Sosa D.* (39) aus Oberentfelden AG ist verzweifelt. Sie macht sich Sorgen um die Gesundheit ihrer vier Kinder im Alter zwischen vier und zwölf Jahren. Nachdem die sechsköpfige Familie im August 2023 in eine 4,5-Zimmer-Wohnung gezogen war, zeigte sich rasch ein ungebetener Mitbewohner: Schimmel – nicht nur hässlich anzusehen, sondern auch gefährlich für die Gesundheit.
Sosa D. führt durch die betroffenen Räume. «Der Schimmel tauchte ab Mitte Oktober in mehreren Räumen auf», erklärt die Pflegeassistentin. Die Familie habe die Verwaltung Anfang November informiert. «Seit acht Monaten harren wir in dieser Wohnung aus. Ich habe Angst, dass der Schimmel meine Familie krank macht», sagt Sosa D.
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Tapete fällt von Wand
Sosa D. bleibt in einem Raum stehen: «Am schlimmsten betroffen ist dieses Kinderzimmer. Durch die Feuchtigkeit der Wand fiel da sogar die Tapete ab. Der Schimmel befiel auch das Bettgerüst, die Matratze und Kleidungsstücke.» Beim Blick-Besuch fehlt die Tapete weiterhin, nur der Schimmel, der sich darunter gebildet hatte, wurde inzwischen behelfsmässig entfernt. Wie es vor der Behandlung ausgesehen hat, belegen Aufnahmen. Zu sehen: eine feuchte Wand und grossflächige, schwarze Flecken.
Die Verwaltung sieht die Schuld bei den Mietern. «Dabei haben Experten in der Wohnung eine zu hohe Feuchtigkeit gemessen», sagt Sosa D.«Sie vermuten, dass das Objekt nicht richtig isoliert ist.»
Was für Sosa D. auch für eine ungenügende Isolation spricht: «Wenn es regnet, tropft im Elternschlafzimmer Wasser von der Decke.» Sie zeigt Handyaufnahmen, in denen Tropfen von der Decke fallen. Weiter zeigt sie auf die Fensterrahmen: «Die wirken alt und sind wohl undicht.»
Mutter zeigt Schimmel im Elternschlafzimmer
Was Sosa D. am meisten stört: «Der Vermieter lässt uns im Stich.» So ist in Mails zu lesen, wie die Verwaltung der Familie Anweisungen gibt, wie sie den Schimmel selbst bekämpfen kann – etwa mit einem Spray aus der Drogerie. Irgendwann lenkt die Verwaltung ein und macht das Angebot, einen Maler aufzubieten. Sosa D.: «Dieser sprayte die betroffenen Stellen kurz an und strich dann noch kurz drüber.»
Doch der Schimmel kam bald wieder. Als erneut ein Maler ran soll, heisst es seitens der Verwaltung: auf Kosten der Familie!
Trockner gegen die Feuchtigkeit
Ende Juni sei es zu einem «schwierigen Termin» bei der Schlichtungsbehörde gekommen, so die Kroatin. «Weil wir nicht so gut Deutsch können, haben wir ein Dokument unterschrieben. Wir wussten nicht, dass es darin heisst, dass wir die Schuld anerkennen. Nachdem meine Schwester das Schreiben für uns übersetzt hat, haben wir innerhalb der Frist reagiert und alles widerrufen.» Die beiden Schreiben liegen Blick vor.
Der Vermieter macht seine Position gegenüber Blick schriftlich klar: «Das Verschulden für den Missstand in der Wohnung liegt einzig und allein in der Verantwortung des Mieters.» So habe die Familie schlecht gelüftet und Möbel an Aussenwände gestellt. Zudem haben die «Mieterin oder ihre Kinder die Silikonfuge bei der Badewanne entfernt».
Inzwischen kommen Trockner – im Auftrag der Verwaltung – gegen die Feuchtigkeit zum Einsatz. Diese konnte innerhalb von zwei Wochen etwas gesenkt werden, doch beim Blick-Besuch fühlt sich die Wohnung weiterhin feucht an und sie stinkt. «Weil hier Stromkabel herumliegen und die Trockner so laut sind, kommen wir tageweise bei meiner Schwester unter. Auch, um etwa wenigstens duschen zu können», sagt Sosa D. «Da können wir aber nicht lange bleiben, weil wir dann neun Personen in einer 3,5-Zimmer-Wohnung sind.»
Fürchten Eigentümer Investition?
Mittlerweile ist die Rechtsschutzversicherung der Familie in den Fall involviert. Die Ansage an die Verwaltung: Es bestehe «ein generelles Feuchtigkeitsproblem in dieser Wohnung», wo «offenbar bei Regenfällen auch Wasser in die Wohnung eintritt». Die Versicherung schreibt: «Es ist unprofessionell, das Problem einfach auf die Mieterschaft überwälzen zu wollen – weil die Eigentümerschaft vermutlich die Investitionen fürchtet.» Fazit: «Sie müssen nun umgehend handeln und die gesamte Wohnung auf undichte Stellen sowie Rohrbrüche untersuchen lassen.»
Wie es weitergeht, weiss Sosa D. nicht. «Ich wünsche mir aber, dass die Verwaltung uns eine faire Übergangslösung zur Verfügung stellt und für die bisher entstandenen Schäden aufkommt.»
Eine Lösung ist bis heute nicht in Sicht. Und der Vermieter gibt gegenüber Blick gar an, die Familie für die Schimmel-Schäden haftbar machen zu wollen, auch vor Gericht. Sicher ist für Sosa D. und ihre Familie im Moment nur eines: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Schimmel wiederkommt.
* Name bekannt