Pius F. missbrauchte Buben in Österreich, nun ist er in der Schweiz – sein Psychiater erklärt
Darum läuft der Pädo-Trychler jetzt frei herum

In Österreich wurde Freiheitstrychler Pius F. verurteilt. Trotzdem wird er nun in der Schweiz nicht in einer geschlossen Psychiatrie behandelt. Er ist derzeit in Freiheit. Sein Psychiater erklärt im Gespräch mit Blick, weshalb.
Publiziert: 31.01.2023 um 17:27 Uhr
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Aktualisiert: 01.02.2023 um 16:24 Uhr
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Andreas Frei behandelt den pädophilen Freiheitstrychler.
Foto: Juri Junkov
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Sven ZieglerRedaktor News

Der Fall schockiert, sorgt für Fassungslosigkeit: Mehrfach hat der Schweizer Freiheitstrychler Pius F.* zwischen November und Dezember 2021 minderjährige Buben missbraucht, Kinderpornos erstellt und Kinder in Hotels gelockt.

Pius F. wird Anfang 2022 in Österreich verhaftet, sitzt monatelang in Untersuchungshaft. Im Januar 2023 steht er vor Gericht im österreichischen Krems an der Donau. Dieses ordnet eine bedingte Einweisung in eine «Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher» an. Laut Gutachten ist F. unzurechnungsfähig. Ihm werden eine paranoide Schizophrenie mit ausgeprägter Wahnbildung und zusätzlich eine Pädophilie attestiert. Der «Tages-Anzeiger» berichtete zuerst.

Schon acht Monate Behandlung

Weil die Einweisung bedingt ist, darf er seine Behandlung in der Schweiz fortsetzen. Derzeit befindet sich F. hierzulande auf freiem Fuss. Therapiert wird er künftig von Psychiater Andreas Frei (68). «Es handelt sich um einen ungewöhnlichen Fall», sagt er im Gespräch mit Blick. Eine Schizophrenie in Kombination mit Pädophilie gebe es nicht so häufig.

F. sei in Österreich acht Monate in Untersuchungshaft gesessen. In dieser Zeit sei er bereits behandelt worden. «Die Berichte, die ich erhalten habe, sind vielversprechend. Deswegen habe ich mich auch entschieden, ihn zu behandeln», sagt Frei.

Die Behandlungen von solch schweren psychiatrischen Erkrankungen sei von Fall zu Fall unterschiedlich. «Grundsätzlich gilt aber, dass die Betroffenen lernen, wie mit der Medikation umzugehen ist. Anschliessend gilt es, wieder ein normales Beziehungsnetz aufzubauen und zu etablieren.» In welcher Form Pius F. allerdings therapiert werde – denkbar sind etwa eine betreute Wohngruppe oder eine Betreuung von zu Hause aus – sei noch völlig unklar. «Das werden die ersten Sitzungen ergeben», sagt Frei.

Frei – aber doch nicht frei

Doch wie kann es sein, dass Pius F. nun frei herumlaufen kann? Schliesslich sind seine Taten schockierend: Einen Zwölfjährigen hat Pius F. mindestens dreimal missbraucht, laut Anklageschrift habe er den Buben «in besonderer Weise erniedrigt». Auch drei weitere Jungen wurden von ihm missbraucht. Das jüngste Opfer: knapp 10 Jahre alt.

Frei sagt, für eine möglichst gute Behandlung sei es entscheidend, dass für die Täter so etwas wie Normalität herrsche. «Deswegen lockert man die Bedingungen auch, sobald es die Umstände zulassen. In Österreich wurde er mehrere Monate quasi geschlossen hinter Gittern behandelt – nun stellen sich erste Erfolge ein und die Bedingungen können gelockert werden. Das Verfahren in der Schweiz wäre praktisch genau gleich.»

Pius F. wird aber eng begleitet. Regelmässig müssen Nachweise zur Medikation und zum Verlauf der Psychotherapie erbracht werden. «Zudem gibt es in der Nähe eine geschlossene psychiatrische Einrichtung», sagt Frei. Sollte sich der Zustand von Pius F. verschlechtern, könne er schnell eingeliefert werden.

Heilbar sei Pädophilie nicht. Es sei aber gut möglich, dass bei einer Eindämmung der Schizophrenie mit Medikamenten die Pädophilie gar kein Problem mehr sei. Trotzdem: «Die Krankheit wird nie komplett verschwinden. Ich gehe daher davon aus, dass er für den Rest seines Lebens behandelt werden muss.»

* Name geändert

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