Auf einen Blick
- Ozempic gilt als Wunderwaffe gegen Übergewicht und Diätspritze
- Novo Nordisk zahlte 4,9 Millionen Franken an Ärzte und Spitäler
- Ozempic verursachte 2023 Kosten von 81,2 Millionen Franken
Es ist der Shootingstar unter den Medikamenten, das Lifestyle-Mittel von Hollywood: Die Diätspritze Ozempic liegt seit Monaten im Trend. Was eigentlich als Diabetesmedikament gedacht war, hat sich als Wunderwaffe gegen Übergewicht etabliert.
Der Hersteller Novo Nordisk hilft dem Hype tatkräftig nach, indem er dafür tief in die Tasche greift: Insgesamt 4,9 Millionen Franken hat das dänische Unternehmen letztes Jahr an Ärzte, Spitäler und Organisationen bezahlt – ein neuer Rekord. Blick hat zusammen mit dem «Beobachter» und der «Handelszeitung» die Zahlungen von über 60 Pharmaunternehmen analysiert und auf pharmagelder.ch veröffentlicht.
Ozempic verursacht höchsten Kosten aller Diabetesmedikamente
Während Ozempic in den USA selbst bezahlt werden muss, werden die Kosten in der Schweiz von der Krankenkasse übernommen. Jedoch nur, wenn strenge Kriterien erfüllt sind, etwa starkes Übergewicht oder eine gewichtsbedingte Erkrankung. Laut dem Helsana-Arzneimittelreport verursachte der Wirkstoff Semaglutid, der in Ozempic oder Wegovy enthalten ist, im Jahr 2023 mit 81,2 Millionen Franken die höchsten Kosten aller Diabetesmedikamente. Die Umsatzsteigerung betrug dabei fast 60 Prozent.
Doch der Markt für die Abnehmriesen scheint noch lange nicht ausgeschöpft: Erst kürzlich kam eine Studie zum Schluss, dass das Medikament auch bei übergewichtigen Kindern wirksam sei – was Novo Nordisk nicht entgangen zu sein scheint: So erhielt Daniel Konrad, Chefarzt für Endokrinologie und Diabetologie am Kinderspital Zürich, letztes Jahr über 10'000 Franken von Novo Nordisk.
Auf Anfrage heisst es beim Kinderspital, man äussere sich nicht zu Details von Vereinbarungen: «Seitens des Kinderspitals bestanden keine Verpflichtungen gegenüber Novo Nordisk, und es wurden keine Honorare für Vorträge gezahlt.»
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Chefarzt des Unispitals unter den Top Ten
Auch Roger Lehmann, stellvertretender Chefarzt der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und klinische Ernährung am Zürcher Unispital, wird Jahr für Jahr von Novo Nordisk finanziell unterstützt, etwa für Kongresse, Reisen oder Übernachtungen. Vergangenes Jahr erhielt Lehmann rund 27'000 Franken – und landet somit auf Platz zehn der Ärzte, die am meisten Geld von der Pharmaindustrie bekommen haben.
Auf Anfrage schreibt Lehmann: «Ich wünschte, das Unispital würde für die Kongresse aufkommen, tut es aber nicht.» Die Kongresse seien absolut notwendig für Lehmann, nur so könne er die Expertise einholen und sie in der Schweiz weitergeben.
Mitarbeit: Otto Hostettler, Simon Huwiler, Michael Heim und Lisa Aeschlimann