Mechaniker klaut Linienmaschine in Seattle
Das tut Zürich gegen Flugzeugdiebe

Am Freitag kapert der Mechaniker Richard R. * (29) in Seattle (USA) eine leere Passagiermaschine und zerschellt damit auf einer Insel. Unmöglich in der Schweiz? Von wegen!
Publiziert: 13.08.2018 um 00:47 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:09 Uhr
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Flugzeugmechaniker Richard R.* (29) auf dem Rollfeld des Airports in Seattle.
Foto: HANDOUT
Myrte Müller

Das Husarenstück versetzt die Welt in Staunen: Am Freitagmorgen Ortszeit kapert ein Flugzeugmechaniker der US-Fluglinie Horizon Air eine leere Passagiermaschine der Alaska Airlines. Die Bombardier Dash 8 Q400 mit 76 Plätzen steht auf dem Rollfeld des Flughafens von Seattle, als Richard R.* (29) sich ins Cockpit setzt.

Der Irrflug des Flugzeugmechanikers Richard R. vom Start auf dem Flughafen Seattle-Tacoma International Airport bis zum Absturz auf Ketron Island.

Dem Mann gelingt es, den Flieger in Gang zu bringen. Er hebt ohne Starterlaubnis ab. In der Luft zieht er waghalsige Schleifen. Zwei Kampfjets steigen zum Flugzeug auf, um die Maschine von der 700'000-Einwohner-Stadt fernzuhalten. Die Fluglotsen halten Kontakt zum Flugzeugentführer. Sie versuchen, Richard R. zur Landung auf einem Militärflugplatz zu bewegen. Doch der Mechaniker fliegt weiter, bis der Treibstoff knapp wird.

Er sei ein gebrochener Mann, habe einige Schrauben locker, sagt er über sich. Für eine Landung sei er noch nicht bereit, meldet er dem Kontrollturm. Nach einer Stunde Flug geht die Maschine in den Sturzflug über und zerschellt auf der kleinen Ketron Island. Der Sheriff von Pierce County, Paul Pastor, geht von Suizid aus.

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Richard R. hat keinen Pilotenschein. Er ist für das Putzen und das Ein- und Ausladen der Maschinen zuständig. Wie kann er eine Passagiermaschine kapern und sie so lange am Himmel halten? Wäre so eine Entführung in der Schweiz auch denkbar? Ja!

«So etwas kann überall passieren»

Der Flughafen Zürich sei zwar sehr gut kontrolliert, sagt Philipp Bircher von der Medienstelle des Flughafens, aber ausschliessen könne man so eine Wahnsinnstat nicht. «Die Standplätze sind videoüberwacht und der Controltower hat Sichtkontakt. Eine Flugzeugentführung würde sicher schnell gemeldet und Fahrzeuge würden am Boden die Maschine blockieren», sagt Philipp Bircher, «doch da gibt es immer den Faktor Mensch.» Mechaniker, wie im Fall von Seattle, hätten natürlich Zugang zum Flugzeug. 

Ähnlich sehen es die Swiss International Air Lines. «So etwas kann überall passieren, wenn es sich um einen Mitarbeiter aus den eigenen Reihen handelt», sagt Sprecherin Meike Fuhlrott, «auch wenn jeder, der luftseitig einen Auftrag hat, eine Sicherheitskontrolle passieren sowie einen Flughafenausweis haben oder angemeldet sein muss.» 

Aviatik-Experte Sepp Moser: «Die Flugzeugentführung in Seattle überrascht mich nicht. Mechaniker können durchaus Maschinen bedienen. Sie fliegen bei Testflügen mit. Wenn da einer durchdreht, dann kann man kaum etwas dagegen tun.»

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