Der Schweizer Millionärssohn Nidal B.* (23) hat ein grosses Problem: Er ist in Deutschland zur Fahndung ausgeschrieben. Doch um sich vor einer Festnahme zu schützen, hatte er offenbar eine zündende Idee. Wie der «Spiegel» berichtet, ist auf den berühmt-berüchtigten «Ferrari-Abfackler» ein Diplomatenpass ausgestellt. Die Idee dahinter: Würde er in eine Polizeikontrolle geraten, könnte Nidal B. locker seinen Ausweis der Republik Guinea-Bissau vorweisen – mit der er sich locker einer Verhaftung entziehen könnte. Einzig: Der Griff in die staatspolitische Trickkiste dürfte Nidal B. einen Haufen Geld gekostet haben.
Hildegard Bäumler-Hösl, bei der Münchner Staatsanwaltschaft zuständig für Wirtschaftsstrafsachen, sagt zu BLICK: «Im Fall von Nidal B. flossen nach unseren Erkenntnissen im Zusammenhang mit dem Kauf des Diplomatenpasses der Republik Guinea-Bissau, der auf seinen Namen ausgestellt wurde, im Februar dieses Jahres 500'000 Schweizer Franken sowie 300'000 Euro von Nidal B. in Richtung der Verkäufer.» Umgerechnet rund 840'000 Franken – ohne echten Mehrwert, denn der Pass wurde von der Staatsanwaltschaft München beschlagnahmt.
Ein Pass macht noch lange keinen echten Diplomaten
Und: Nur weil man einen Diplomatenpass besitzt, habe man noch lange keinen Diplomatenstatus. Expertin Bäumler-Hösl klärt auf: «Man ist nur Diplomat und geniesst die diplomatischen Privilegien wie etwa Immunität, wenn man beim Auswärtigen Amt akkreditiert ist. Dafür gibt es ein Zulassungsverfahren im jeweiligen Gastland. Eine Person wie Nidal B. würde in diesem Zulassungsverfahren wahrscheinlich durch das Raster fallen und nicht auf die Akkreditiertenliste für Diplomaten kommen.»
Überhaupt sei keine der Personen auf der Liste der Abnehmer der dubiosen Diplomatenpässe beim Auswärtigen Amt in Deutschland als Diplomat akkreditiert, stellt Bäumler-Hösl klar. Sie hält fest: «Auch Nidal B. ist in Deutschland nicht als Diplomat akkreditiert. Er ist also kein Diplomat.»
Hoffnung, dass bei einer Kontrolle nicht nochmals nachgeprüft wird
Im Fall der Fälle hätte Nidal B. also hoffen müssen, dass die Beamten nicht in der Akkreditierungsliste nachschauen – und ihn dann hätten weiterfahren lassen. Nicht akkreditierte Besitzer eines Diplomatenpasses würden sich immer erhoffen, dass sie nur schnell und oberflächlich kontrolliert würden, so die Staatsanwaltschafts-Sprecherin weiter. Ein diplomatisches Restrisiko sozusagen.
Nidal B. scheint sich dessen bewusst gewesen zu sein. Denn wie das gambische News-Portal «The Monitor» schreibt, ist ein Diplomatenpass der Republik Gambia auf seinen Namen ausgestellt.
* Name der Redaktion bekannt