Wer wird in der Schweiz radikalisiert - und wie? Eine neue Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) beleuchtet die dschihadistische Radikalisierung in der Schweiz. Sie zeigt ein ähnliches Bild wie in den Nachbarländern: Es sind mehrheitlich in Agglos wohnende männliche Secondos zwischen 18 und 35 Jahren, mit tiefem Bildungsniveau und im Arbeitsmarkt schlecht integriert. 40 Prozent beziehen staatliche Unterstützung.
Nicht erfasst wurde in der Studie die Gefährdung durch Islamisten. Einzelne waren ganz schön gefährlich! Sie hatten sogar tödliche Angriffe geplant, konnten aber rechtzeitig gestoppt werden. So kam es im Gegensatz zu unseren Nachbarländern in der Schweiz nie zu einem IS-motivierten Anschlag.
Was für Anschläge in der Schweiz geplant waren und wie viele Anschläge verhindert werden konnten, verrät der Nachrichtendienst des Bundes auf Anfrage von BLICK nicht. Allerdings sind folgende drei Fälle bekannt:
Giftgas-Anschlag
Dem Bundesnachrichtendienst gelang es 2014, eine IS-Zelle zu sprengen, deren drei Mitglieder aus dem Irak einen Anschlag planten. Sie wurden unter anderem der «Gefährdung durch Sprengstoffe und giftige Gase in verbrecherischer Absicht» verdächtigt. Offenbar hatten die Verdächtigen bereits versucht, entsprechendes Material zu beschaffen. Zum Terrortrio gehörte auch der «Rollstuhl-Bomber» Osama M.*, der in Beringen SH verhaftet wurde. Der Fall endete wegen Beteiligung an einer kriminellen Organisation mit der Verurteilung der Männer zu Gefängnisstrafen.
Berner Zibelemärit
2017 waren die Sicherheitsvorkehrungen am Berner Zibelemärit so gross wie noch nie. Grund war die Aussage eines Migranten, der den Zibelemärit als Anschlagsziel genannt hatte. Er konnte dank Hinweisen des Deutschen Nachrichtendienstes in der Westschweiz verhaftet werden.
Öltanks in Basel
In Syrien hat man offenbar auf einer Festplatte die Terrorstrategie des IS gefunden. Darauf soll auch die Rede von einem Anschlag auf die Pipeline einer Erdölraffinerie in Basel-Kleinhüningen sein - unweit der französischen Grenze. Ausgewählt hätten die Terroristen das Ziel wegen des «wirtschaftlichen Desasters», das sie in den beiden Ländern auslösen wollten. Laut «Sunday Times», die über diese Festplatte schrieb, hätte das Attentat Anfang Januar 2019 ausgeführt werden sollen. Allerdings hatten die Terroristen offenbar alte Satellitenaufnahmen verwendet: Die Tanks waren inzwischen abgerissen worden.
* Name bekannt
Im Mai 2019 verzeichnete der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) 66 Risikopersonen und 92 dschihadistisch motivierte Reisende. Unter den 92 Fällen befinden sich 31 Personen, die über eine schweizerische Staatsangehörigkeit verfügen (davon 18 Doppelbürger). Der NDB geht zudem davon aus, dass sieben Kinder, die zumindest einen Elternteil mit Schweizer Bürgerrecht haben, von dieser Problematik betroffen sind. Weiter geht der NDB davon aus, dass sich aktuell rund 20 dschihadistisch motivierte Reisende (Männer, Frauen und Kinder), die über das Schweizer Bürgerrecht verfügen, im syrisch-irakischen Konfliktgebiet aufhalten.
Der Bundesrat unternimmt alles, um eine unkontrollierte Einreise in die Schweiz zu verhindern. Die Schweiz verweigert die Einreise nicht, führt aber keine aktive Rückführung von erwachsenen terroristisch motivierten Reisenden durch. Eine aktive Rückführung kann nur für Minderjährige geprüft werden. Zudem wird die Strafverfolgung terroristischer Straftaten im Tatortstaat nach internationalen Standards angestrebt.
Seit 2012 hat der NDB rund 624 Nutzer (606 im November 2018) identifiziert, die in oder aus der Schweiz im Internet dschihadistisches Gedankengut verbreitet oder sich mit Gleichgesinnten im In- und Ausland vernetzt haben.
Im Mai 2019 verzeichnete der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) 66 Risikopersonen und 92 dschihadistisch motivierte Reisende. Unter den 92 Fällen befinden sich 31 Personen, die über eine schweizerische Staatsangehörigkeit verfügen (davon 18 Doppelbürger). Der NDB geht zudem davon aus, dass sieben Kinder, die zumindest einen Elternteil mit Schweizer Bürgerrecht haben, von dieser Problematik betroffen sind. Weiter geht der NDB davon aus, dass sich aktuell rund 20 dschihadistisch motivierte Reisende (Männer, Frauen und Kinder), die über das Schweizer Bürgerrecht verfügen, im syrisch-irakischen Konfliktgebiet aufhalten.
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