Amsterdam statt Lenzburg AG
Aargauerin sitzt im falschen Zug – Lokführer macht Extrahalt

Eine Aargauerin stieg nach einem langen Arbeitstag in den Zug nach Hause. Das dachte sie zumindest. Denn statt nach Lenzburg AG war sie nun auf dem Weg nach Amsterdam. Am Ende gab es aber doch noch ein Happy End.
Publiziert: 14.05.2022 um 15:13 Uhr
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Aktualisiert: 14.05.2022 um 17:17 Uhr
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Eine Frau stieg aus Versehen in den Nachtzug nach Basel-Amsterdam, als sie eigentlich nach Lenzburg AG fahren wollte. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Diese Zugfahrt wird eine Lenzburgerin wohl nicht mehr so schnell vergessen. «Ich: Heute, 22.10 Uhr. Zürich HB. Nach einem langen Arbeitstag endlich im Zug nach Hause (Lenzburg)», schreibt die Frau auf dem sozialen Netzwerk Linkedin.

Doch die Vorfreude auf das Zuhause verflog schnell, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet. Denn als das Zugpersonal das Billett kontrollieren wollte, realisierte die Frau: Sie war im Nachtzug nach Basel-Amsterdam gelandet, und nicht im Zug, der in Lenzburg hält.

Lokführer prüfte zuerst Extrahalt in Lenzburg

«Vor meinem inneren Auge sehe ich mein Bett in weite Ferne schweifen. Ich lehne mich erschöpft zurück und ergebe mich stoisch meinem Irrfahrt-Schicksal», berichtet die Aargauerin. Ihr unbekannter Sitznachbar versuchte, sie aufzumuntern. Derweil schaute die Kontrolleurin bereits nach neuen Verbindungen.

Wenige Augenblicke später informierte die Schaffnerin die Frau darüber, dass der Lokführer einen ausserordentlichen Halt in Lenzburg prüfe. Von der Hoffnung beflügelt, startete daraufhin eine Diskussion im Abteil. Die Aargauerin redete mit ihrem Sitznachbarn, einem Deutschen, den sie ganz charmant fand, über die Möglichkeiten der SBB im Vergleich zur Deutschen Bahn. Auch weitere Passagiere stiegen in die Debatte ein, heisst es im Bericht.

«Ausserordentlicher Halt in Aarau!»

Die Kontrolleurin kehrte kurze Zeit später allerdings wieder mit schlechten Nachrichten zurück: Ein Extrahalt in Lenzburg sei wegen anderer Züge nicht möglich.

Doch die Frau schien ihr Schicksal bereits akzeptiert zu haben: «Ich ‒ lediglich leicht enttäuscht: Nur, dass sie dies überhaupt in Erwägung gezogen und gleich mit dem Zugführer besprochen haben, erachte ich als überaus aussergewöhnlich. Ich bin begeistert! Alles gut. Herzlichen Dank!»

Die Diskussion im Abteil entfachte erneut. Und schon wieder musste die Kontrolleurin unterbrechen. Doch dieses Mal hatte sie ein breites Grinsen auf dem Gesicht: «Wir machen für Sie einen ausserordentlichen Halt in Aarau!»

Frau wurde mit Standing Ovation verabschiedet

Im Abteil klatschen daraufhin einige Passagiere. Wenige Augenblicke später hielt der Zug tatsächlich in Aarau. «Begleitet von der Zugbegleiterin und ihrem Vorgesetzten sowie Standing Ovations im Abteil und einem neuen Linkedin-Kontakt, öffnet sie die Türe und ich springe raus», schreibt die Lenzburgerin.

Auf Linkedin sind viele Leser begeistert vom Erlebnis der Frau, schreibt die «AZ». Auch für die SBB gibt es grosses Lob. In den Kommentaren berichtet eine Frau sogar von einem ähnlichen Erlebnis, bei dem für sie ein Extrahalt in Basel gemacht worden sei.

Zug fuhr mit einer Minute Verspätung weiter

Auf Anfrage der Zeitung erklärt Sabrina Schellenberg, Mediensprecherin der SBB: «Solche Fälle sind äusserst selten. Die SBB prüfen dann jeweils, ob ein ausserordentlicher Halt möglich ist.»

Für einen Extrahalt müssen nämlich einige Kriterien erfüllt sein, zum Beispiel, dass der Halt keinerlei Einfluss auf den Fahrplan sämtlicher Züge hat. In diesem Fall hatte der Nachtzug bei der Abfahrt in Aarau eine Minute Verspätung und kam fünf Minuten später als geplant in Basel an. Fünf Minuten, die vermutlich keinen der Passagiere störten. (obf)


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