Schon seit mehr als einem Jahr befand sich Miran S.* auf der Flucht. Der mittlerweile 20-jährige Ostschweizer war international zur Verhaftung ausgeschrieben, nachdem er aus einem Zürcher Massnahmenzentrum flüchten konnte.
Seit Oktober 2020 befand er sich auf der Flucht und konnte nun in Kroatien geschnappt werden. «Der Beschuldigte wurde am 1. März 2022 verhaftet, nachdem mehrmonatige Ermittlungen durchgeführt worden waren», wie die kroatische Staatsanwaltschaft gegenüber dem «Tages-Anzeiger» bestätigt.
Der Elektrikerlehrling interessierte sich schon früh für Feuerwerk und begann später damit, kleinere Sprengkörper zu bauen und in einem Wald explodieren zu lassen, wie der «Tages-Anzeiger» weiter berichtet. In rechtsextremen Gruppen im Internet schrieb er zudem Dinge wie «Werde ein paar Gebetshallen zusammenschiessen» oder «Geh ein paar Muslime töten».
FBI wurde auf Ostschweizer aufmerksam
Als es 2019 im neuseeländischen Christchurch zu einem Attentat kam, bei dem mehrere Muslime getötet wurden, zeigte sich Miran S. begeistert. Auf Instagram postete er ein Video des Attentats und schrieb dazu: «Irgendwann werde ich das Gleiche tun.» Als ihn daraufhin jemand fragte, wo er das denn tun werde, erklärte er: «Irgendwo in der Schweiz.»
Das US-Behörde FBI wurde auf den Post aufmerksam und informierte die Schweizer Behörden darüber. Daraufhin musste der damals 17-Jährige eine Woche lang in Haft. Als er wieder rauskam, bestellte er kiloweise Chemikalien, die man zum Bauen von Sprengstoff benötigt. Daraufhin wurde er erneut verhaftet, kam nach zwei Wochen aber schon wieder frei.
Die Behörden stuften ihn als «sehr gefährlich» ein
Den Jugendlichen schienen die Verhaftungen nicht sonderlich zu beeindrucken. Er versuchte erneut, bei einem Waffenhändler Schusswaffen und Handgranaten zu kaufen. Abermals wurden die Behörden auf ihn aufmerksam und werteten das als Vorbereitung auf eine Gewalttat. Zum dritten Mal klickten die Handschellen.
Dieses Mal wurde er nach Uitikon ZH ins kantonale Massnahmenzentrum gebracht – ein Gefängnis für Jugendliche und junge Erwachsene. Hier sollte der Möchtegern-Terrorist therapiert werden. Die Behörden stuften ihn als «sehr gefährlich» ein.
«Ich möchte das eigentlich am liebsten alles vergessen»
Auf seiner Flucht versuchte er sich zu erklären. Er gestand zwar im Gespräch mit dem «Tages-Anzeiger», dass er gegen Muslime hetzt und Waffen und kiloweise Chemikalien kaufen wollte. Einen Anschlag habe er aber nicht durchführen wollen. «Nie. Nie. Nie. Ich wäre nicht fähig dazu», behauptete er. Und: «Ich bereue wirklich, verdammt fest.» Auch von den rechtsextremen Gruppen distanzierte er sich: «Ich möchte das eigentlich am liebsten alles vergessen.»
Nun wurde Miran S. ein weiteres Mal verhaftet – dieses Mal in Kroatien. Das Bundesamt für Justiz hat sich bislang nicht dazu geäussert. (obf)
* Name bekannt