Gabriel nicht mehr passiert ist.»

Einen Wunsch hätte die Familie Rizzo aber noch: «Es wäre schön, wenn man dort, wie in anderen Gemeinden, Verkehrslotsen einführen könnte.»


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