«Marilyn» war nur der Anfang
Versteigerung von Schweizer Privatsammlung könnte Rekorde brechen

Ein Warhol aus der Sammlung von Thomas und Doris Ammann wird Anfang Mai für Hunderte Millionen Dollar versteigert. Es ist nur eines von zahlreichen Werken aus dem Nachlass der beiden Sammler, die für einen guten Zweck unter den Hammer kommen.
Publiziert: 09.04.2022 um 01:03 Uhr
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Aktualisiert: 12.04.2022 um 15:47 Uhr
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Mitte März präsentierte das Auktionshaus Christie's in New York die «Sage Blue Marilyn» von Andy Warhol, die am 11. April versteigert wird.
Foto: keystone-sda.ch
Jonas Dreyfus

Das Werk wird in die Geschichte eingehen, obwohl es eigentlich beschädigt ist. «Shot Sage Blue Marilyn», wie der Siebdruck von Andy Warhol (1928–1987) heisst, gehört zu einer Serie von vier Porträts der Schauspiel-Ikone Marilyn Monroe (1926–1962) in verschiedenen Farben. Eine Performance-Künstlerin aus dem Umfeld Warhols durchlöcherte es in den 60er-Jahren mit einer Pistolenkugel.

Das Einschussloch zwischen den Augenbrauen ist inzwischen repariert. Das Auktionshaus Christie's versteigert die salbeiblaue Marilyn am 9. Mai in New York. 200 bis 300 Millionen Dollar sollten drinliegen. So viel hat noch niemand an einer Auktion für ein Werk aus dem 20. Jahrhundert bezahlt. Sollte es die 300-Millionen-Marke knacken, wäre es sogar das wertvollste zeitgenössische Werk überhaupt.

Es gehörte den verstorbenen Schweizer Geschwistern und Kunsthändlern Thomas (1950–1993) und Doris Ammann (1944–2021). Vergangene Woche wurde bekannt, dass nicht nur «Marilyn» unter den Hammer kommt, sondern gleich die ganze Privatsammlung der beiden.

Hunderte Millionen für Kinder in Not

Unter den rund 100 Werken befindet sich auch eines der grössten Bilder aus Warhols Blumenserie. Christie's schätzt es auf 15 bis 20 Millionen Dollar. Genauso viel soll eine in Weiss gehaltene Malerei des amerikanischen Künstlers Robert Ryman (1930–2019) einbringen. Ein Gemälde des Malers Cy Twombly (1928–2011) hat einen Schätzpreis von 10 bis 15 Millionen.

Wenn es gut läuft, könnte bei der Auktion, die in zwei Teilen stattfindet, ein mittlerer dreistelliger Millionenbetrag zusammenkommen. Er soll, so hat es Doris Ammann in ihrem Testament festgehalten, vollumfänglich für Kinder gespendet werden, die Not leiden.

Das Geschwisterpaar Ammann hat keine Nachkommen. Die beiden kamen in Ermatingen TG zur Welt, ihr Vater war Transportunternehmer. Thomas Ammann sammelte schon Kunst, als er noch ins Gymnasium ging. Später begann er damit zu handeln und galt als einer der Besten seines Fachs. Zu seinen Freunden gehörten Andy Warhol, seine Arbeitsorte waren eine Bauhaus-Villa am Zürichberg, ein Chalet in Gstaad BE und ein Penthouse im New Yorker Luxushotel The Pierre.

In drei Jahren muss das Geld verteilt sein

Nach dem Tod ihres Bruders führte Doris Ammann seine Galerie Thomas Ammann Fine Art in Zürich zusammen mit Georg Frei weiter, der heute als Präsident der Thomas und Doris Ammann Stiftung amtet. Die beiden seien begnadete Kunsthändler gewesen, sagt er gegenüber Blick. «Und meine besten Freunde.»

An wen genau der Ertrag der Auktion gespendet wird, ist gemäss Frei noch nicht bestimmt. Die Stiftung werde aber sicher auch Kinder aus der Ukraine berücksichtigen. In drei Jahren müssen die Hunderten Millionen Franken verteilt sein, so steht es in den Statuten. Die Stiftung sei auf die Not in der heutigen Zeit ausgerichtet, sagt Frei. «Je schneller wir reagieren können, desto schneller können wir helfen.»

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