Auf dem Maienzugplatz in Aarau wird am Mittwoch ein Eisfeld unter freiem Himmel eröffnet, ein erstes Vorzeichen des Weihnachtsmarktes. Ganze 2000 Quadratmeter gross ist die Eisfläche – angelegt mit einer grossen Kältemaschine, die auf dem Gelände steht.
Während vergangenes Jahr noch Blackout-Angst herrschte und sogar die Beleuchtung für historische Schlösser abgedreht wurde, ist es auf dem Maienzugplatz fertig mit Stromsparen. Aktuell rechnet man für das Eisfeld mit einem Verbrauch von 0,7 Kilowattstunden pro Quadratmeter Eisfläche und Betriebstag. Heisst bei 2000 Quadratmetern: 1400 Kilowattstunden am Tag. Zum Vergleich: In der Schweiz verbraucht ein Zweipersonen-Wohnungshaushalt circa 2750 Kilowattstunden – im Jahr. Im Baugesuch des Feldes ging man laut «Aargauer Zeitung» noch von 360 Kilowattstunden pro Tag aus.
Kurz: Das Eis braucht extrem viel Strom. Und das passt in Aarau längst nicht allen.
Schon die Eisfeld-Ankündigung kam bei den Politikern nicht gut an. GLP-Einwohnerrat Peter Jann: «Dies vor dem Hintergrund der letztjährigen Diskussionen um die Energiemangellage und einem drohenden Blackout.» Auch wenn die diesjährige Prognose nicht ganz so düster sei, frage man sich, «ob die Eisbahn zum jetzigen Zeitpunkt in diesen Dimensionen wirklich sinnvoll ist». Jann spricht von einem kleineren Eisfeld oder Kunststoffeis. «Das würde auch besser zum Klimaziel ‹Netto-Null› der Stadt passen.» Baden AG etwa habe nach einer einmaligen Einrichtung einer Eisbahn auf weitere verzichtet.
Gleicher Meinung ist SVP-Einwohnerrat Urs Winzenried: «Dieses Eisfeld ist völlig unnötig.» Man könne nicht jammern, man habe zu wenig Energie, «und dann diese für so etwas verbrauchen».
Das Volk ist mehrheitlich wütend
Auch Bürger schütteln den Kopf. «Ich finde dieses Eisfeld bei den heutigen Strompreisen keine gute Idee», sagt Isabelle Bertschi (50). Roman Schober (77) wettert: «Bireweich! Die, die Lust haben auf Schlittschuhlaufen, können ja unsere Kunsteisbahn benutzen.»
Die Vorwürfe gelten auch der Agentur Stadtchend, die den Weihnachtsmarkt und somit das Eisfeld-Projekt Iiszauber projektiert hat. «Wenn man schaut, was bezüglich Stromverbrauch in der Wirtschaft sonst noch so alles abgeht, ist es fast ein wenig gemein, dass gewisse Leute unser Projekt nun herausziehen und kritisieren», kontert Agentur-Mitinhaberin Kim Grenacher (34).
Grenacher sagt, man habe auf neue Technologien zurückgegriffen. Die Kältemaschinen seien nur in den Vorbereitungen voll gelaufen, um das Eis «auf gut 2000 Quadratmetern» zu bilden. Jetzt liefen sie je nach Bedarf. «Wenn es draussen wärmer wird, müssen die Kühlelemente natürlich mehr gekühlt werden.»
Warum kein kleineres Feld? «Wir haben es so gross gemacht, dass es für uns wirtschaftlich tragbar ist und wir hoffentlich keinen Verlust machen», sagt Grenacher.
Stadt könnte bei Strommangellage Eisfeld «schliessen»
Und was sagt Aarau als Auftraggeber? «Die Eisbahn war im Konzept Weihnachtsmarkt von Anfang an enthalten und Teil der Bewilligung», sagt Stadtpräsident Hanspeter Hilfiker (FDP) – und hält fest: «Wir haben als Stadt aber die Klausel im Vertrag, dass wir bei einer in Aussicht stehenden Strommangellage die Eisbahn schliessen können.»
Dazu würde es in Städten wie Basel, Luzern, St. Gallen und Bern nicht kommen, weil sie gar kein Eisfeld im Rahmen ihres Weihnachtsmarktes geplant haben. Ausser auf dem Bundesplatz, wo jedoch synthetisches Eis verwendet wird. Nicht einmal auf dem beliebten Weihnachtsmarkt auf dem Sechseläutenplatz in Zürich kann man dieses Jahr Schlittschuh laufen.